Übersicht / Table

WEB-Tagebuch Regina Berlinghof



September 2007

30.09.2007
Maulana Dschalaleddin Rumis 800. Geburtstag

Heute vor 800 Jahren wurde Maulana Dschalaleddin Rumi, einer der größten Mystiker und Dichter, im damals persischen, heute afghanischen Balkh geboren. Er lebte und wirkte vor allem in Konya in der Zentraltürkei, das die türkischen Seldschuken vom oströmischen Reich erobert hatten. Das Gebiet hieß aber immer noch Rum (römisch). So kam der Dichter und Mystiker zu seinem bekannten Beinamen "Rumi".

Hier Rumis "Mystische Ode" in der Nachdichtung von Hans Bethge (aus dem "Persischen Rosengarten", erschienen in meinem YinYang Media Verlag):

Was bin ich denn? Ich bin die große Sonne
Und auch des Sonnenstäubchens Tanz im Äther,
Ich bin die Morgen- und die Abendröte,
Der Sang des Haines und das Meeresrauschen,
Ich bin der Mast des Schiffes und das Schiff,
Das Steuer und die Hand, die es regiert,
Und auch die Klippe, dran das Fahrzeug scheitert.
Der Vogelsteller, Netz und Vogel bin ich
Zugleich; der Spiegel und das Bild darin;
Der Schall und Widerhall; bin Rausch und Wein,
Der Klang der Flöte und der Mund des Bläsers,
Im Stein der Funke und das Gold im Erz.
Der Trinker bin ich und der Schenke. Kerze
Und Licht der Kerze und der Schmetterling,
Der schwärmend in dem Kerzenlicht vergeht.
Ich bin der Arzt, die Krankheit und der Kranke,
Das Gift und Gegengift, die Rose und
Die Nachtigall, berauscht vom Rosenduft.
Ich bin die Bitterkeit und auch das Süße,
Bin Krieg und Frieden, Sieg und Niederlage,
Bin Mörtel, Kelle und der Riß der Mauer
Und auch der Meister, der den Riß verschließt.
Ich bin der Grundstein und des Hauses First,
Sein Aufbau und allmählicher Verfall,
Der Löwe und die schüchterne Gazelle,
Das Lamm und auch der Wolf und auch der Hirt,
Der alle friedlich eint in seiner Hürde.
Ich bin des Mannes Sang, des Kindes Lallen,
Der Wind der Welt, das Steigen und das Fallen.

anläßlich zu Rumis Jubiläum gibt es in den Feuilletons einiger Zeitungen ausführliche Artikel zu Rumi:
Die Frankfurter Rundschau (von Ulrich Holbein):
Spucke findet keinen Pfad zum Himmel

Die Neue Zürcher Zeitung (von Stefan Weidner): Der meistgelesene Dichter
Der Tagesspiegel (Verfasser nicht genannt):  Der tanzende Derwisch

Die FAZ und Süddeutsche scheinen diesen Termin verschlafen zu haben. Berichte über Paris Hilton fehlten dagegen nie. Soviel zum Kulturverständnis in manch heutigen Feuilletons.
Schade, es wäre die Gelegenheit gewesen, an eine muslimische Kultur der Offenheit und geistigen Weite und an einen ihrer besten Vertreter zu erinnern. Eine Erinnerung und Würdigung gerichtet an die Adresse der heutigen Muslim-Fundamentalisten - und an die deutsche Öffentlichkeit, die von der anderen Seite des Islam kaum etwas weiß.




13.09.2007
PC-Texte und Leser vor 30 Jahren

Diesen Eintrag schreibe ich auf meinem Laptop in html, setze dann einen Link auf die Übersichtsseite und lade ihn auf meine Homepage hoch. Ich habe inzwischen eine DSL-Flatrate fürs Web und Telefon, allerdings noch nicht fürs Handy. Natürlich muß ich mich dazu bei meinem Provider einloggen und mit dem FTP-Tool den Upload durchführen. Während ich online bin, kann ich nur hoffen, daß sich keine Hacker über einen schlecht gesicherten port einklinken und meine Daten für Phishing ausspähen oder mir irgendwelche Viren oder Trojaner ins System einschleusen, obwohl ich eine Firewall und ein Antivirenprogramm installiert habe. Vom kommenden Bundestrojaner will ich erst gar nicht anfangen. Sicherheitshalber sichere ich die Datei auf dem großen PC und der externen Festplatte.
Beim nächsten Patchday von Microsoft soll ja alles dicht und topsicher werden.
Anschließend prüfe ich noch im Browser, ob der Eintrag im IE und bei Firefox richtig dargestellt wird und rufe bei der Gelegenheit kurz meine Mails ab.

Und nun stelle ich mir vor, jemand
im Jahr 1977 würde dank eines Zeittunnels zufällig diesen Text lesen. Oder jemand wäre 1977 ins Koma gefallen und würde heute aufwachen. Es liegen nur 30 Jahre dazwischen. Aber was würde er oder sie von diesem Tagebucheintrag wohl verstehen? Ob ich heute wohl einen Text verstehen würde, der im Jahr 2037 geschrieben wird?






Übersicht / Table