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LESERBRIEF AN DIE FAZ, nicht abgedruckt
 

22. April 2006

Kuckzwang – Ihre Glosse vom 22.4.06 im Feuilleton, von dda
 
Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Glosse gibt einen hübschen Blick in die Zukunft: Neue Fernseher, die das Zappen während der Reklameblöcke sperren, sind ja bloß der harmlose Anfang. Als nächstes kommen die elektronischen Sesselfesseln, die angelegt werden müssen, um den Fernseher anschalten zu können. Während der Werbeblöcke verhindern sie so, daß die Zuschauer Nachschub aus dem Kühlschrank fassen, Kurztelefonate führen oder zu einer Pinkelpause entwischen können. Des weiteren gibt es Überlegungen in der Industrie, pro Fernseher nur noch ein einziges Programm zuzulassen, das durch Programmieren einmalig festgelegt wird, vergleichbar dem Festlegen des Ländercodes bei DVD-Playern. Das zwingt die Zuschauer dazu, sich pro Programm einen Fernseher zu kaufen, erhöht also den Absatz um das zwanzig- bis dreißigfache. Der Trend geht also nicht zur heimischen Kinoleinwand, sondern zur Multifernseherwand. Solche Fernsehwände kennt man ja von Messen, Medienmärkten oder aus dem Fernsehen.
Für die weitere Zukunft könnte man sich vorstellen, daß die eingebaute Fernseheruhr zum Zeitmanager der Zuschauer ausgebaut wird. Erlaubt sind Abwesenheiten von der Wohnung während der Arbeitszeit plus/minus einer Fahrtzeitpauschale. Ein Ausgehabend pro Woche ist inbegriffen. Die übrige Zeit muß vor dem Fernseher abgesessen werden – Sesselfesseln nicht zu vergessen! Wer den/die Fernseher in der arbeitsfreien Zeit nicht anstellt, wird entweder durch Fernsehentzug beim nächsten Topspielfilm und/oder Sportsendung bestraft oder muß sich durch Warenbestellungen per Teletext freikaufen. Übrigens: Teletext kann natürlich nur außerhalb der Werbeblöcke aktiviert werden.


Mit freundlichen Grüßen,
Regina Berlinghof

 

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(c) Copyright Regina Berlinghof, eMail: mail@regina-berlinghof.de zurück