WEB-Tagebuch Regina Berlinghof |
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März 2005 | ||
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Karfreitag |
Sakrileg - Jesus und Maria Magdalena Die Diskussion um den Bestseller "Sakrileg" von Dan Brown schwappt bis ins Fernsehen. Gerade sah ich Teile einer Dokumentation um den Wahrheitsgehalt von Dan Browns Thesen, also: war Jesus mit Maria Magdalena verheiratet, hatten sie eine Tochter, sind diese Tochter und ihre Nachfahren als der "Heilige Gral" zu verstehen (das heilige Blut Jesu, das vom Kreuz aufgefangen sein soll), hat Leonardo da Vinci diese "Wahrheiten" in seinen Bildern versteckt und dergleichen mehr. Brown behauptet, daß alles in seinem Buch historisch belegt sei (was eindeutig nicht stimmt). Witzig. Als ob es in einem Roman auf historische Wahrheiten ankäme. Warum schreibt der Verfasser sonst kein Sachbuch? In einem Roman geht es um innere Wahrheiten, um Gefühle, um die menschliche Psyche. Kommt es darauf an, ob Romeo und Julia gelebt haben? Und doch sagt dieses Drama mehr über die menschliche Liebe aus als die dicksten psychologischen Monographien. Religion ist ein ebenso "inneres" Thema wie die Liebe und ist damit besser in Romanen aufgehoben als in dickleibigen theologischen Abhandlungen. Schon Jesus redete lieber in Gleichnissen, als sich auf theologische Disputationen einzulassen... Im Grunde tun das alle Mystiker, denn sie wissen, daß sich das Absolute nicht definieren oder in Worten ausdrücken läßt. Und im übrigen: was für eine Rolle soll es spielen, ob Jesus eine Tochter hatte (oder vielleicht einen Sohn?), ob er tatsächlich ein Verhältnis mit Maria Magdalena hatte oder nicht. Es geht um unsere eigene Anbindung ans Unendliche und nicht um irgendwelche Genealogien. Denn sonst vergessen wir das Göttliche in uns selbst und machen Jesus zum Götzen. Deshalb hielt ich es bei meinen Mirjam.Maria Magdalena und Jesus Roman für besser zu betonen, daß alle Äußerlichkeiten erfunden sind. Aber die inneren Erfahrungen sind echt. Und ich hoffe, daß das Bewußtwerden der Einheit und Göttlichkeit allen Seins noch viele Leser und auch Nichtleser erfahren werden. Denn nur darauf kommt es an. |
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EU-Mitgliedschaft der Türkei Von Anbeginn der Diskussion um die Mitgliedschaft der Türkei in der EU war ich für deren Beitritt. Denn letztlich handelt sich um altes zu Europa gehörendes Kernland. Wo lagen denn Troja und Ephesos? Wo lagen die Geburtsstädte der Begründer der griechischen Philosophie, Thales, Anaximander, Anaximenes, Heraklit? Wo war das Zentrum des Oströmischen Reiches. Auch wenn die Kultur der erobernden Turkvölker andere Wurzeln hat und sich durch den Islam weiter vom europäischen Kernland entfernte, so gibt es doch eine lange gemeinsame Geschichte - mit bzw. gegen das osmanisch-türkische Reich. Wenig erfreulich am heutigen türkischen Staat ist die Unterentwicklung der Menschenrechte, die hartnäckige Leugnung des Völkermords an den Armeniern, die Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung und Kultur. Nun meldet Reuters, daß selbst die offiziellen lateinischen Namen von Tieren umbenannt würden, weil sie die territoriale Integrität der Türkei verletzen würden: "Turkey renames 'foreign' animals Fri Mar 4, 2005 4:35 PM GMT ANKARA (Reuters) - Turkey has renamed some animal species, saying foreign scientists opposed to its territorial integrity had chosen their former names with ill intent, the Environment Ministry has said. A sheep species previously known as Ovis Armeniana was renamed Ovis Orientalis Anatolicus. A species of red fox was renamed as Vulpes Vulpes rather than Vulpes Vulpes Kurdistanica. 'Unfortunately there are many other species in Turkey which were named this way with ill intentions. This ill intent is so obvious that even species only found in our country were given names against Turkey's unity,' the statement said. The ministry said the animals' new names had been chosen as result of scientific studies." Wenn ein Immernoch-Vielvölkerstaat wie die Türkei immer noch Probleme damit hat, daß selbst Tiernamen keinen Bezug zur armenischen und kurdischen Bevölkerung aufweisen dürfen, dann stellt sich für mich ernsthaft die Frage, mit welchem Selbstverständnis ein solcher Staat der europäischen Gemeinschaft beitreten will, die seine nationalen Rechte in ganz anderem Maß einschränken würde. Und welche Umgangsformen dürfen die jetzigen EU-Staaten von der Türkei erwarten, wenn dieser Staat es bis heute nicht fertigbringt, respektvoll mit seinen Minderheiten und der Verantwortung seiner Geschichte umzugehen? |
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Übersicht / Table |