Christliche Internet-Zeitung |
Erstes unabhängiges Online-Nachrichtenblatt im Bereich Kirche, Gesellschaft und Umwelt |
Ausgabe Nr. 29 / 3. Jahrgang / Herausgeber: Evangelisch-Sozialer Verlagsverein, Wetzikon ZH |
August 1999
Aktuelle Ausgabe Archiv |
cizarchiv
Schweiz:
Schweiz:
Von Sylvia
Senz, Redaktorin «Reformierte Presse»
Natürlich
ging es bei den beiden Studien nicht nur darum, statistisches Material
zu sammeln, um das zu beweisen, was ohnehin schon augenfällig ist:
dass nämlich Frauen die Mehrheit der unbezahlten Arbeit leisten, auch
im kirchlichen Bereich. Wichtig ist, was man aus den Ergebnissen folgert
und anregt.
* Zwei Kirchenstudien
zur Freiwilligenarbeit:
«Ohne
unbezahlte Arbeit kein Leben in den Kirchgemeinden. Bericht zur Situation
in 14 Kirchgemeinden der Deutschschweiz», herausgegeben von der
«Vergeld’s
Gott. Freiwilligenarbeit in den Aargauer Kirchen», Schlussbericht
1999. Information bei: Arbeitsstelle Frauenfragen der Evangelisch-reformierten
Deutschland:
Basler Mission
gibt indische Schriften zurück
(rpd)
Die Basler Mission (BM) gibt indische Schriften aus
den Jahren 1850 bis 1914 zurück. Die 350 000 Seiten Papier stehen
vor dem Zerfall; sie gehen daher als Mikrofilm-Kopien auf die Heimreise
nach Mangalore in Südindien. Übergabetermin ist Ende April 2000.
Zurückzugeben sind Erzeugnisse von Missionsdruckereien in Indien,
von Schul- bis ReligionsBüchern in drawidischen Sprachen.
Es handelt sich
um einen «in der Missionsgeschichte einmaligen Vorgang», wie
dem Pressedienst der Kooperation evangelischer Kirchen und Missionen (KEM)
zu entnehmen ist. Die ersten 21 Filme seien im April 1999 übergeben
worden. Nun wird in Mangalore eine geeigneter klimatisierter Raum gebaut.
Für die Geschichtsforschung seien die Papiere sehr wichtig. In Basel
konnte der Zerfall des historischen Papiers nur mit einem beheizten Klimaraum
gebremst werden; der Transport ist unmöglich. Die Basler Mission hat
das Material nicht vorselektioniert, um politische Missverständnisse
zu vermeiden, wie der ehemalige BM-Leiter, Wolfgang Schmidt, auf Anfrage
sagte. Für später sei die Rückgabe von Photomaterial - dieses
ist auf CD-Rom erfasst - und Landkarten der Basler Mission in Vorbereitung.
Staat muss
alle religiösen Bekenntnisse gleich behandeln
(rpd)
Schulstatuten, die für Kinder unterschiedlicher
Konfession verschiedene Aufnahmeverfahren und Aufnahmebedingungen vorsehen,
verstossen gegen die Bundesverfassung. Das Bundesgericht hat deshalb einen
entsprechenden Beschluss der Regierung des Kantons Fribourg aufgehoben.
Eine 1991 erfolgte
Statutenänderung an der Freien Öffentlichen Schule in Freiburg
hatte zur Folge, dass nicht-reformierte Kinder einem anderen Aufnahmeverfahren
unterlagen als reformierte. Eltern nicht-reformierter Kinder konnten zudem
von ihren Wohngemeinden zur Kasse gebeten werden. Gegen diese Statutenänderung
haben zahlreiche betroffene Eltern Beschwerde beim Bundesgericht
geführt.
Die Freie Öffentliche
Schule in Fribourg wurde 1836 als reformierte Privatschule gegründet.
Sie erhielt 1870 den Status einer öffentlichen Schule. Seit Jahrzehnten
werden auch nicht-reformierte deutschsprachige Kinder aus den französischsprachigen
Gemeinden aufgenommen. Bis 1991 wurde über die Aufnahme an die Freie
Öffentliche Schule relativ formlos auf Gesuch hin entschieden. Damit
konnten Eltern ihren Nachwuchs ungeachtet der Konfession und ohne Kostenfolgen
auf Deutsch unterrichten lassen.
Nun legte die
Freiburger Kantonsregierung aber 1991 im Rahmen der Revision des Schulgesetzes
die Aufnahmebedingungen neu fest. Wegen des konfessionellen Charakters
der Schule galt ihr Besuch durch nicht reformierte Kinder fortan als Schulkreiswechsel,
wofür neu der Schulinspektor zuständig war. Zudem konnten die
Wohngemeinden von den Eltern Schulgeld verlangen.
Das Bundesgericht
in Lausanne entschied nun, dass die Regelung der Kantonsregierung verfassungswidrig
sei. Der Staat sei nämlich grundsätzlich verpflichtet, alle religiösen
Bekenntnisse gleich zu behandeln.
Ein System mit
konfessionell getrennten Schulen sei grundsätzlich nicht mit der konfessionellen
Neutralität und dem religiösen Frieden vereinbar. Das Bundesgericht
wertete zudem den Umstand, dass reformierte Kinder einen erleichterten
Zugang hätten, als Verletzung des Grundsatzes der konfessionellen
Neutralität öffentlicher Schulen.
Kirchgemeinden
und Freiwilligenarbeit
(rpd)
Zwei Studien* von Kirchenfrauen haben nun schwarz
auf weiss das festgehalten, was frau immer schon wusste: Frauen leisten
den grössten Teil der unbezahlten verfügbaren Arbeit, nicht nur
die Hausarbeit (zu drei Vierteln), sondern auch die gesellschaftlich nötige
Freiwilligenarbeit. Frauen leisten auch die meiste unbezahlte Arbeit in
Kirchgemeinden (80 Prozent). Aber damit sich wirklich etwas verändert,
ist auch ein Umdenken der Frauen gefordert – meint die Soziologin Judith
Schläpfer.
Judith Schläpfer,
verantwortlich für die Studie der Frauen-Synode 2000, sieht drei Ebenen:
- die der Kirchgemeinden,
die mit den Freiwilligen zu tun haben
- die der Kirche
als Arbeitgeberin von unbezahlten Arbeitskräften
- die der Gesellschaft,
in der es darum gehen muss, in Zukunft bezahlte und unbezahlte Arbeit besser
zu verteilen und, damit verbunden, das «Recht der Frauen auf wirtschaftliche
Selbständigkeit» einzulösen.
Für Judith
Schläpfer geht es nicht darum, in Zukunft die unbezahlte Arbeit zu
bezahlen, sondern die Qualifikation der Arbeit zu benennen. «Es geht
im Prinzip um eine Gleichbehandlung von bezahlter und unbezahlter Arbeit.»
Das bedeute
«Knochenarbeit»
für die Kirchgemeinden.
Die Prozentanteile
von bezahlter und unbezahlter Arbeit für einen bestimmten Bereich
(zum Beispiel Liturgie) müssten berechnet, Stellenbeschriebe angefertigt,
die Qualifikationen ausgewiesen werden. Suche eine Frau dann beispielsweise
eine Erwerbsarbeit, könnten so vorhandene und erworbene Kompetenzen
angerechnet werden. «Das geschieht in den Kirchgemeinden bisher nicht.
Doch müssen auch die Frauen umdenken, denn sie sehen ihre Qualifikationen
gar nicht.»
Schliesslich
könnten nach Meinung von Judith Schläpfer so auch mehr Männer
aktiviert werden: «Wenn man Arbeit qualifiziert, melden sich auch
Männer.» Somit geht es um ein Gleichgewicht der männlichen
und weiblichen Freiwilligenarbeit: Denn noch immer ist es so, dass Männer
hauptsächlich Strukturarbeit in Ehrenämtern (Behörden) leisteten,
Frauen an der Basis diakonische und andere Arbeit verrichteten.
Kirchen sind
Arbeitgeberinnen nicht nur von bezahlten, sondern zu einem grossen Teil
auch von unbezahlten Arbeitskräften. Ihre Modelle für die Behandlung
der unbezahlten Arbeit könnten nach Judith Schläpfer eine Anregung
für die gesellschaftliche Veränderung der Arbeitswelt sein. Deshalb
fordert die Frauen-Synode auch die Abschaffung von 100-Prozent-Stellen.
Gerade Familienfrauen
hätten wegen der starren Strukturen der Arbeitswelt nur geringe Chancen
auf einen bezahlten Arbeitsplatz, deshalb gingen sie oft in den unbezahlten
Sektor, der es seiner Flexibilität wegen ermöglicht, Familien-
und ausserfamiliäre Arbeit unter einen Hut zu bringen. Dieselben Prinzipien
könnten auf die (arbeitslosen) Jugendlichen angewandt werden: In der
Jugendarbeit werden oft Kompetenzen erworben, die für eine spätere
Stellensuche angerechnet werden könnten.
Frauen-Synode
2000. Erhältlich bei Judith Schläpfer, Büro 2, Oberer Graben
41,
9000 St. Gallen,
Telefon 071/223 84 75, Fax 071/223 50 13.
Landeskirche,
Johanna Hooijsma, Telefon 062/838 00 28, oder Katholische Frauenstelle
Aargau, Regula Haag, Telefon 056/427 01 50.
Autorin wehrt
sich gegen Druckversuche
(pd)
Die Buchhandlung Carolus in Frankfurt am Main hat
offenbar aufgrund «massiver Drohungen» seitens «orthodoxer
Christen» den Roman «Mirjam - Maria Magdalena und Jesus»
aus dem Schaufenster genommen. Darauf macht jedenfalls die Autorin Regina
Berlinghof in einem E-Mail an die christliche Presse aufmerksam.
Die Autorin
schreibt in ihrem Communique: «Die Vertreter der 'Religion der
Liebe' ereiferten sich über die Zeichnung auf dem Cover, die (ziemlich
abstrakt!) ein nacktes Paar in liebender Umarmung zeigt. Die Anlage enthält
die Abbildung des Covers. Anliegen des Buches ist es gerade zu zeigen,
daß Liebe keinen Gegensatz zwischen spiritueller und physischer Liebe
kennt, sondern nur Liebe! Ich finde es schlimm, wenn religiöser Fundamentalismus
(egal welchen Glaubens) wieder so um sich greift, daß es tatsächlich
zu einer geistigen und religiösen Zensur kommt. Ich bitte Sie, sich
dieses Eingriffs in die Glaubens- und Meinungsfreiheit anzunehmen.»
Der Buchtip |