WEB-Tagebuch Regina Berlinghof |
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August 2004 | ||
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Krieg
den Hütten, Frieden den Palästen
Man wünschte sich, die rotgrüne Regierung würde bei den Sozialreformen in dem gleichem Maße Verständnis und Nachsicht gegenüber Arbeitnehmern und Arbeitslosen an den Tag legen, die sie gegenüber den Großfirmen in Sachen Toll-Collect zeigt. Und umgekehrt wünscht man sich die gleiche Härte und Entschlossenheit, die sie bei der Umsetzung von Hartz IV anwendet, gegenüber den Toll-Collect Managern. Aber so übt man Krieg gegen die Hütten und Frieden gegenüber den Palästen... |
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BMW-Fahrer
Das muß man wirklich erlebt haben: Ich fahre zügig auf der Landstraße. Kurz vor der Kurve überholt mich in voller Fahrt ein BMW und muß dann vor der scharfen Kurve abbremsen. Als ich selbst durch die Kurve komme und das Ortsschild passiere, prescht er vorne in voller Fahrt auf die rote Ampel zu, vor der schon einige Autos stehen. Wirklich in voller Fahrt. Immerhin funktionieren die Bremsen seines Wagens. In seinem Hirn scheinen keine eingebaut zu sein. |
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Ketschup
oder Die neue deutsche Rechtschreibung
Ich hatte sogar einmal aus Neugier und durchaus gutwillig einen Kurs besucht. Von einfacheren Regeln ohne Vielzahl von Ausnahmen war die Rede. Von der Eindeutschung von Fremdworten, die sonst den Kindern so viele Probleme bereiteten. Und dann gab es da die neue Rechtschreibung für Ketchup: Ketschup. Meine einzige Frage bis heute: Wieso nicht Ketschap??? Und blieb der alten Rechtschreibung (in dem Maße, wie ich sie noch beherrsche) treu. |
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Vom
Heiligen Geist verlassen oder Der Papst und die Frauen
zum Schreiben des Papstes AN DIE BISCHÖFE DER KATHOLISCHEN KIRCHE ÜBER DIE ZUSAMMENARBEIT VON MANN UND FRAU IN DER KIRCHE UND IN DER WELT (August 2004) Nichts Neues vom Vatikan zur Stellung der Frau aus römisch-katholischer Sicht. Das Ergebnis stand von vornherein fest. Also redet man(n) um den heißen Brei. Der Wortschwall von zehn DIN A4 Seiten hat vor allem eine Funktion: die nur dürftige und in sich höchst widersprüchliche theologische Argumentation zu verdecken. Wenn frau das Wortgestrüpp beseitigt, bleiben folgende Argumente übrig:
“Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich... Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“ Bei Luther: “Und Gott schuf den Menschen ihm Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.“ Dazu der Vatikan: "Der Mensch wird hier als ein Wesen beschrieben, das sich von seinem ersten Anfang an in der Beziehung von Mann und Frau artikuliert. Dieser geschlechtlich differenzierte Mensch wird ausdrücklich "Abbild Gottes" genannt. Wenn die Vatikaner es dabei doch nur bewenden ließen! Aber nein, sie wenden sich dem zweiten Schöpfungsbericht zu, der die Erschaffung des Menschen in ein zeitliches Nacheinander aufdröselt, Eva aus der Rippe Adams erschafft und ihm, dem Manne, als Gehilfin unterstellt. (Gen. 2, 18 ff) Durchaus akzeptabel dann wieder: „Die vitale Verschiedenheit ist auf die Gemeinschaft ausgerichtet und wird in friedlicher Weise gelebt.“ und "In der "Einheit der zwei" sind Mann und Frau von Anfang an gerufen, nicht nur "nebeneinander" oder "miteinander", sondern auch einer für den anderen zu leben.“ Aber nun kommt’s: Laut diesem zweiten Schöpfungsbericht „versteht man, in welchem Sinn der alte Bericht der Genesis erkennen lässt, wie die Frau in ihrem tiefsten und ursprünglichsten Sein "für den anderen" (vgl. 1 Kor 11,9) da ist.“ Auf einmal ist nur noch von der Frau die Rede, die für den anderen da ist. Der Mann scheint andere Aufgaben zu haben, die das Papier (wie der Vatikan überhaupt) für nicht definitionsnotwendig hält. Der Mann wird nicht festgelegt – nur die Frau!! Frau muß bedenken: Es gibt im Neuen Testament kein einziges Jesuswort, das die geschlechtliche Verschiedenheit von Mann und Frau zum Anlaß nähme, eine Festlegung ihrer Aufgaben oder gar Überlegenheit des Mannes über die Frau zu begründen. Dem Vatikan bleibt nichts anderes übrig, als höchst diskret auf den Paulusbrief in 1. Kor. 11,9 hinzuweisen und hütet sich, den genauen Text zu zitieren, was hier nachgeholt werden soll: “Und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen.“ Von einem für den anderen ist schon gar nicht mehr die Rede, sondern wir haben das paulinische Überlegenheitsdenken des Mannes über die Frau. Woher aber hat Paulus seine Autorität? Ist er in diesem Brief vom Heiligen Geist beseelt, hat er aus der Liebe geschrieben? Der Vatikan prüft diese Fragen aus guten Grund nicht. Weil Kardinal Ratzinger und Papst Paul Johannes II. genau wissen, daß weder das eine noch das andere zutrifft. Paulus hat einfach die damals im Judentum und in der Antike selbstverständliche Überlegenheit des Mannes fortgeschrieben, an der auch die heutige vatikanische Männerwelt nicht rütteln will. Bekräftigt wird die Rolle der Frau als „Für-den-anderen-dasein“ noch durch ein Argument nicht geistlicher, sondern empirischer Natur: „weil die Frauen spontaner mit den genannten Werten übereinstimmen, können sie ein Aufruf und ein bevorzugtes Zeichen für diese Werte sein.“, außerdem „zeichnet sich die Frau dadurch aus, dass sie diese Haltungen mit besonderer Intensität und Natürlichkeit lebt.“ Von der Empirie und nach der Statistik mag es stimmen, daß Frauen beziehungsintensiver leben und damit auch fürsorglicher für andere eingestellt sind. Drum also die Gegenfrage: Wenn Frauen so sehr dafür geschaffen sind, für andere dazusein, warum dann nicht in der Kirche als Priesterinnen? Ist das nicht die Hauptaufgabe des Priesters? Und wird nicht der Zölibat genau damit begründet, daß nur der enthaltsam lebende Mann es fertigbringe, für seine Gemeinde dazusein? Wozu also die Kasteiung und Quälerei von Männern, um nicht zu sagen geistige Kastrierung, wenn Frauen aus ihrer Natur und ganz von selbst für andere dasein können??? Die Wege und Umwege vatikanischen Denkens führen zu immer weiteren Verdrehungen und Verschlingungen. „Der Mensch ist eine Person: das gilt in gleichem Maße für den Mann und für die Frau; denn beide sind nach dem Bild und Gleichnis des personhaften Gottes geschaffen. Die gleiche Würde der Personen verwirklicht sich als physische, psychologische und ontologische Komplementarität, die eine auf Beziehung angelegte harmonische "Einheit in der Zweiheit" schafft.“ und: . „Die Geschlechtlichkeit kennzeichnet Mann und Frau nicht nur auf der physischen, sondern auch auf der psychologischen und geistigen Ebene und prägt alle ihre Ausdrucksweisen.“ Danach bestimmt also die physische geschlechtliche Konstitution automatisch auch die emotionale und geistige Verfassung des Menschen. Nun wissen wir aus der persönlichen Erfahrung, auch abgesichert durch empirische Forschungen, daß nicht alle Männer Machos und alle Frauen sanfte Weibchen sind. Es gibt sensible, feinfühlige und „weiche“ Männer, ohne deswegen gleich Tunten zu sein, und es gibt Frauen, denen das Gefühl für Kinder und ihre Nächsten ziemlich abgeht, die sich dafür aber hervorragend auf wirtschaftliche, wissenschaftliche oder künstlerische Belange verstehen. Eine Frau macht noch lange keine gute Mutter oder ein Heimchen am Herd, und es gibt manchen Mann, der sich als „Hausmann“ oder Lehrer für kleine Kinder wohler fühlt als im Egotrip auf der Karriereleiter. Letztlich praktiziert die Kirche seit Anbeginn ihres Bestehens, was sie nun den harten Feministinnen vorwirft: nämlich in dem „Versuch der menschlichen Person nach Befreiung von den eigenen biologischen Gegebenheiten. ... [könnte] jede Person und müsste sich nach eigenem Gutdünken formen, weil sie von jeder Vorausbestimmung auf Grund ihrer Wesenskonstitution frei wäre.“ Die Befreiung von der biologischen Festlegung hat nach dem Verständnis des Vatikans zur Folge, daß sich die Frauen nach „eigenem Gutdünkten formen“ wollten. Sagen wir es anders herum: Sie wollen sich nicht länger nach dem vatikanischen Gutdünken formen lassen. Mehr aber auch nicht. Das Problem ist nicht die Befreiung von der biologischen Konstitution, sondern von der Vorherrschaft des Verstand und des Willens, den Menschen nach einem selbst vorgestellten Bild zu formen. Ob das ein individueller, feministischer oder kirchlicher Formwille ist, spielt überhaupt keine Rolle. Jeder Formwille bezogen auf den Menschen nimmt dem Menschen seine Freiheit. Theologisch ausgedrückt: Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach seinem Bilde schuf er sie als Mann und Frau. Aber wo, bitte, ist das Bild Gottes? Im zweiten Gebot steht: „Du sollst Dir kein Bildnis machen.“ Und damit ist jeder Zugriff auf theoretischer Ebene - ob feministisch oder theologisch - hinfällig. Wir dürfen uns weder von Gott noch vom Menschen ein Bild machen. Wir können zwar sehen, daß der eine Mensch ein Mann und der andere eine Frau ist. Aber was das Wesen des Mannes und der Frau ausmacht, das sollte Gott allein vorbehalten bleiben. Alle Theorien, die den Menschen in irgendeiner Weise über den Kamm scheren oder glauben, mit Hilfe des Verstandes neu definieren oder erfinden zu können, werden am Geheimnis der Schöpfung scheitern. Die Welt und das menschliche Sein ist vielfältiger und geheimnisvoller, als alle Theoretiker, Theologen und auch der Papst es sich vorstellen können. |
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Übersicht / Table |