WEB-Tagebuch Regina Berlinghof |
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Juni 2004 | ||
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Eine
christliche Verfassung für Europa? zum FAZ-Leitartikel Heinz-Joachim Fischers vom 9.6.2004 und Kardinal Ratzingers Europa-Rede, FAZ vom 11.6.2004 Eigentlich habe ich nichts gegen die Berufung auf Gott bzw. auf eine transzendentale Verankerung in der europäischen Verfassung. Der Bezug zum Transzendentalen setzt Maßstäbe, die über das reine Zweck- und Nutzendenken des Menschen hinausweisen. Nur sollten sich dann Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit mit dieser Verfassung identifizieren können. Nicht nur Christen, sondern auch Juden, Muslime, Atheisten, Buddhisten, Hinduisten und alle anderen. Darum habe ich etwas dagegen, wenn Europa mit dem Christentum gleichgesetzt wird, womit die ganze „heidnische Antike“ mit ihren Philosophen, Wissenschaftlern, Künstlern und Denkern ausgeblendet wird, der das heutige Europa so viel zu verdanken hat: vor allem Toleranz gegenüber dem Andersdenkenden, Freiheit des Denkens, Forschens und Handelns, ethische Selbstverantwortung. Und
vor allem habe ich etwas dagegen, wenn die Berufung auf das Christentum
als Bollwerk gegen den „gottlosen Atheismus“ oder gegen den Islam und andere
Religionen mißbraucht wird. Der FAZ-Vatikan-Hofberichterstatter Heinz-Joachim
Fischer und Kardinal Ratzinger erinnern an den Wolf, der Kreide gefressen
hat und vor der Tür steht, um die Geiß-/Schäflein in die
leeren Kirchen zurückzurufen. Die Herren reden von Gott und vom Christentum
und meinen die katholische Kirche. Läge den Herren ein mitmenschliches
Christentum am Herzen, hätten sie kaum an anderer Stelle die gemeinsame
Feier des Abendmahls mit evangelischen Christen gerügt.
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