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FAZ 11.2.2001, Leserbrief Bernhard Mihms zu Mensch und Tier
als GIF-Datei
(Der Autor ist Stadtverordnetenvorsteher – CDU – in Frankfurt.)
Mensch und Tier
Ebenfalls dazu: Die öffentliche und politische Behandlung des Themas
"BSE" macht mich zunehmend mißtrauisch und besorgt. Werden
wir alle etwa Opfer einer Desinformation, betrieben nicht aus pragmatischen
gesundheitspolitischen, sondern aus ideologischen Motiven?
Seit Jahren verteufelt man in grün-ökologischen Kreisen Fleischproduktion
und Fleischgenuß. Die Viehherden auf dem Globus seien zu zahlreich
und zu groß; die Tiere produzierten zuviel Kohlendioxyd und seien
deshalb mitursächlich für "Treibhauseffekt" und "Klimakatastrophe".
Bereits an dieser Stelle erhebe ich Einspruch. Gibt es den "Treibhauseffekt"
wirklich? Der bekannte Meteorologe Wolfgang Thüne jedenfalls
bestreitet das vehement und belegt seine Behauptungen mit einsichtigen
physikalischen Beweisführungen.
Hinzu kommt ein ökologistisches Menschenbild, das unsere Spezies
nur als eines unter anderen "Mitgeschöpfen" sieht, eine Anthropologie.
die den Unterschied zwischen Mensch und Tier einebnet. Begonnen hat das
alles mit dein tragischen Irrtum eines großen Menschenfreunds, mit
Albert Schweitzers Rede von der "Ehrfurcht vor dem Leben", das heißt
der unterschiedslosen Ehrfurcht vor allem Leben. Popularisiert wurde
diese Weltsicht von Publizisten wie Bernhard Grzimek, dem die Zahl der
auf der Erde lebenden Menschen viel zu groß war, weil sie den angemessenen
Lebensraum für die Tiere zu weitgehend einschränke. Deshalb
vertrat Grzimek rigide Vorstellungen zur Geburtenbeschränkung mit
dem Ziel der Verringerung der Erdbevölkerung. Eine derartige
Popularisierung fiel angesichts einer für unsere hyperzivilisierte
Lebensweise typischen schwärmerischen Tierliebe, die geneigt ist,
ihre Objekte zu vermenschlichen, auf fruchtbaren Boden.
Mittlerweile schreckt man vor dem obszönen Vergleich zwischen
veterinärmedizinisch indizierten Massenkeulungen und Auschwitz nicht
mehr zurück und kommt sich dabei noch besonders fortschrittlich und
humanistisch vor. Angesichts derartiger Unsäglichkeiten kann
ich die Erinnerung daran nicht unterdrücken. daß die Schöpfer
unseres Tierschutzgesetzes und damit der ersten modernen Tierschutzgesetzgebung
überhaupt dieselben Machthaber waren, die die fabrikmäßige
Vernichtung von Menschen erdachten und in Auschwitz. Treblinka und
anderswo praktizierten. Das Parlament unseres freiheitlich-demokratischen
Staates, der Deutsche Bundestag, hat bei der jüngsten Novellierung
dieses Tierschutzgesetzes mit breitester Mehrheit die Wirbeltiere (warum
eigentlich nur diese und nicht auch die Würmer, Schnecken und Spinnen?)
durch Legaldefinition in den Rang von "Mitgeschöpfen" erhoben, die
"um ihrer selbst willen" schutzwürdig seien. Ob sich die Abgeordneten
dabei des Widerspruchs zu jenem Menschenbild bewußt waren, zu dem
nach Aussage des Lubliner Professors Wojtyla gehört, daß der
Mensch als einziges Geschöpf von Gott um seiner selbst willen geschaffen
worden ist und geliebt wird?
Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei betont, daß
dies alles überhaupt kein Plädoyer gegen einen angemessenen Tier-
und Naturschutz ist. Aber der Bezugspunkt muß stimmen, und
das ist allein der Mensch! Um der Wahrung der Würde des Menschen
willen dürfen Tiere, nicht gequält, sondern müssen anständig
behandelt werden. Naturschutz ist "notwendig" - aber um die natürlichen
Lebensgrundlagen des Menschen zu erhalten.
Bernhard Mihm, Frankfurt (Der Autor ist Stadtverordnetenvorsteher
– CDU – in Frankfurt.)
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