WEB-Tagebuch Regina Berlinghof |
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Juli 2005 | ||
| Guantanamo und Evin - Rechtsstaat und Gerichtsverfahren Im Iran sitzt der "ordentlich verurteilte" Schriftsteller und Regimekritiker Akbar Gandschi im berüchtigten Evin-Gefängnis und versucht, mit einem Hungerstreik seine Freilassung zu erzwingen. In Guantanamo hält die US-Regierung seit 2001 vermutete Terroristen gefangen, ohne sie vor ein Gericht zu stellen. In beiden Fällen sitzen "Regierungsfeinde" im Gefängnis. Nur die Gründe sind unterschiedlich: Im Iran ist sich die Regierung gewiß, daß die Gerichte die ihr unliebsamen Personen und politischen Gegner verurteilen werden und läßt daher "ordentliche Gerichtsverfahren" zu. In Amerika ist sich die Regierung gewiß, daß die Gerichte unabhängig von Regierungsweisungen und -wünschen die Prozesse gegen die "Terroristen" durchführen werden. Darum läßt sie die Gerichtsverfahren erst gar nicht zu. | |
| Die
süße Wollust der Unterwerfung oder Vorwärts
in die Vergangenheit - Die Abwege eines evangelischen Theologen Hier geht es nicht um Sex, auch nicht um Sado-Maso. Höchstens im übertragenen Sinn. Aber frau traute ihren Augen nicht, als sie die Überschrift des Aufsatzes von Klaus Berger in der FAZ vom 13.7.05 las: "Unterwerfung tut wohl". Sollte der stockkonservative evangelische Theologe plötzlich zum Mittel der Ironie gegriffen haben? Galt es, versteckte Seitenhiebe gegen das katholische Gehorsamsgebot für Klerikale oder gegen den Islam auszuteilen? Ach nein, Klaus Berger ist sich mehr als treu geblieben und vertiefte nur die Farbe von schwarzem Konservatismus zu ultraschwarzem Fundamentalismus. Seine neueste Erkenntnis: Wir kehren zurück in den Schoß der katholischen Kirche und unterwerfen uns dem Diktat des Papstes. Vergessen sind die Gedanken der Aufklärung („Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ – Kant würde sich im Grab umdrehen), vergessen ist Luther, dessen ganze Reformation nichts als die Freiheit des Christenmenschen und die Freiheit des eigenen Gewissens im Sinn hatte. Wollte Luther die Christen einst von der Allgewalt des Papstes befreien und ihre eigene Verantwortung vor Gott erkennen lassen, macht Berger alle Christen wieder zu Schäflein des Papstes. Nicht einmal die Muslime, bei denen die Unterwerfung und Hingabe im Namen der Religion selber steckt, würden so weit gehen. Denn Islam, Unterwerfung, Hingabe bedeutet allein Unterwerfung und Hingabe an Gott, nicht unter andere Menschen. Ganz so direkt sagt es der studierte Theologe Berger natürlich auch nicht. Ich zitiere seine Gedanken zur Rückkehr in die Vormoderne: „"Sich unterwerfen" ist ein radikaler Vorgang, der in der Umwelt der Bibel nur Sklaven zugemutet wird, in den frühen Gemeinden aber auch Christen. Denn so sagt man: Im Gegenüber begegnet ihr dem Abbild Christi, also Christus, Gott selbst. Das gilt für alle Christen untereinander, für Mann und Frau wechselseitig, für Gemeinden und Klerus (Bischöfe, Älteste).“ Und weiter: „Der Kernsatz lautet: Weil man im Gegenüber Gott begegnet, deshalb hilft bei Streit nur die radikale Unterwerfung. Sie äußert sich, indem man sich auf den Boden wirft. In der katholischen Liturgie ist dieses Sich-zu-Boden-Werfen der wohl eindrücklichste Ritus, geübt am Karfreitag, bei der Diakonen-, Priester- und Bischofsweihe und bei der Erhebung zum Kardinal. Meine Erwartung ist daher: Die nichtkatholischen Bischöfe unterwerfen sich dem Papst - und der Papst unterwirft sich ihnen.“ Schön wäre es. Aber wann hätte sich je ein Papst den Bischöfen oder gar Laien unterworfen? In der Praxis gestaltete sich die Unterwerfung immer in Form der Einbahnstraße. Immer schön in der Bahnen der Hierarchie: von unten nach oben. Aber Berger glaubt aufs Wort: „Und was den Papst betrifft: Nehmen wir doch beim Nennwert, was seit Gregor dem Großen dessen schönster Titel ist: Sklave der Sklaven Gottes.“ Ich glaube, es war C.G Jung, der einmal sagte, daß die Deutschen in ganz eigentümlicher Weise einer Wortgläubigkeit verfallen seien. Sie glaubten mehr an das Wort als an die Taten des Sprechers. Ich habe das Zitat bis jetzt nicht wiederfinden können. Aber dieser Wortgläubigkeit unterliegt auch Klaus Berger. Ach, es muß schön für ihn sein, das eigene Denken aufzugeben. Offensichtlich ist es ihm zu anstrengend, denn frau liest: „Das Wort des Papstes, Einheit der Christen sei sein oberstes Ziel, ist strikt ernst zu nehmen. Denn dieses Ziel ergibt sich direkt aus der Einheit Gottes. Der eine und einzige Gott stellt sich neutestamentlich dar in der einen und einzigen Gemeinde. Deshalb ist jede Spaltung der Gemeinde ein direkter Angriff auf Gott selbst.“ Man könnte ganz anders argumentieren: Wenn Gott zur Darstellung seiner Einheit eine einzige Gemeinde der Menschen wünscht oder sogar fordert (denn alles andere wäre ja ein Angriff auf seine eigene Einheit, so der Papst und ihm folgend Klaus Berger), warum läßt er dann die Vielfalt religiöser Erfahrungen und so viele Religionen zu? Ist es nicht genau umgekehrt, nämlich daß Gott – um im christlichen Sprachusus zu bleiben – die Vielfalt liebt? Hat er nicht unzählige Materie-, Pflanzen- und Tierarten geschaffen und sehr verschiedene Menschentypen? Hat er nicht jedem Menschen bis in die Fingerlinien unterschiedlich und als einzigartiges Individuum erschaffen? Ist es nicht gerade der Vielklang, der Gott erfreut? Wäre ein einziger Ton auf die Dauer nicht entsetzlich langweilig? Warum sollte Gott, Allah, das Tao, das Unendliche oder wie auch immer man das Absolute und Numinose nennen mag, nicht eine Unzahl unterschiedlicher Anbetungsformen schätzen? Schließlich sind alle Menschen, alle Kulturen und Völker, alle Religionskulte seine Geschöpfe? Warum sollte ein absolutes Wesen, der allmächtige Gott, es als Angriff auf seine Einheit empfinden, wenn die Menschen es, sie, ihn in unterschiedlichen Sprachen, Denkformen und Kulten verehren? Hat er (!) dies wirklich so nötig? Es sind immer nur die Kleingeister, die meinen, es ginge alles nur so, wie sie es sich vorstellen. Als gäbe es für alle Zeiten und Kulturen nur eine einzige und richtige Weise, dem Göttlichen nahezukommen und alles andere wäre falsch. Und vor allem: als wäre Gott bei jeder Abweichung gleich beleidigt und fühlte sich angegriffen. Ein sehr ängstliches, kleinmütiges und kleinkariertes Bild von Gott, der doch alle Dinge und Wesen erschaffen hat. Hat Gott den Menschen nicht Verstand und Vernunft mitgegeben? Soll dann der Mensch seinen Verstand und seine Vernunft nicht auch selbst gebrauchen dürfen? Gibt es nicht ein Gleichnis von Jesus, in dem er lehrt, daß man seine Talente nicht vergraben soll? Kinder brauchen Eltern und Erwachsene, die in vielen Fällen für sie denken und urteilen, bis sie es selbst gelernt haben. Gegenüber einem Gott, der uns doch aus Liebe geschaffen hat, brauchen wir keine Sprecher, Fürsprecher oder Vordenker. Nicht einmal eine Einheitsgemeinde oder Einheitspartei. Es sei denn, man sieht in ihm einen strafwütigen Popanz, der bei jeder kleinsten Übertretung an die Decke geht und Strafblitze aussendet wie der alte Zeus. Vielleicht hat ja Klaus Berger den Wunsch, sich lieber fremdem Denken zu unterwerfen. Dann möge er doch der katholischen Kirche beitreten, nach Rom fahren und sich vor dem Papst zu Boden werfen. Nur möge er doch den Rest der Welt mit seiner Selbstaufgabe des Denkens in Ruhe lassen. | |
| Oskar Lafontaine und braunes Gedankengut. Ein neuer Nationalsozialist? Die merkwürdige Verbindung von Sozialismus mit brauner Fremdarbeiterfeindlichkeit hat Lafontaine schon früher gezeigt. Ich erinnere mich an den Landtagswahlkampf im Saarland vor einigen Jahren, als Lafontaine gegen Klaus Töpfer für das Amt des Ministerpräsidenten kandidierte. Schon damals bevorzugte er anstelle von Sachargumenten die Verunglimpfung seines Gegners als "Fremden" - nämlich als Nicht-Saarländer, der das Saarland und seine Menschen gar nicht kenne. Wie wenig ihm das sachliche Arbeiten liegt, zeigte sich ja später. Kaum gab es Probleme, überließ er die Arbeit den anderen und genoß lieber das Leben in seinem schönen Anwesen oder in der Toscana... | |
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Neue Dimensionen mit Google Erdatlas - Faszinierende Satellitenfotos Kürzlich stieß ich auf Google Map - eine neue Funktion der Gigasuchmaschine (http://maps.google.com). Eine Kombination aus Straßenkarten und Satellitenfotos mit Zoomfunktion der ganzen Welt. Noch eine Stufe weiter geht Google mit Google Earth. Man muß sich dazu das Hilfsprogramm herunterladen (gefunden bei http://www.zdnet.de, etwa 10 MB groß). Jetzt läuft alles nur noch auf der Basis von Satellitenbildern. Man kann rund um den ganzen Globus kurven und sich an einem beliebigen Punkt einzoomen. Die Bilder sind traumhaft schön. Die Auflösung hat nicht immer die gleiche Tiefe. Von meinem Wohnort Kelkheim kann ich einzelne Häuser erkennen. Bei Freiburg oder Frankfurt z.B. ist die Detailtiefe sehr viel geringer. Die Bilder werden schlicht unscharf. Hier die Übersicht von Kelkheim: Dann der Zoom auf das Haus, in dem ich lebe (sogar die Terrasse ist sichtbar, wenn man weiß, wo man suchen muß). Auf den Straßen erkennt man die einzelnen Autos! Man braucht dazu unbedingt einen DSL-Anschluß. Aber dann kann man alle seine Lieblingsorte von zuhause oder vom Urlaub von oben ansehen. Eine Menü unten gibt die Möglichkeit, die Straßen (einschließlich Autobahnnummern bis Straßennamen der Städte) einblenden zu lassen. Ebenso Hotels, Gaststätten usw. Von seinen Lieblingsorten kann man "Lesezeichen" setzen, um sie schnell wieder auffinden zu können. Gespeichert wird der genaue Ausschnitt mit dem gewählten Zoomfaktor. Und ein Bonbon für alle Astrologen: die Höhen- und Breitengrade werden eingeblendet - immer von den Ort, auf den gerade der Mauszeiger deutet. Ein völlig neues Surfgefühl - ich erlebe meine Urlaube gerade noch einmal: Hier ein Rückblick von oben auf Monument Valley - der Touristencenter, darunter "hängt" der Navajo-Campground mit den einzelnen Stellplätzen: Unten die drei "Buttes", die man direkt vor dem Ausguck des Touristencenters sieht: West- und East Mitten (die beiden Handschuhe) und Merrick-Butte in der Mitte Und noch die Vergrößerung auf den East Mitten. Im Schattenriß sieht man deutlich seine Handschuhform. |
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Übersicht / Table |