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NICHT ABGDRUCKTER LESERBRIEF AN DIE FAZ
 

12. Juni 1999 
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Redaktion Leserbriefe
 
Glück ? Schmerz ? Skandal - Qual der Wahl (2)
Vernunft und Verstand - Reinhart Baumgarts Artikel vom 12.6.1999

Sehr geehrte Damen und Herren,

"Doch leider versagt der Charmeur und Sportsmann auf einem Feld, auf dem Jane Austen keinen Humor versteht: Er ist nicht aufrichtig, was seine Vermögens- und Erbaussichten angeht. Kein Glück, bei Jane Austen, ohne sichere ökonomische Grundlage." So merkantil und kühl vernünftig, wie Sie Jane Austen und ihre Heldinnen in ihrem Roman "Sense and Sensibility" erscheinen lassen, sind sie nun ganz und gar nicht. Nicht der Leichtfuß Willoughby ist der Heroine Marianne Dashwood zu arm, sondern sie ihm. Er ist es, der aus Geldgründen vor einer Verbindung mit der mittellosen Marianne zurückschreckt und stattdessen eine standesgemäßere Braut mit 50.000 Pfund Jahreseinkommen heiratet.  

Andererseits lernt die überschwengliche 17-jährige Marianne in ihrem Schmerz den etwas langweilig scheinenden Colonel Brandon, ein Gruftie von 30-40 Jahren (nach meiner Erinnerung), genauer kennen und entdeckt hinter der Fassade nüchternen Gleichmuts ein tief empfindungsfähiges Herz. Mariannes reiche Gefühle werden nicht "sanft exorziert", sondern mit der heiteren Ironie der Austen vom oberflächlichen Schwärmen zum wirklichen Mitfühlen, vom Schein zum Sein geführt.
 

Mit freundlichen Grüßen
Regina Berlinghof
 

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