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WEB-Tagebuch Regina Berlinghof

September 2004
23.09.2004
Der deutsche Michel 
Vom deutschen Michel mit der Zipfelmütze sprach man im 19. Jahrhundert. Auch genannt der „dumme Michel“.  Dieser Michel hat wieder alle Chancen.
Bayern schafft die Lernmittelfreiheit ab. Die Eltern müssen Schulbücher in Zukunft selber kaufen. Hamburg will die geisteswissenschaftliche Fakultät einsparen. Bibliotheken bekommen erst Geld, nachdem sie gebrannt haben, siehe Weimar.
Also gute Chancen für die Wiederverdummung eines Volkes, das erst in jenem 19. Jahrhundert die allgemeine Schulpflicht einführte und Bildung und Wissen zu einem der höchsten Güter erklärte. Diese Einstellung führte zur Spitzenforschung und machte Deutschland führend auf vielen Gebieten. 
War das nur ein kurzer Augenaufschlag, um wieder in dumpfes Träumen zu versinken?
Sind viele Menschen der Länder der Dritten Welt darum Analphabeten, weil sie so arm sind – oder sind sie so arm, weil sie Analphabeten sind?
Wir sparen an Schulen, Universitäten, Bibliotheken. Das ist wie ein Bauer, der aufhört seinen Acker zu düngen, weil sparen will. 
 
6.09.2004
Der Überfall in Beslan - Grausamkeiten und Lügen - Nachtrag zu gestern
Zu den Lügen Putins sollte noch ergänzt werden, daß die Zahl der Geiseln bewußt verschleiert wurde. Es war immer nur von 300 - 350 Personen die Rede. Dabei hatten die Verwandten draußen vor der Schule sehr wohl genaue Angaben gemacht. Aber die sollte niemand hören. (FAZ von heute). Genauso wenig wie jetzt die genaue Zahl der Todesopfer nicht publik werden soll. Es sind wahrscheinlich 450 bis 500! 
Die Verwandten und Freunde informierte man nicht über die Namen. Dafür nahm man den Krankenhausmitarbeitern die Handys ab, damit die Wahrheit nicht nach außen drang. (Bericht eines Reporters vor Ort von ARD oder ZDF). Die Prioritäten sind wahrlich eines Ex-Geheimdienstchef würdig!
5.09.2004
Der Überfall in Beslan - Grausamkeiten und Lügen
Was an dem tschetschenischen Angriff auf die Schule in Beslan so erschreckt, ist nicht nur der Umstand, daß Kinder zum Ziel der Geiselnehmer wurden, sondern die ganz unnötig brutale und unbarmherzige Behandlung während der Gefangennahme. Nichts zu essen, kaum Wasser. Wenn man hört, daß die Geiseln in der Turnhalle dicht gepfercht übereinander liegen mußten, dann drängen sich unwillkürlich die Bilder von KZ-Leichenbergen auf.
Man ahnt, was die Tschetschenen an Grausamkeiten der russischen Truppen erlitten haben, um so kalt und fühllos zu werden. Und Putin fällt nichts anderes ein, als ein paar Araber zu erfinden, die angeblich bei den Geiselnehmern dabei waren, die aber keine der Geiseln gesehen hat. Vor der Öffentlichkeit ist es natürlich auch einfacher, gegen eine „internationale Terroristenbande“ zu kämpfen als gegen hausgemachte Freiheits- und Unabhängigkeitskämpfer. 
Aber Lügen sind wir ja inzwischen gewohnt. Nicht nur von dem ehemaligen KGB-Chef, sondern auch von seinen Freunden wie George W. Bush, der sich ebenfalls dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus verschrieben hat. Und dem Kampf für die Freiheit, wie er in seiner Wahlkampfrede verkündete.
Offensichtlich für die Freiheit zu Lügen, Wahlen zu manipulieren, Menschen ohne Gerichtsbeschluß jahrelang einzusperren und internationale Abkommen und die Menschenrechte zu verletzen, wie es gerade ins Konzept paßt. In dieser Hinsicht kann er viel von Putin lernen. Schröder, der  Putin als seinen Freund bezeichnet, auch. 
Putin soll demnächst die Ehrendoktorwürde in Hamburg bekommen. Wofür?
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