WEB-Tagebuch Regina Berlinghof |
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November 2004 | ||
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Dumme
Faxe
In dieser Woche schwappten wieder einmal Wellen von Werbefaxen über die Leitungen herein. Ein Anwaltsbüro aus New York fragt mich inzwischen zum vierten Mal, ob ich meinen Verlag verkaufen möchte. Das Fax kommt außerdem gleich zweimal. Ein anderes Fax verspricht mir, die günstigsten Versicherungen für mich ausfindig zu machen (per teuren Rückruf oder Faxabruf). Ein Autohändler macht auf seine neuen Wagen aufmerksam. Ferner werden mir Werkzeugmaschinen angeboten. Und Weihnachten macht sich mit Geschenkvorschlägen auch schon bemerkbar. In der Vergangenheit kamen immer wieder die gleichen Werbungen für Benjaminibäumchen, bedruckte Stofftaschen – und: immer kurz vor der Buchmesse die Angebote „preiswerter Übernachtungen“ im Taunushinterland. Ein phantastisches Angebot, das mir die Messe 40 km weiter wegrücken und den Fahrweg um eine gute Stunde verlängern würde. Außerdem müßte ich für die Übernachtung zahlen, während ich sonst von zu Hause aus starten kann. Zugreifen lohnt sich also. Ich
frage mich ernstlich, was sich die Auftraggeber von solcher Art Werbung
versprechen. Die einzigen, die von der Faxwerbung profitieren, sind die
Faxwerbefirmen. Mögen sie mit vielen Faxwerbungen ihrer Konkurrenten
eingedeckt werden!
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Schostakowitsch
und Huster
Gestern im Frankfurter Museumskonzert ein ganz selten gespieltes Stück: Schostakowitschs Violinkonzert, für mich völlig neu. Ein Schostakowitsch, der im Pianissimo eines Nocturnes beginnt und lange und innig dort verweilt. Wunderbar gespielt von dem jungen Armenier Sergey Khachatryan, die Leitung Paolo Carignani. Immer wenn man ganz in der Musik versinken möchte, sorgen Mitmenschen liebevoll dafür, daß dies nicht geschieht – mit lauten Hustern, nicht unterdrückt, sondern herausgeknallt und nicht nur einmal, sondern mehrfach, damit ja bloß niemand einschläft oder die Musik genießt. Nun, es gibt die Möglichkeit, das Konzert sich auf einer CD anzuhören – ohne störende Huster. Nur: warum kommen die Huster nicht auf den Gedanken, selber zuhause zu bleiben und dort die CD zu hören? Absurde Frage! Wie könnten sie dann noch ihr gutes Werk tun, und die Musikhörigen, um nicht zu sagen Musikabhängigen wieder in die Welt der Realität und der Gesellschaft zurückzuholen? Das gilt auch für alle bonbonpapierknisternden Damen, denen das Aufwickeln erst einfällt, wenn die Musik begonnen hat. Vorher muß man sich ja mit seiner Nachbarin über wichtige Dinge unterhalten. |
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Vote
= On click „Kerry“ display „Kerry“, save „Bush“
Immer noch zerrissen zwischen Depression und Galgenhumor angesichts des Wahlergebnisses in den USA. Und leicht erschüttert über das Wahlrecht in den USA: Computermaschinen ohne Quittung für die Wähler, Ergebnisse nicht nachprüfbar. Und das absurdeste: die vielen Wahlbeobachter, die sich schön bei den Wählern und vor den Wahlkabinen aufhielten. Aber wer beaufsichtigte die Computerprogrammierer und Administratoren? Datenbanken zu manipulieren und fälschen ist das einfachste mit ein bißchen Knowhow. Vor allem lassen sich damit so überzeugend knappe Ergebnisse erzielen. Nicht diese Ostblockeinheitswahlergebnisse von 98-99 Prozent. Nein, schön glaubhaft zwischen 48 und 52 Prozent, und der kleine Vorsprung für die eigene Partei. Nicht wahr, Mr. Diebold? Am Ende eines langen Artikels in der FAZ von heute schildert die Wahlbeobachterin Marielle Smith, daß die Mutter ihrer Freundin in Ohio gesehen hätte, wie Leute für Kerry stimmten, aber zur gleichen Zeit seien die Stimmen Bush gutgeschrieben worden… |
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Übersicht / Table |