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Tussi, sind Manager religiös?
Selbstverständlich. Sie
sind die selbstlosen Priester des Kapitals und vertreten dessen Werte.
Auch mit den Mitteln der Sprache. Sie predigen die Tugenden der Bescheidenheit
bei Mitarbeitern, leben selbst wie die Made im Speck (Spitzengehälter
von mehreren Millionen Mark im Jahr sind keine Seltenheit, so Manager Magazin)
und wem das nicht paßt, den schicken sie in die Hölle (=Entlassung).
Motto: Krieg den Hütten, Friede den Palästen.
Tussi, sind Managergehälter Kostenfaktoren für eine preisgünstige Produktion?
Selbstverständlich nicht.
Genausowenig wie Fisch kein Fleisch, Bier kein Alkohol ist und Schinken
nicht vom Schwein stammt. Also sprach Klaus Wellershoff, Chefökonom
von UBS Warburg, einer der größten Banken, zu Personalentlassungen
(FAZ 28.7.01): „Großunternehmen schaffen keine Beschäftigung.
Es ist auch nicht deren Aufgabe. Sie sind dazu da, ihre Größenvorteile
für eine preisgünstige Produktion zu nutzen. Zum günstigen
Produzieren gehört, dies mit so wenig Mitarbeitern wie möglich
zu machen.“
Die Frage der Kosten von Managergehältern, Abfindungen und Schadensersatz
bei Mißmanagement stellte sich weder beim Interviewer Winand von
Petersdorff noch beim Interviewten. Verständlich!
Tussi, sind Mitarbeiter für Manager Menschen?
Selbstverständlich nicht.
Heute heißen Mitarbeiter bei UBS und vielen anderen Unternehmen nicht
mehr Mitarbeiter, nicht einmal mehr Untergebene oder Personal, was Menschen
kennzeichnet, sondern „Human Resources“, also menschliche Rohstoffe, Menschenmaterial.
Bei diesen zusammengesetzten Worten liegt das Gewicht auf dem zweiten Wort.
Mitarbeiter also auf einer Ebene wie Bodenschätze, Betriebskapital,
Inventar.
Tussi, ist der Gehweg für die Fußgänger da?
Selbstverständlich nicht.
Er dient als Überholspur für die Radler, wenn der Radweg verstopft
ist.
Tussi, ist die katholische Kirche eine Kirche der Liebe?
Selbstverständlich. Sie
hat Bischof Milingo nicht nur aus den Klauen der Moonie-Konkurrenzsekte
gerettet, sondern auch aus den Klauen einer Frau. Sie erspart ihm damit
eheliche Auseinandersetzungen mit einer vielleicht kritischen, kämpfenden
und sogar selbständigen Frau. Sie erspart ihm die Sorge um Kinder,
die sich womöglich nicht von Papa und der Kirche zu gehorsamen Schäflein
degradieren lassen wollen. So ist er denn unter die liebenden Fittiche
der Kirche zurückgekehrt und ruhe daselbst in Frieden!
Tussi, verletzt die katholische Kirche das Gebot der Armut und Keuschheit?
Selbstverständlich. Sie
hält sich zwar an das Gebot der Ehelosigkeit und großenteils
an das Gebot der Kinderlosigkeit - aber vom Gebot der Jüngerlosigkeit
will sie nichts wissen
Tussi, gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen Kindern und Falschparken?
Selbstverständlich. Beide
entspringen der Sünde. Wie schrieb die FAZ am 16.8. so schön:
„..“so wird Milingo selbstverständlich, wie es in diesen Fällen
üblich ist, für den Unterhalt der Nachkommenschaft aufkommen
müssen. Das gleich gilt für einen Strafzettel, den er von italienischen
Ordnungshütern erhielt, als er vor Castelgandolfo falsch parkte.“
Natürlich kann Bischof Milingo selbst keine Zahlungen leisten, da
er Armut gelobt und sein Vermögen weggegeben hat. Wie schön,
daß die liebes- und leibfeindliche Kirche, die die Religion der Liebe
predigt, wenigstens zahlungsfähig ist!
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Stand: 20. August 2001
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