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Regina Berlinghof:

Meine Anmerkungen zur Mirjam-Rezension in
Radio Aref vom  12. März 2000
(im Gästebuch von Radio Aref am 19.11.2000)
 

Hallo,

ich habe erst gestern zufällig die Rezension meines Romans "Mirjam. Maria Magdalena und Jesus" auf Ihrer Homepage entdeckt. Vermutlich ist es nicht üblich, daß Autoren zu Rezensionen Stellung nehmen. Aber das handliche Instrument des Internet (d.h. Ihr Gästebuch) macht es leicht, und so möchte ich ein paar Sätze dazu anmerken:

Ich finde es schade, daß der Rezesent Dr. Frisch zwischen dem Roman von Luise Rinser und meiner Maria-Magdalena-und-Jesus Version polarisiert, als könne nur eine Fassung objektiv richtig sein. Es gibt zu dem Thema nicht nur unsere beiden Romane, und jede(r) Schriftsteller(in) betrachtet und bearbeitet die Thematik aus der eigenen gewählten Perspektive.

Ebenso bedauerlich finde ich es, daß hauptsächlich der Klappentext für die Auseinandersetzung herhalten soll. Den eigentlichen Kern meines Romans streift Dr. Frisch überhaupt nicht. Nämlich daß die spirituelle Erleuchtung nicht nur Jesus vorbehalten bleibt, sondern daß Mirjam in und durch die erotische Liebesbegegnung mit Jesus selbst Erleuchtung erlangt. Und umgekehrt erfährt Jesus auch etwas Neues durch die körperliche Liebe: die Kostbarkeit der konkreten und zeitlich begrenzten Form. Also nicht nur das Leben auf den Jüngsten Tag hin.

Die Liebe verwandelt sie beide zu spirituell ebenbürtigen Menschen. Die Guru- und Vorrangstellung Jesu wird aufgegeben zugunsten der Erkenntnismöglichkeit aller Menschen. Man könnte es auch eine Demokratisierung der Religion bezeichnen. Oder in Anlehnung an Kant enthält der Roman das Motto: "Habe den Mut, Deiner eigenen religiösen Erkenntnis zu vertrauen."

Über den Vorwurf des "feministischen Missionseifers" kann ich nur lächeln, da Feministinnen mir umgekehrt den Vorwurf machen, meine "Mirjam" sei zu schwach und immer noch zu männerbezogen. Ich meine, Frauen und Männer brauchen einander - und wenn sie sich in der Liebe vertrauensvoll gegenseitig hingeben können, sprengt dies die Grenzen nicht nur des Egos, sondern auch die vorgegebener Geschlechterrollen, ebenso die Rollen in der religiösen Meister-Guru/Jüngerbeziehung. 

Daß die Bibel für eine historisch-objektive Darstellung des Lebens der Maria Magdalena fast nichts hergibt, habe ich im Prolog meines Romans selbst vorangestellt, so daß allen Leser klar wird, daß der Mythos der Maria Magdalena aus einer ganz individuellen Sicht erzählt wird. Man kann Richard Wagner ja auch nicht vorhalten, daß er seinen Ring des Nibelungen ganz anders erzählt, als die mittelalterlichen Schriften überliefern. Ich habe ein eigenes Erlebnis in den Kern des leibfeindlichen christlich abendländischen Mythos gesetzt und versucht darzustellen, daß die erotische Liebe zur kosmischen Liebe und Erkenntnis durchbrechen kann. "Mann und Frau und Frau und Mann reichen an die Gottheit an" so drücken es Mozart und Schikaneder in der Zauberflöte aus. 

Ich habe mir erlaubt, die biblische Überlieferung sehr frei und nach meiner persönlichen Sicht zu gestalten. Darum habe ich auch eine Warnung an den Anfang des Buches gestellt: Mein Roman könnte religiöse Gefühle verletzen, die Lektüre erfolgt auf eigene Gefahr. 

P.S. Ich setze einen Link von meiner Homepage auf diese Rezension - mit diesen Anmerkungen.
 

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eMail: mail@regina-berlinghof.de
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