zurück zur Homepage
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück zur Homepage

zurück
 

LESERBRIEF AN DIE FAZ, nicht abgedruckt
 

22. Dezember 2003  

Tralala - Ihre Glosse zu den Radio Klassikersendern
Glosse von heute

 
Sehr geehrter Herr Stadelmaier,

mit Ihrer Glosse haben Sie mir aus der Seele gesprochen. Ich glaube, fast von Anbeginn der Einrichtung von Bayern4 Klassik habe ich alle meine Radios – einschließlich dem Autoradio – auf diesen Sender eingestellt. Ich war überglücklich, daß ich gerade noch in seiner Reichweite wohnte, anfangs in Frankfurt, aber selbst im Vortaunusort Kelkheim kann ich ihn empfangen.
Es war die Garantie, klassische Musik praktisch zu jeder Stunde hören zu können – ungestört von langen Wortbeiträgen, die mich nicht immer interessierten. Kleine Ausnahmen wie die Jazzstunde spät abends oder Kulturreports zwischen 18.00 und 20.00 Uhr störten mich nicht. Wichtig waren vor allem die frühen Morgenstunden mit Klassik pur: gleich beim Aufstehen, beim Frühstück mit der Zeitung in der Hand, auf der Fahrt zur Arbeit.
Der spätere kommerzielle Klassiksender, zwar überall zu empfangen, war keine ernsthafte Konkurrenz – höchstens ein halber Ersatz, wenn die Autofahrt aus dem Empfangsbereich hinausführte. Das übermuntere Ansagergesäusel samt Häppchenmusik nervte schlichtweg.
Nun macht es Bayern4 Klassik dem kommerziellen Sender nach, der sich schon längst weiterbewegt hat und Klassik fast nur noch aufgeweicht im Popgewand bringt.

Was soll diese Umstellung seit Sommer? Was sollen die Features morgens in Allegro? Was sollen die atemlosen Nachrichten mit Reporterberichten und Stauansage zwischendurch?
Wenn ich Staumeldungen hören will, stelle ich auf die Verkehrssender ein. Können sich die Programmacher nicht vorstellen, daß der Tagesbeginn OHNE GELABER, nur mit Musik eine Wohltat und ein Muß für die Seele bedeuten kann? Vor allem wenn man im Beruf selbst viel reden muß? Ich habe frühmorgens absolut keinen Bedarf nach aktueller Kultur-Radioinformation. Wenn ich mich informieren möchte, dann lese ich die Zeitung und nur die Artikel, deren Themen mich interessieren. So bleibt mir nichts anderes übrig, als zwischen den Programmen bzw. meinem CD-Laufwerk hin- und herzuzappen (die moderne Technik machts möglich!), kaum daß ein längeres Wort-Kulturfeature folgt. Ich verstehe auch nicht, daß auf einmal die Musik sätzchenweise gebracht werden muß. Inzwischen glauben die Leute in den Konzerten schon, sie könnten oder müßten zwischen den Sätzen applaudieren. So geschehen bei der Neunten von Beethoven bei der Übertragung aus dem Vatikan. Morgens Jazz oder Wagner ist eine Zumutung (obwohl ich Wagnerfan bin).
Wie ist es nur möglich, daß man ein erfolgreiches Konzept, das den Sender einzig in Deutschland machte, auf den Müll wirft bzw. so verwässert, daß er sich von den anderen Kulturprogrammen nicht mehr unterscheidet! Als die Coca Cola Manager glaubten, sie müßten mit der Zeit gehen und die altmodische Flasche und die Zusammensetzung der Essenz „auffrischen“, haben die CocaColaFans mit Boykott und Briefen dies zu verhindern gewußt. Ich hoffe, die Programmleitung von Bayern4 Klassik besinnt sich und kehrt zur bisherigen und äußerst erfolgreichen Programmstruktur zurück. Ansonsten bleibt mir nichts anderes mehr übrig, als zuhause und im Auto einen großen Vorrat von Klassik-CDs bereitzuhalten – und den Nichtmehr Klassiksender Bayern4“Klassik“ wegzuzappen!
Schade wäre es doch!

Mit freundlichen Grüßen,
Regina Berlinghof


 

zurück
(c) Copyright Regina Berlinghof, eMail: mail@regina-berlinghof.de zurück