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LESERBRIEFE AN DIE taz
 
 

26. März 2001  


 Betrifft: "Um Kopf und Kragen schreiben - Vom Lehren komischer Texte und vom Scheitern eines                    durchhaltenden Dozenten" Jürgen Roth in der taz vom 22.3.01

Liebe TAZ, liebe Titanic,

bitte zahlt Euren „Satirikern“ ab sofort bessere Honorare, damit sie sich nicht als Satire-Dozenten in trivialen Kleinstädten verdingen und ein ganzes langes Wochenende bei unfähigen Schreiberlingen ausharren müssen. Was tut Ihr Euren freischaffenden und engagierten Satirikern an? Ein ausgelaugter, kommunikationsunwilliger und sichtlich angeödeter Jürgen Roth traf kürzlich am späten Freitag Nachmittag in Langen zum Seminar „Satire, Glosse, Sprachwitz“ ein. Die Mißfreude über die vorgelegten Texte stand ihm im Gesicht. Tat nun der unerschrockene Satiriker, der kein Blatt vor den Mund nimmt und selbst einer BILD-Kampagne standhielt, den Mund auf und sagte: „Leute, was ihr da geschrieben habt, ist Scheiße hoch Lichtgeschwindigkeit. Ich habe keine Lust, mich mit Ignoranten wie euch abzugeben. Bei euch bringen es Hopfen und Malz nicht einmal zum Dünnbier.“ Nein, dieser arme gebeutelte Schreiber der besten Satireblätter Deutschlands mußte bei den unbedarften Schreibeseln ausharren. Und weshalb? Weil er auf den Batzen des Volkshochschulhonorars nicht verzichten konnte! Schnöder Mammon zwang ihn in die Knie, versiegelte ihm den Mund, verschlug ihm das Wort, untergrub seine freie Meinung. Der große Mut zum offenen Wort, den er so gerne vor sich hertutet, erstarb in einem Furz von Mütchen, das er Tage später in seiner taz-Glosse (Die Wahrheit, 22.3.01) abließ. Ebenso witzlos, bißlos, freudlos.wie diese Glosse war das Schulbeispiel aus seiner eigenen Schreibe (Das öde Stuttgart), das vielleicht BILDleser erbosen, aber eine angehende Satirikerin ob seiner billigen Häme nur verwundern mag. Der angeödete Junggreis, der sich gerade noch für Schmäh à la „der steindumme Böll“ begeistern konnte, verbreitete eine derart bleierne Wolke des Unmuts und der Langeweile, daß die löhnende Teilnehmerin am Samstag Abend nicht länger ausharrte, sondern zu Hause lieber zwei Videos der Originalsketche der Monty Pythons in den Kasten schob. Liebe Redakteure und Zeitungsinhaber, löhnt Eure Satiriker ordentlich - und gebt ihnen die Monty Python Videos, schenkt ihnen die Originaltexte oder wenigstens die deutschen Übersetzungen, damit sie den deutschen Untertanen- und Springerstiefelgeist vergessen, der nach oben und zum Gelde hin sich duckt, aber nach unten furzt und spuckt.

Tussi Sargnagel alias Regina Berlinghof, die erst gestern nach der Rückkehr von der Leipziger Buchmesse von Jürgen Roths Artikel erfuhr.
www.tussi-sargnagel.de
 
 

Mit freundlichen Grüßen,
Regina Berlinghof

 

Jürgen Roths 
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