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LESERBRIEF AN DIE FAZ,  nicht  abgedruckt 
 

18. Dezember 2002


Gemeinsamkeiten von Koran und Mischna/Talmud
"Wenn einer einen Menschen tötet, so ist es, als ob er eine ganze Welt getötet hat. Und wenn einer einen Menschen rettet, so ist es, als ob er eine ganze Welt gerettet hat."
Zu „Ich weiß, daß der wahre Islam ganz anders ist“ die Briefe Jürgen Todenhöfers (2.12.) und Dr. Mario Bortolottis (17.12.), zu Sure 5, Vers 32. – mehrere Artikel und Leserbriefe in der FAZ Dez. 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
„Wenn jemand einen Menschen tötet, so soll es sein, als hätte er die ganze Menschheit getötet. Und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten.“ Dieser in diesen Zeiten viel zitierte Koranvers, auf den sich auch beide Verfasser beziehen, hat ein älteres Pendant, nämlich in der jüdischen Lehre. In der mündlich überlieferten Bibelauslegung, die im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in der „Mischna“ schriftlich niedergelegt wurde, findet sich im Kapitel Sanhedrin folgende Stelle: „Denn jeder, der eine Seele Israels tötet, der gelte nach der Schrift wie einer, der eine ganze Welt getötet hat. Und jeder, der das Leben einer Seele Israels rettet, der gelte nach der Schrift wie einer, der eine ganze Welt gerettet hat.“ (Text im Original und in englischer Übersetzung in Kopie anbei.) Mit dem Gewicht dieser Sätze sollten Zeugen im Strafprozeß eindringlich zur Wahrheit angehalten werden.

Mischna und Koran beschränken sich in der Auslegung der Theologen auf die Angehörigen der eigenen Religion und sind einander doch so nah. Im spirituellen Sinn enthalten diese Sätze eine universale Bedeutung: Jeder Mensch – egal welchen Glaubens und Geschlechts, egal welcher Nationalität, Hautfarbe und Herkunft – sogar jedes Tier, jede Pflanze, jedes Sandkorn und jedes Atom steht für die ganze Schöpfung und ist eine ganze Welt. 

Wie schön wäre es, wenn sich die verfeindeten Brudervölker wieder auf den Kern ihrer ureigensten Erkenntnis besinnen würden!

Mit freundlichen Grüßen,
Regina Berlinghof

P.S.: Ich verdanke die Bekanntschaft mit dieser Textstelle Arnold Goldberg, dem ersten Leiter des Seminars für Judaistik an der der Frankfurter Uni. Er hatte für ein Mischna-Seminar das Kapitel „Sanhedrin“ zur Lektüre gewählt (irgendwann zwischen 1972 und 1975). Die beiden Sätze sind mir seitdem unvergeßlich geblieben. Ich habe sie in meinem Roman „Mirjam. Maria Magdalena und Jesus“ verwendet und sie in der universalen Bedeutung einer modernen Semitistin in den Mund gelegt:
‘Wenn einer einen einzigen Menschen getötet hat, so ist es, als ob er eine ganze Welt getötet hat. Wenn einer einen einzigen Menschen gerettet hat, so ist es, als ob er eine ganze Welt gerettet hat.’
Jetzt möchte ich mit Mirjam und Yoram den Spruch erweitern: ‘Und wenn einer einen einzigen Menschen liebt, so ist es, als ob er eine ganze Welt liebt’.“ (Ende des Prologs)



P.S. vom 30.12.2002:
Leider hatte ich Herrn Dr. Bortolottis Brief nicht auf seine Richtigkeit geprüft. Erst am 28.12.2002 brachte ein weiterer Leserbrief von Boucounta Sène die Richtigstellung, daß der Koran offensichtlich bewußt die Mischnastelle als jüdisches Gesetz zitiert. Daraufhin habe ich in meiner arabisch-englischen Ausgabe nachgeschaut und darum die Originalstellen beider Bücher hierher gesetzt. 
Auf jeden Fall aber: Die Tiefe und Schönheit der beiden Sätze darf  keine Grenzen und keine Unterscheidung in Juden, Muslime, Christen, andere Religionsangehörige oder Atheisten kennen. 

Hier die Textstellen im einzelnen

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