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WEB-Tagebuch Regina Berlinghof

Februar  2004
17.02.2004
Nur wer die Sehnsucht kennt…
Gibt es etwas Traurigeres als unerfüllte Sehnsucht? Nur Weniges. Aber noch trauriger ist sicher der Glaube, das Ziel der Sehnsucht könne nie erreicht werden, die Sehnsucht müsse für immer unerfüllt bleiben. In der FAZ-Sonntagszeitung vom 15.2.04  findet sich im Artikel: „Die alltägliche Suche nach Gott“ das Zitat einer Nonne: „Als ich hier eintrat, dachte ich, jetzt geht das Leben wirklich los. Dann habe ich gemerkt, daß Gott nicht so berechenbar ist. Von den älteren Mitschwestern weiß ich, daß die Sehnsucht nach ihm mit den Jahren immer stärker wird. Erfüllt wird sie nie.“
Und ganz passend dazu das Zitat eines Jesuiten: „…Verzicht auf Sexualität [ist] ein Verlust, den jeder, der Gott ganz und gar dienen will, in Kauf nehmen muß. ‚Das ist der Preis der unbedingten Treue zu Gott.’ … Eine Treue, die den Jesuiten erst die Kraft gebe, ganz für ihre Mitmenschen dazusein.
Mit dem Verzicht auf die Sexualität sind vermutlich die kryptischen Worte des Paulus gemeint mit dem „Verschneiden um des Himmels willen“. Von Jesus gibt es kein Wort zur absoluten sexuellen Enthaltsamkeit, auch nicht in den Evangelien.
Muß wirklich erst ein Engel wie in Abrahams Zeiten eingreifen, um den religiösen Wahnsinn zu stoppen? Damals glaubten die Anhänger des Moloch, ihre neugeborenen Kinder den Göttern opfern zu müssen, um ihnen wahrhaft zu dienen. Und selbst Abraham war noch nicht frei. Er glaubte, Gott verlange die Opferung seines Sohnes Isaak. Und Abraham ging hin, führte Isaak zum Opferstein und glaubte, ein gehorsamer Diener Gottes zu sein. Ein gnädiger Engel verhinderte die Opferung des Isaak. 
Zu Jesu Zeiten glaubte man noch an die Opferung von Tieren. Gott will kein Blut, sagte Jesus. 
Dafür lehrt die katholische Kirche nun, daß Jesus sich selbst geopfert habe und trinkt regelmäßig sein „Opferblut“ im Abendmahl.
Und noch immer werden im Namen Gottes Opfer verlangt und erbracht, die keinem liebenden Gott je in den Sinn kommen würden: den Verzicht auf Sexualität, den Verzicht auf die persönliche körperliche, seelische und geistige Entwicklung, den Verzicht auf den eigenen Willen – und damit auf die eigene Verantwortung. 
Zölibat, Gehorsam, Armut –  es sind alles Mittel, um die Menschen im Stande der Kindlichkeit zu halten, sie nicht zu freien und mündigen Menschen werden zu lassen. 
So bleibt ihnen nur die Sehnsucht – die Sehnsucht nach einer Liebe und Liebeserfahrung, die den erwachsenen Menschen kennzeichnet. Eine Liebe, die auch den eigenen Körper, die innerste Natur einschließt. Eine Liebe, in der Körper, Seele, Geist zu einem Ganzen werden – so daß der Mensch seine Ganzheit erfährt. Und den Kern der göttlichen Liebe in sich selbst erkennt. Eine Erfahrung, in der Mensch, Gott und Natur nicht mehr getrennt sind. Es ist eine Erfahrung des Lebenssinns und des Glücks. Glückliche Menschen können ihren Mitmenschen ganz anders helfen! 

„Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, sagte Kant. Frau muß leider auch immer noch sagen: „Habe den Mut, Deinen eigenen Empfindungen und Deiner Natur zu vertrauen.“
 

7.02.2004
Mein Roman Mirjam als Taschenbuch erschienen!
Hier meine Anmerkung zur Taschenbuchausgabe vom Juli 2003:
Ich freue mich sehr, daß „Mirjam. Maria Magdalena und Jesus“von den Lesern so gut angenommen wurde, daß der Roman nun auch als Taschenbuch erscheinen kann. Die Erde hat sich um einige Jahre weitergedreht. Der Nahe Osten ist nach verheißungsvollen Ansätzen immer noch nicht befriedet. Katholische und evangelische Christen streiten sich darum, ob sie gemeinsam das Abendmahl einnehmen dürfen, die Amtskirchen beharren darauf, daß Europa nur christlich geprägt sein darf. Fundamentalisten aller Religionen unterdrücken immer noch die Rechte von Mädchen und Frauen, und die Führungsmacht Amerika scheint einen militanten christlichen Fundamentalismus zu verfallen. So hoffe ich, mit diesem Buch dazu beizutragen, daß die Menschen die Verantwortung selbst in die Hand nehmen und in ihrem eigenen Leben starre Grenzen, Dogmen, Ideologien und Vorurteile durch Liebe, unbefangene eigene Wahrnehmung und Vernunft aufbrechen und überwinden. Wenn die Schäflein weglaufen, werden eines Tages vielleicht auch Hardliner, Päpste, Amtskirchenträger und Dogmengläubige aufwachen. 
Infos zur Taschenbuchausgabe: 
1.02.2004
China, "Herr der Ringe III"  und die Angst vorm Aberglauben
Die chinesischen Zensurbehörden haben die Aufführung des 3. Teils vom "Herrn der Ringe" verboten. Der Film enthalte zuviel Aberglauben.
Ein Spielfilm als Verkünder neuer Glaubensinhalte? Besteht jetzt die Gefahr, daß wir an Zauberer, Elfen, Orcs und das Böse in Gestalt von Sauron, dem Herrn von Mordor,  glauben?
Kein normaler Mensch würde Fantasy mit Wirklichkeit gleichsetzen. Das kann nur  Leuten passieren, die selber Pseudowahrheiten verkünden. Z.B. eine kommunistische Partei, die längst keine mehr ist. Deren Vertreter dem hemmungslosen Kapitalismus frönen, aber die Partei- sprich Priesterherrschaft über die marxistische Wahrheit nicht aufgeben wollen. Wie sagte es George Orwell so schön in seiner Animal Farm: "Alle Tiere sind gleich - aber manche sind gleicher". Und kommunistische Kapitalisten sind besonders schön "gleich". Alles, was sie in diesem Aberglauben stören könnte, wird notgedrungen zur Bedrohung. Selbst ein Abenteuer- und Fantasyspielfilm
Oder erkennen sich die Parteibonzen etwa in Sauron und  den Schattenreitern wieder? Darf "Animal Farm" überhaupt in China erscheinen? In Zeiten des Kalten Krieges waren Orwells Bücher im ganzen Ostblock verboten. Der Ex-Kommunist wußte, wovon er schrieb.
 
 
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