Regina Berlinghof

Kleiderordnung im Westen: Schavan und Fereshta Ludin


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Kaum aus dem Urlaub zurückgekehrt, packt mich leichtes Entsetzen, wenn ich in den alten Zeitungen von der Entscheidung Frau Schavans lese, eine muslimische Lehrerin nur deshalb nicht einzustellen, weil sie im Schuldienst ihr Kopftuch tragen will.

Wie wollen wir in der Bundesrepublik glaubhaft die Werte religiöser Toleranz vertreten, wenn wir sie nicht selbst praktizieren? Schließlich erteilen an unseren Schulen und Universitäten auch christliche Nonnen und Priester Unterricht. Ich erinnere mich sehr gut an den schwarzen Anzug und den weißen Priesterstehkragen des katholischen Religionslehrers an unserer Schule. Niemand nahm daran Anstoß. Ich selbst war im Kindergarten katholischen Nonnen mit ihren langen schwarzen Gewändern und den riesigen Flügelhauben ausgesetzt. Dennoch war diese Tracht für mich nie verlockend (weder in modischer noch in bekennender Hinsicht!). Die eine Nonne liebte ich, die andere fürchtete ich - bei beiden blieb ich bei verschränkten Händen beim Beten: schließlich hatte ich zuhause gelernt, daß ich (damals) evangelisch-lutherisch war! Als Erwachsene bin ich aus der Kirche ausgetreten und gehöre seitdem keiner religiösen Gemeinschaft an.
Ich erinnere mich ebenfalls an eine Staatsanwältin während meiner Referendariatszeit, die sich als Zeugin Jehovas zu erkennen gab, ohne mich deshalb gleich missionieren zu wollen.
Wenn wir Kreuze und christliche Erkennungszeichen bei Lehrern dulden, wenn Lehrer für Schüler erkennbar Mitglieder politischer Parteien und Gewerkschaften sein dürfen, dann sollten auch Angehörige anderer Religionen ihre Zugehörigkeit bekunden dürfen, solange sich dies auf ihre eigene Person beschränkt. Allerdings verdient jedes Mädchen, jede Frau unseren Schutz, wenn sie aus "religiösen"oder weltanschaulichen Gründen genötigt (!) werden, eine bestimmte Kleidung zu tragen oder nicht zu tragen.

Wenn eine erwachsene Frau sich aus religiösen oder sonstigen Gründen dafür entscheidet, ein Kopftuch zu tragen, haben wir diese Entscheidung zu respektieren und damit zu leben, solange sie nicht erwartet, daß der Rest der Menschheit ihrem Beispiel nachfolgt. Wenn also Fereshta Ludin ihr Lehrerinnenamt nicht dazu benutzt, ihre Schüler zum Tragen dieses Kopftuches zu bewegen oder für den Islam zu missionieren, kann sie als Schullehrerin arbeiten und dabei alle Kopftücher der Welt tragen.

Frau Schavans Entscheidung wird nur dazu führen, daß fanatische Fundamentalisten in Deutschland an Boden gewinnen. Diese Art der Ungleichbehandlung und Ausgrenzung hat bereits in England und Frankreich die Muslime genau in diese Ecke getrieben - nachzulesen in dem sehr informativen Buch "Allah im Westen - Die Demokratie und die islamische Herausforderung" von Gilles Kepel, erschienen im 1996 Piper-Verlag, München.

Wenn wir uns gegen den strengen muslimischen Kleiderzwang wehren, weil wir davon ausgehen, daß Männer beim Anblick spärlich bekleideter (selbst nackter) Frauen nicht zwangsläufig außer Rand und Band geraten, dann sollte umgekehrt eine bekopftuchte Frau unser Seelen- und Geistesgleichgewicht nicht erschüttern können.

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