Die Engländer, Amerikaner und Franzosen machen Liebe ("to make love, faire l'amour"), wobei sich das Liebemachen unterschiedlich entwickelt hat: die Franzosen schwangen sich zu Künstlern der Liebe auf und erfanden nebenbei den Manufakturbetrieb; der anglo-amerikanische Kulturkreis beschränkte sich auf den reinen praktischen Aspekt und wurde zur Wiege der Industrialisierung. Alles, was darüber hinausgeht, ist dem Pur-(brr!)itaner sündig-verdächtig.
Seit alttestamentarischen Zeiten schauen sich die jüdisch-hebräisch Liebenden in die Augen und "erkennen" einander ("jad`a", auch ganz alltäglich wissen, erkennen). Eine sehr gefährliche Angelegenheit: entweder führt das in den Zustand totaler Verzückung (Hohes Lied) bis Melancholie ("Warum gabst du uns die tiefen Blicke...") oder in leicht neurotische Zustände (Philip Roths "Portnoy's Complaint" oder Filme von Woody Allen), in schweren Fällen kann es zum abrupten Ende der Liebe kommen, wenn man nicht erträgt, was man dann sieht ("und als der Frosch die Prinzessin küßte, verwandelte sie sich in eine garstige Kröte...").
Tussi,hat Luther die Bibel politically correct übersetzt?
Selbstverständlich. Schon Luther achtete darauf, daß Rebekka züchtig und wohlerzogen, (neudeutsch: cool und selbstbewußt), nämlich "eilend" vom Kamel "stieg", als sie ihre Augen zu Isaak "erhob" (!) (1. Mose 24, 64). Im Originaltext steht "va-tipol" von "nafal", wonach Rebekka vom Kamel fiel oder stürzte. Offensichtlich hat sie Isaaks Anblick völlig außer Fassung gebracht. Aber das paßte schon damals nicht in Luthers Welt- und Frauenbild, geschweige denn in unser heutiges. Man stelle sich vor, eine der Erzmütter (oder Emma-Alice Schwarzer für unsere Verhältnisse) hätte sich nicht anders betragen als ein girlie beim Auftritt und Abgang der TakeThat boys!
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Folge 8 Folge 10
Stand: 21. April 1996
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