|
Von
Rosen, Liebe und Wein
Regina
Berlinghof und Shahram Moghaddam luden zu musikalisch-literarischer Lesung
Geisenheim. (chk)
– “Auf und trinke
den Wein im Rosenbeet,
weil die Dau-
er der Ros’ so flüchtig
ist. Itzt sind die
Tage der Lust, genieß,
genieß!” las
Regina Berlinghof im
Hörsaal 10 von
Schloß Monrepos.
Vor ihr auf dem
Tisch standen zwei duftende
persi-
sche Rosen, hinter ihr
der gläserne Er-
ker, der dem Publikum
den Blick auf
den Park freigab. So
kontemplativ wie
diese Kulisse und so
sinnlich wie die
vorgetragene Lyrik war
auch die Musik
von Shahram Moghaddam.
Er um-
rahmte die Lesung mit
Gitarre und Ge-
sang. Einige der vorgetragenen
Hafis-
Lieder hat er selbst
vertont.
Die Schriftstellerin
Regina Berlinghof
rezitierte nicht nur
lyrische Hafis-Texte
aus dem “Diwan”, sie
erzählte auch
viel aus dem Leben des
Dichters und
vom Einfluß, den
er auf Goethe hatte.
Mohammed Shams ed-Din,
genannt
Hafis, lebte von 1326
bis 1390 in Schi-
ras in Persien. Er gilt
als der größte
Dichter Persiens. “Hafis”
ist der Ehren-
name für diejenigen,
die den Koran
auswendig beherrschen.
Daß Hafis in
seinen Gedichten nicht
nur Gott und
den Koran verherrlichte,
sondern die
Schönheit der Natur,
die Geliebte, die
Liebe, Gesang, Tanz
und Wein feierte,
brachte ihn mit den
Frommen in Kon-
flikt, die er jedoch
mit loser Zunge ver-
spottete. “Hafis hatte
keine Angst vor
der göttlichen
Vergeltung, er fühlte
sich geborgen in Gottes
Liebe,” er-
zählte Regina Berlinghof,
“seine Liebe
zu Gott drückte
sich ganz irdisch-kon-
kret aus in der Liebe
zum Wein und zur
Geliebten.” Als Goethe
1813 die Ge-
dichte Hafis’, zusammengefaßt
in “Der
Diwan” in der Übersetzung
von Jo-
seph von Hammer-Purgstall
entdeck-
te, entzündeten
sie seine dichterische
Phantasie und inspirierten
ihn zu ei-
nem neuen Schaffensrausch,
in dem
der “West-Östliche
Divan” entstand.
“In Hafis fand Goethe
über die Zeiten
und Kulturen hinweg
eine Zwillings-
seele”, sagte Regina
Berlinghof. Er
nannte ihn den “heiligen
Hafis”. Und
Goethe dichtete: “Herrlich
ist der
Orient übers Mittelmeer
gedrungen.
Nur wer Hafis liebt
und kennt, weiß
was Calderon gesungen.”
Um die Nachtigall, die
Rosen, den
Wein, die Liebe ging
es immer wieder
in den von Regina Berlinghof
rezitier-
ten Hafis-Texten: “Ford’re
Wein und
streue Rosen ...” oder
“So vertraulich
war die Liebe, daß
die Scham die
Flucht ergriffen ...”
oder “Der Weise hat
im Glanz des Weines
Verborgenes er-
kannt ... , den Wert
der Rose hat allein
die Nachtigall erkannt”
oder “Welch
ein seltener Pfad! Der
Liebe Pfad, wo
der Führende selbst
verirret ist. Willst
Du leben mit uns, wasch
aus dein
Buch, weil, was die
Liebe dich lehrt, im
Buch nicht ist.” Regina
Berlinghof lebt
als freie Schriftstellerin
und Verlegerin
in Kelkheim. Sie hat
unter anderem
den Roman “Mirjam. Maria
Magdalena
und Jesus” geschrieben.
In ihrem “Yi-
nYang Media Verlag”
hat sie 1999 – zu
Goethes 250. Geburtstag
– die erste
deutsche Gesamtausgabe
von Hafis’
“Der Diwan” in der Übersetzung
von
Joseph Hammer-Purgstall
als preis-
werten Reprint in zwei
Bänden her-
ausgegeben. Shahram
Moghaddam
wurde 1969 in Teheran
geboren und
steht zur Zeit im Examen
für Klavier
und Gitarre an der Musikakademie
in
Wiesbaden. Mit einem
meisterhaft und
empfindsam wirkenden
musikalischen
Vortrag, mit in persisch
gesungenen
Liedern, nahm er die
Zuhörer mit in
Hafis’ Welt. Das aufmerksame
Publi-
kum honorierte die musikalisch-litera-
rische Lesung der beiden
Künstler mit
begeistertem und langanhaltendem
Applaus. Begeistert
zeigte sich auch
Karla Kamps-Haller,
deren Einladung
Regina Berlinghof und
Shahram Mog-
haddam nach Geisenheim
gefolgt wa-
ren. Karla Kamps-Haller
ist Leiterin
der zentralen Arbeitsstelle
für wissen-
schaftliche Weiterbildung
an der Fach-
hochschule Wiesbaden,
die zusam-
men mit dem Geisenheimer
Fachbe-
reich Gartenbau und
Landespflege zu
der musikalisch-literarischen
Lesung
eingeladen hatte.
|