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WEB-Tagebuch Regina Berlinghof



Januar 2008


31.01.2008
zu "Mirjam. Maria Magdalena und Jesus"
Weitere Stimmen zum Maulkorb aus Neckarsteinach

Hier noch ein Auszug aus einem Brief von Frau Fröhner-Ludwig, Friedrichsdorf zu Mirjam, den sie mir am 22.1.08 schrieb und über den ich mich sehr freute:

Sehr geehrte, liebe Frau Berlinghof,
gerade höre ich von Erika Lorenz, mit der Sie im Dezember brieflichen Kontakt hatten, von der empörenden Ausladung, die Sie bei der geplanten Vorstellung Ihres Buches ,,Mirjam" erfahren mussten. Nun kenne ich die näheren Umstände nicht, könnte mir aber vorstellen, dass konservativ-katholische Seiten (vielleicht auch evangelikale) hier ein Veto eingelegt haben. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig die Aufklärung bei der Kirche bewirkt hat. Dass der aufgeklärte Mensch sich der Bibel – dem Alten wie dem Neuen Testament – auf andere Weise nähern möchte als in treuer Wortgläubigkeit, wird immer noch nicht verstanden. Die leeren Kirchenbänke sprechen für die Kluft zwischen kirchlichem Amtsglauben und zeitgemäßem Bibelverständnis.
Ein Wort des Trostes kann ich Ihnen nur insofern geben, als dass mich Ihr Buch begeistert hat, wie lange kein anderes zuvor. Es ist ein mutiges, ein kühnes, ein erhellendes Buch und war für mich wie eine Offenbarung. Ihr sensibles Einfühlen in die Figur Jesu, seine tiefe Liebe zur gesamten Schöpfung, seine Zweifel und Zerrissenheit, seine Resignation, seine Erkenntnis in das Gottgewollte – auch hinsichtlich der Liebe zwischen Mann und Frau ¬haben mich tief beeindruckt und brachten mir den Gottes- und Menschensohn besonders nahe. Von der unantastbaren neutestamentarischen Figur wurde er für mich zu einem greifbaren und besonders liebeswerten Menschen, der in keiner Weise seine Vorbildfunktion verloren hat..

Sie dürfen meinen Kommentar gern ebenfalls auf Ihre Internetseite stellen. Vielleicht gelingt es, dem Buch so die Anerkennung und den Kreis der Liebhaber zu schaffen, den es verdient hat.

Für heute mit herzlichen Grüßen
Ihre Ute Fröhner-Ludwig

PS: Auch in der ev. Kirche sind Kreuzestod und Auferstehen Glaubenspostulate, an denen kein Zweifel erlaubt ist.


Aus der eMail von Herrn Spreter zu Kreudenstein vom 14.1.08:
Liebe Frau Berlinghof,
Sie können Herrn Sauer darauf hinweisen, dass ein Argument erst dann aus der Welt geschafft wird, wenn es widerlegt wird und nicht durch eine Zensur. Ich habe auf meiner Homepage aus diesem Grund das Kapitel Glaubenserfahrungen und Ihre Deutung angelegt (Siehe Link Religionskritik), wo naturwissenschaftliche Ansätze zur Deutung jener Glaubenserfahrungen angeboten werden. Mit einer Zensur zeigt man nur, dass man dieser Argumentation nichts entgegen zu setzen hat. Das Werk von Frau Berlinghof ist im Übrigen als Roman deklariert und nicht als Tatsachenbericht.

Mit freundlichen Grüßen
Dietrich Spreter von Kreudenstein
Homepage: http://www.kreudenstein-online.de
(religionskritisch, atheistisch, philosophisch)
Vorstandsmitglied beim bfg München (Bund für Geistesfreiheit)
 

22.01.2008
zu "Mirjam. Maria Magdalena und Jesus"
Eine andere Stimme zzu Mirjam und zum Maulkorb aus Neckarsteinach

Mit Erlaubnis von Frau Erika Lorenz, Friedrichsdorf, zitiere ich hier eine Passage aus ihrem Brief, der mich Weihnachten 2007 erreichte:


"Liebe Frau Berlinghof,
das bevorstehende Weihnachtsfest nehme ich zum Anlaß, Ihnen sehr herzlich für Ihr Buch "Mirjam" zu danken. Die Lektüre hat meinem Geist und meiner Seele unendlich gut getan, hat mich auf meinem Lebensweg bestärkt und mich in jeder Hinsicht bereichert. Ich habe es inzwischen an eine Freundin ausgeliehen, die ist genauso begeistert und hat es wiederum ihren Freundinnen empfohlen."
 

15.01.2008
Zensur auf einer Buchmesse - Warnung vor Dorf-Buchmesse Neckarsteinach
Keine Lesung aus: "Mirjam. Maria Magdalena und Jesus - Religion jenseits von Gott und Glauben"


Ich hätte nicht gedacht, daß mir in Deutschland des 21. Jahrhunderts ein (emeritierter) Anglistikprofessor aus Heidelberg nahelegen würde, auf die Lesung aus meinem Roman "Mirjam" zu verzichten, weil er "kontrovers diskutiert" werde.

Ich hatte meinen YinYang Media Verlag auf der kommenden 2. Buchmesse in Neckarsteinach bei Heidelberg angemeldet. Nicht zuletzt auch unter dem Gesichtspunkt der Nähe zur Universitätsstadt Heidelberg, wo die Leser meiner toten ketzerischen Mystiker und Dichterklassiker eher zu finden sein würden als in einem kleinen Dorf. Auch zwei Lesungen hatte ich angemeldet. Da es sich um lebende Autoren handeln sollte, meldete ich mich neben Uta Franck zur Lesung aus meinem Roman "
Mirjam. Maria Magdalena und Jesus" mit der Kurzbeschreibung: "Religion jenseits von Gott und Glauben" an.

Überraschend erhielt ich eine Mail von Professor Dr. Walter Sauer, dem Organisator der Messe, in der er mich bat, aus einem anderen meiner Werke zu lesen. "Bei der Internet-Recherche fiel auf, dass dieses Buch nicht in Ihrem eigenen Verlag erschienen ist. Nun ist es aber generell bei unserer Messe so, dass im Begleitprogramm nur Bücher aus Verlagen vorgestellt werden können, die auch als Aussteller auf der Buchmesse präsent sind."

Stutzig machte mich der Passus "
Bei der Internet-Recherche" - wozu Recherche? War es der Untertitel, die Kurzbeschreibung "Religion jenseits von Gott und Glauben"? Das nachfolgende Telefongespräch mit Dr. Sauer bestätigte meine Vermutung: "Aus diesem Buch kann nicht gelesen werden. Es wird kontrovers diskutiert." Darum ließ er auch meinen Hinweis nicht gelten, der seinen Ablehnungsgrund entkräftete: Denn seit letztem Jahr habe ich die Genehmigung meines Verlegers, diesen Roman nicht nur über meine persönliche Homepage, sondern auch über meinem Verlag zu vertreiben.

Die Ablehnung der Lesung aus diesem Roman geschah also nur aus vorgeschobenen formalen Gründen. In Wahrheit soll die öffentliche Lesung eines "kontrovers diskutierten Buches" mit religiöser Thematik verhindert werden. Ein klarer Fall von Zensur.

Man sollte sich dabei vor Augen halten, daß es sich um die Romanlesung während einer BUCHMESSE und nicht während eines kirchlichen Gottesdienstes handelt. Ebensowenig sollte vergessen werden, daß zu ihren Lebzeiten und noch lange danach, Kant, Nietzsche, Schopenhauer, Heine, Brecht und viele andere Schriftsteller, Philosophen und Theologen "kontrovers diskutiert" wurden. Selbst Goethe galt bei vielen Zeitgenossen als unmoralischer Freigeist und Jugendverderber. Sokrates wurde deswegen hingerichtet. Nicht wenige meiner toten Verlagsautoren, allesamt Mystiker und Klassiker der Weltliteratur wie Hafis, Omar Khayyam, Kabir, Mirabai, wurden aus eben diesen Gründen von Fundamentalisten verfolgt und mit dem Tode bedroht. Dürfen diese Autoren also auch heute in Neckarsteinach nicht gelesen werden?

Mein Roman stellt die eigene mystische Erfahrung des Göttlichen gegen vorgegebenen Glaubensanspruch - egal aus welcher Richtung. "Gott muß entwerden, damit die Gottheit geboren werden kann", ist ein Zitat des christlichen Meister Eckharts. Er wurde damals deswegen als Ketzer verurteilt - heute hingegen wird er auch von katholischen Theologen ernsthaft diskutiert und erforscht. Muß ich erst sterben, damit man meinen Roman in Neckarsteinach lesen und hören kann?

Wir schreien hierzulande  laut "Zensur", wenn es sich um die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung in Kunst und Literatur in China oder in den muslimischen Ländern handelt. Aber in Neckarsteinach mieft der Geist der Zensur offensichtlich zugunsten einer Kuschelharmonie auch hier und heute.

Es ist wirklich bedauerlich, daß ein Geisteswissenschaftler und Forscher seine Entscheidungen von der geistigen Enge eines Dorfes bestimmen läßt. Voltaires Maxime scheint in seinem Geist nicht mehr lebendig zu sein: "Freiheit ist die Meinung des Andersdenkenden."
Der "Heimat und Kulturverein Neckarsteinach" sollte das Wort "Kultur" aus seinem Namen streichen und seine Buchmesse auf Heimatliteratur beschränken. Das würde den Verein und seine Messe präziser kennzeichnen.

Für mich sind Buchmessen Orte der geistigen Auseinandersetzung und nicht des Nachbetens von kirchlichen Glaubenssätzen. Wer meinen Roman für ketzerisch hält, braucht ihn ja nicht zu lesen oder zur Lesung zu kommen.
Aber solange man mir einen Maulkorb anlegen will, sehe ich mich außerstande, an der Messe teilzunehmen, und habe daher meine Anmeldung zurückgezogen.

Und hier noch zum Nachlesen: Zwei Artikel aus dem Grundgesetz
Art. 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.

Art. 5
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.  



9.01.2008
Krieg und Frieden - der neue ZDF-Vierteiler

Wirklich schade, aber man hat aus dem Roman eine Pilcher-Schmonzette gemacht. Der alte Hollywood-Film mit Audrey Hepburn, Henry Fonda und Mel Ferrer übertrifft ihn an Atmosphäre und Authentizität hoch drei. Er liegt auch inhaltlich näher an der Vorlage als das neue Riesenepos, auf das ich mich gefreut hatte. Die Enttäuschung ist um so größer.

Wieso jedermann von Natascha bezaubert ist, wird bei Hepburn schon beim ersten Auftritt klar, Clemence Poesy wirkt burschikos, harmlos, mehr aber nicht. Von der herzlichen Wärme, die in der Rostowschen Familie herrscht, ist in der neuen Verfilmung nichts mehr zu spüren. Hannelore Elsner kommt über eine schöne Dekoration nicht hinaus. Die schweigende Anita Ekberg als Hélène Kuragina (Besuchowa) verströmte im Hollywoodfilm eine träge Härte und Kälte, von der die heutige redselig kokettierende Darstellerin in ihren kühnsten Träumen nichts ahnt. Überzeugend verkörpert sind allenfalls Pierre Besuchow und Fürst André Bolkonski, ebenso General Kutusow - auch wenn alle unter den hölzernen bis dümmlich modernisierten Dialogen leiden. Am schlimmsten ist die Kaufhaus-Musiksauce, die gleichermaßen über Liebesszenen und Kampfhandlungen ausgegossen wird und sogar noch das heftigste Schlachtengetümmel übertönt.

Selbst die sehr langatmige russische Verfilmung von Sergej Bondartschuk hat mehr Ausstrahlung als dieser neue Versuch, der vom ZDF in den höchsten Tönen angepriesen wurde. Man muß vergessen, daß es sich um eine Tolstoi-Verfilmung handelt. Aber sie fordert einen auf, Tolstois Krieg und Frieden wieder (oder neu) zu lesen!






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