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Meine Beiträge im:
Tagebau des Berliner Zimmers
 

Juni/Juli 2000



 Sonntag, Juli 30, 2000

Wüste, Fotos und Tankstellen- Regina Berlinghof @ 01:22 

 
Jetzt sind es schon zwei Wochen her, daß ich aus den Wüstengebieten des Südwestens der USA zurückgekommen bin. Hier eine kleine Kostprobe:

Ein Doppelbild von Monument Valley
 

Die übrigen Fotos sind auf meiner Homepage: http://www.regina-berlinghof.de/wueste2000.htm. Darunter auch Bilder von Tankstellentüren: Volkes Stimme zu Bill Clinton und Monika - und zu Studenten: Nicht mehr als 5 dürfen zur gleichen Zeit in den Shop!

 

 
 
 
 Freitag, Juli 28, 2000

Ratten und Rechtschreibung- Regina Berlinghof @ 19:54 

Die FAZ feiert heute mit ihren Lesern und vielen prominenten Schriftstellern die Rückkehr zur alten Rechtschreibung am 1. August. Das war ihr die heutige Schlagzeile und der Hauptartikel wert. Dazu eine volle Seite Leserbriefe, die morgen fortgesetzt werden soll. 
Ich kann den Jubel verstehen. Die Naivität, mit der einige "progressive" Sprachwissenschaftler glaubten, man könne einer lebenden Sprache mit Logik die Ausnahmen von Grammatikregeln austreiben, war lachmuskelfördernd. Bestes Beispiel Ketchup. Im Rechtschreibkurs lernte ich im April (! ), daß es nun lautlich Ketschup geschrieben wird. Ich aber hatte mich an die Regeln gehalten und neufalsch Ketschap oder Ketschab geschrieben. 
Man wird zu den Ausnahmen zurückkehren, so wie man zubetonierte Bäche und überputztes Fachwerk wieder freigelegt hat, so wie man die funktionalen Betonplattenbauten und Wohnsilos abreißt, um wieder Häuser zu bauen. Ich fühle mich jedenfalls bestätigt, daß ich bei der alten Rechtschreibung (auch für die überarbeitete, zweite Auflage meines Geschichtenbandes) geblieben war.

Was das mit den Ratten zu tun hat? Unter kleinen Meldungen meldete die FAZ heute ebenfalls, daß früher Schmerz ein Leben lang empfindlich macht. "Amerikanische Forscher entdeckten bei Experimenten mit Ratten, dass Nadelstiche nach der Geburt die Nager auf Dauer sensibilisierten. Sie reagierten auch als ausgewachsene Tiere empfindlicher auf Schmerz als andere." Ich dachte, das wäre eine Binsenweisheit seit Freud. Aber die Zivilisation bedarf offensichtlich forschungswütiger gefühlsamputierter (=desensibilisierter) Wissenschaftler, um systematisch Rattenjungen mit Nadeln quälen zu dürfen. Das Fachmagazin Science veröffentlichte diese Informationen, und die FAZ druckte sie kommentarlos ab. Eine Zeitung, sensibel für die Sprache, leider nicht sensibel für sinnlose Forschung und leidende Tiere.
 
 
 Donnerstag, Juli 20, 2000

Ortsnamen und andere Eigennamen- Regina Berlinghof @ 08:49 
Eigentlich wollte ich weiter fahren. Aber dann hatte ich auf der Fahrt vom Süden Arizonas durchs Apachengebiet in den Norden zu oft gehalten, zu oft fotografiert. So wurde "Show Low" zum Übernachtungsziel. Noch auf der Landstraße rätselte ich über den Namen. Was wollten die Einwohner niedrig hängen oder herunterspielen? War das etwa ein versteckter britischer Hang nach Understatement? Bei Fool's Hollow Lake fand ich am See einen wunderschönen Campingground, herrliche Duschen (nach vier Hitzetagen und -nächten ohne solche Einrichtungen ist man sehr dankbar dafür) - und Joy und Moylen, die mich zu sich einluden und mir nicht nur das "Book of
Mormon" schenkten, sondern mich auch über den Ortsnamen aufklärten: Zwei Rancher bewirtschafteten das Tal - aber für zwei Ranchen reichte es nicht. Darin waren sich beide einig. So pokerten sie darum, wer bleiben durfte und wer gehen mußte. Der Sieger gewann durch ein "show low" das Spiel (Pokerspieler wissen mehr damit anzufangen). So kam der Ort zu seinem Namen. Und die Hauptstraße heißt bis heute "Deuce of Clubs" = Kreuz/Treff Zwei.
So geschärft blieb der Blick an folgenden schönen Namen hängen:
Chocolate Mountains, Boiling Pot Road, Beatty, Nev., Lost Horse. Besonders ergiebig war Sedona, Az. (oder ich war besonders aufnahmefähig): Coffeepot Avenue, Fifth Third Bank, und "Matterhorn Shopper" gegenüber den grandiosen roten Felsen, die in so gar nichts an das spitzige Matterhorn erinnern. Jedenfalls haben die Amerikaner Mut zu originellen Namen - und dazu zu stehen. Ich finde es immer noch schade, daß die Stadt Kelkheim und die Anlieger der Straße "Nach dem Busch" - unzufrieden mit diesem urwüchsigen Namen - diese sie in die belanglose Allerwelts-"Frankenallee" umgetauft haben. Die Frankfurter haben die "Freßgasse" gegen die behördliche "Große Bockenheimer Straße" durchgesetzt. Vielleicht hat "Nach dem Busch" ja auch noch eine Chance.
 
 Montag, Juli 17, 2000

Lektüre einmal anders- Regina Berlinghof @ 20:21 
Zurück aus der Wüste, zurück aus den USA, zurück aus der Hitze (leider!), zurück von amerikanischen Zeitungen. Europa findet dort fast nicht statt. Der kubanische Junge Elian füllte immer noch seitenlang die Blätter. Dann ein bißchen Israel-Palästinenser Summit. Und Höhepunkt: Der vierte Band von Harry Potter. Anfang Juli gings los: Das Warten auf das Buch. Befragungen von Kindern, Buchhändlern. Dann eine Schlagzeile: Vorzeitig war der Titel enthüllt worden. Und noch schlimmer: ein Buchhändler in der amerikanischen Provinz hatte geschlafen und schon vor dem 8. Juli ein Exemplar ausgeliefert. Ein kleines Mädchen die Heldin, die vor allen anderen Kindern Harry Potters neue Abenteuer lesen darf. Am Tag davor: Berichte über die Schlangen vor den Buchläden. Interviews mit Kindern, Buchhändlern, Eltern, Lehrern, Therapeuten. Am Tag danach fast überall als Schlagzeile auf der ersten Seite: wieder Berichte über Kauferfolge, erste Leseerfahrungen. Und die zweite Seite voll mit Rezensionen (durchweg schlecht: verbose, too dark for kids, zu schnell geschrieben). In London stand ich lange vor dem 4. Band - und entschloß mich, auf die Taschenbuchausgabe zu warten. Den ersten Band hatte ich an einem Tag verschlungen. Der zweite ist angefangen, wartet noch...

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 Mittwoch, Juni 14, 2000

Kurz vor dem Abheben- Regina Berlinghof @ 01:14 
Flugunterlagen und Autogutschein sind da. Schlafsack, Isomatte, Taschenlampe sind gekauft. Ebenso neue Jeans, Shorts, T-Shirts, Wanderschuhe, Kladde und Kuli zum Schreiben sind auch nicht vergessen. Die Autokarten vom letzten Mal sind ergänzt durch Spezial-Atlanten von Arizona und Utah (danke an Ruth und Uwe für den Tip! Und danke für ihren Atlas von Südkalifornien!). Morgen gehts ab in die Wüste. Zu den roten Felsen, in den roten Sand, zu Klapperschlangen (keine Angst, ich tu euch nichts - und ich bitte euch um gleiches!) und zu den Roadrunnern, den Chipmunks, Yuccas und dem Sagebrush. Und in die Wüstensternennacht! Vier Wochen Wind, Sand und Sterne! ;-)

In beauty, I walk 
To the direction of the rising sun 
In beauty, I walk 
To the direction traveling with the sun 
In beauty, I walk 
To the direction of the setting sun 
In beauty, I walk... 
All around me my land is beauty 
In beauty, I walk 

Navaho (Yebechi) chant 
 

In beauty, I walk 
Towards the crescent of the moon 
In beauty, I walk 
On the slopes of the milky way 
In beauty, I walk 
Among the myriads of stars
In beauty, I walk...
All heaven and sky around me are beauty 
In beauty, I walk 

(Meine Ergänzung)
 
 Sonntag, Juni 11, 2000

Big Brother - Geheimregeln- Regina Berlinghof @ 00:01 
Heute waren in der FAZ die Geheimregeln von Big Brother abgedruckt. Was keiner der Teilnehmer nach draußen geben durfte, geschweige denn einem Journalisten. 
Verboten waren außer Handys/Notebooks/PCs, was ich ja noch irgendwie verstehen kann, auch Bleistifte, Kulis und Papier. Bücher wohl auch (hab ich aber nicht noch mal nachgelesen und gecheckt). Aber allein schon der Gedanke, nichts zum Aufschreiben, Festhalten, Notieren zu haben! Nur ein paar Rückzugsschlupfwinkel haben sie vergessen: die Gedanken statt aufzuschreiben zu memorieren. By heart, wie die Engländer so schön sagen. Und Meditationen!. Ich stelle mir einen Teilnehmer vor, der mit verschränkten Beinen ruhig im Getrubel sitzt und seelenruhig meditiert. Entweder würden sie ihn/sie nach einer Woche rausschmeißen, oder ein neuer Star wäre geboren.
 
 
 Samstag, Juni 10, 2000

Freunde, die Tage der Rosen sind da!- Regina Berlinghof @ 20:49 

An alle Gedichtefans im Frankfurter Raum:

Am Pfingstmontag, 20.00 Uhr im Frankfurter Palmengarten, Kultur im Dritten, Palmenhaus. lese ich mit musikalischer Begleitung von Shahram Moghaddam (Gesang und Gitarre) aus Hafis: Der Diwan - Gedichte des großen persischen Dichters, Mystikers und Freigeists aus dem 14. Jahrhundert. 
Motto: Freunde, die Tage der Rosen sind da!

Schön sind die Rosen fürwahr
Nichts schöner ist. 
Schön! wenn dir bei der Hand
Der Becher ist.
Auf und trinke den Wein
Im Rosenbeet, 
Weil die Dauer der Ros'
So flüchtig ist.
Itzt sind die Tage der Lust,
Genieß, genieß!
Weil in Muscheln nicht stets
Die Perle ist.
Welch ein seltener Pfad!
Der Liebe Pfad,
Wo der Führende selbst
Verirret ist.
Willst Du leben mit uns,
Wasch aus dein Buch,
Weil, was Liebe dich lehrt,
Im Buch nicht ist.

Hafis, Der Diwan Band I, 335
Übersetzung Joseph von Hammer, 1812/13
 

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