Hoechster Kreisblatt
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Printausgabe vom 23.06.2004
Eine musikalisch-literarische Reise durch die exotische Welt des Orients
Eppstein. Mit zwei Stäbchen schlägt Ghodrat Giahi auf sein Santur, ein persisches Instrument – eine Mischung aus einem Hackbrett und einer Zitter – ein. Ausgiebige orientalische Klänge lassen die Gedanken des Publikums abschweifen. Das grelle Licht und die bunten Kinderbücher in der Städtischen Bibliothek geraten in den Hintergrund. Dann übernimmt Regina Berlinghof: «Rosen, Wein und Liebe» heißt ihre musikalische Lesung mit Versen von Omar Khayyam und Mohammed Schams Ed-Din, genannt Hafis. 

«Omar Khayyam, geboren in Nishapur, lebte von zirka 1045 bis 1122», führt Regina Berlinghof aus. Der Mathematiker und Philosoph galt als «ein muslimischer Aufklärer lange vor der Epoche der Aufklärung», beschreibt die Kelkheimerin den Dichter. Berühmt ist er durch seine Vierzeiler geworden. «Willst du leben mit uns, wasch aus dein Buch, weil, was Liebe dich lehrt, im Buch nicht ist», rezitiert die Verlegerin und freie Schriftstellerin. «Die Guten sehn im Wein nur edle Tugend, die Bösen nur Verbrechen, Trug und List. 
«Wein ist der Spiegel unsres bunten Lebens: Man sieht im Wein, was man selber ist», dichtete der zweite große Poet Hafis vor etwa 650 Jahren. Der «Bewahrer», der den Koran auswendig beherrschte, lebte von 1326 bis 1390 in Schiras. Themen seiner Gedichte sind immer wieder die Liebe zu Allah, zur Natur; besungen wird die Geliebte, der Wein, Gesang und Tanz. Wein, wie ihn vielleicht Hafis kannte, gibt es für die Zuhörer in der Pause. Rotwein von persischen Reben, wegen des islamischen Glaubens nach Frankreich exportiert, lassen sich die Gäste in der Bücherei schmecken. 

Mit allen Sinnen will Regina Berlinghof auf den Orient einstimmen. Sie selbst war Anfang der siebziger Jahre für ein halbes Jahr in Israel und lebte später zwei Jahre in Ägypten. Ihr besonderes Interesse gilt seitdem den orientalischen Ländern, die sie bereiste. In ihrem kleinen Verlag veröffentlicht die 57-Jährige hauptsächlich orientalische Lyrik. 

Die Welt des Orients mit Poesie kennen zu lernen, und nicht in Verbindung mit Krieg und Terror, sei besonders schön, bilanziert Erika Miksch-Schwarz. Die Bibliotheksleiterin ist begeistert von dem ungewöhnlichen Abend in den Räumen der Bücherei. «Wir machen solche Abende für Erwachsene nur drei bis vier Mal im Jahr», berichtet die Leiterin. Kinder haben hingegen jeden Monat die Möglichkeit, interessanten Geschichten zu lauschen. 

Künftig hat die Bibliothek auch samstags geöffnet, betont Erika Miksch-Schwarz. Am Samstag, 3. Juli, wird die Samstagsausleihe beim Tag der offenen Tür, von 10 bis 16 Uhr eingeführt. Im Anschluss ist die Bibliothek samstags immer von 10 bis 12 Uhr geöffnet. (uha)

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© 2003 Frankfurter Neue Presse