Bibel, Schriftrollen und Archäologen
Archäologische Ausgrabungen sind gefährlich, besonders wenn sie im Heiligen Land stattfinden und Heilige Schriften aus der Zeit Jesu zutage fördern. Denn jeder neu entdeckte Schriftschnipsel kann religiöse Überzeugungen, wissenschaftliche Theorien und theologische Lehrmeinungen in das Reich der Phantasien und Spekulationen verbannen. Seit der Entdeckung der Schriftrollen von Qumran vor fünfzig Jahren am Toten Meer schossen Theorien, Bücher und Spekulationen wild ins Kraut: Wer schrieb diese Rollen, waren es Mitglieder der geheimnisvollen Sekte der Essener, gehörte Jesus dieser Gemeinschaft an, wie jüdisch war Jesus, wie "christlich" war das Denken der Juden damals? Auf jeden Fall war das religiöse Leben und Denken zu Zeiten Jesu bunter und vielfältiger, als in den jüdisch-christlichen Traditionssträngen erhalten blieb. Es ist darum sehr erfreulich, daß jetzt eine Übersetzung aller bislang entzifferten und rekonstruierten Rollen und Fragmente vorliegt, die sich an breite Leserschaft wendet. In der spannend geschriebenen Einleitung halten sich die Autoren wohltuend mit eigenen Hypothesen zurück. Um so mehr lassen sie bei der Darstellung der Ausgrabungsgeschichte ihre Lust am "Abenteuer Archäologie" durchblitzen und die Leser an ihrer wissenschaftlichen Entdeckerfreude teilhaben, wenn sie über den Streit der Gelehrten um den Zugang zu den Rollen berichten und einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand geben. Zusätzlich wird jedes Fragment mit Erläuterungen zum geschichtlich-theologischen Hintergrund vorgestellt. Leider hat man bei der deutschen Übersetzung nicht auf die Originalrollen zurückgegriffen, sondern begnügt sich mit dem Zweitaufguß der amerikanischen Übersetzung. Dafür enthält die deutsche Ausgabe achtzehn frisch entzifferte Texte. Erfreulich auch, daß der Verlag ein Sachregister sowie Karten und Bilder beigefügt hat. So werden Qumran, die Schriftrollen und die Schwierigkeit ihrer Entzifferung wirklich anschaulich.
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