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Monument Valley - Page/Arizona, Antelope Slot Canyon - Monument Valley Freitag, 23. Juni 2000, 6.10 Uhr (7.10 Navajozeit), Monument Valley Ja, es war eine Nacht im Auto, etwas unbequem, aber warm. Der Sonnenuntergang wie -aufgang waren unauffällig. Gut, daß es nicht immer so dramatisch-theatralisch zugeht wie gestern. Die Natur ist erst einmal für sich selbst, nicht zu unserem Spektakel da. Ein Strahlenbündel kam heute morgen hinter einem Wolkenband hervor. Vorher gab es nicht viel zu sehen, weil die Wolkendecke zu dicht war. Hier am CampingSite, in der Nähe vom Eßplatz, haben Ameisen einen Bau. Ein Loch in der Erde, in das Scharen von Ameisen Blättchen, Hölzchen, Essenreste schleppen. Welche Kraft, Zähigkeit und Geduld diese winzigen Tierchen haben. Mein Gesicht ist immer noch zerbissen - rote Bißwunden überall. Ich sehe ziemlich scheußlich aus. Wenn die Wolken weiterhin so dicht wie in Deutschland halten, werde ich nach Nevada und zum Death Valley ausweichen. Wo es keine Flüsse gibt, wird es auch nicht regnen. Heute fahre ich nach Page, zum Glen Canyon. Ich hoffe, daß dort mehr Sonne ist. Ich fahre über Kayenta, dann die State 98, die nur wenig befahren ist. Es ist Navajoland - keine Städte, ein paar Dörfer, die abseits der Straße liegen. Ansonsten Wüste und Felsen. Ein wunderbarer Aussichtspunkt zum Mount Navajo, einem der vier heiligen Berge der Navajos. Ich komme dort mit einer Indianerin ins Gespräch. Ich frage sie nach der Straße zu dem Berg. Auf meiner Karte ist sie als nicht-asphaltierte Piste eingezeichnet. Kann man mit meiner Limousine darauf fahren - und darf man es überhaupt? Oder ist es ein Sakrileg? Nein, die Straße wäre inzwischen großenteils asphaltiert. Das letzte Stück sei aber nur Sand und Fels, nichts für mein Auto - nur "mud". Ich denke daran, morgen die Straße zu erkunden. Damit kann ich auch dem Wochenendgetriebe entfliehen. Vor Page entdecke ich den Hinweis zum Antelope Canyon. Den hatte ich die letzten Male verpaßt. Ich biege ab. Der Antelope Canyon ist ein Slot-Canyon. Eine Schlitzschlucht. So schmal, daß sie kaum menschenbreit ist. Man muß sich durchzwängen. Wenn durch Regenfälle Wasser in die Schlucht schießt, hat man keine Chance. Vor ein paar Jahren waren dreizehn Menschen durch eine plötzliche Flutwelle umgekommen. Seitdem darf man nur noch mit Führer in die Schlucht. Ich fahre zum "Lower Entrance" und betrachte etwas besorgt die dicken schwarzen Gewitterwolken über den Vermillioncliffs. Die Blitze sieht man im Minutenabstand am Horizont. An der Kasse erkundige ich mich deswegen. Die Frau beruhigt mich: Nein, von dort drohe keine Gefahr. Nur wenn es in den Bergen Richtung Kaibito regne, komme Wasser in die Schlucht. Dort gibt es aber keine Wolken. Es ist unglaublich - die Weite der Landschaft macht den Wetterbericht per Augenschein möglich. Meilenweit sieht man die Wolken herannahmen. Es ist gegen 12.00 mittags, heiß. Die Frau warnt mich noch: es gebe steile Treppen. Aber solange es Geländer gibt, habe ich keine Angst. Man muß mit Führer gehen. Ein etwa fünfzehnjähriger Junge wird mich begleiten. Ich hole noch schnell ein Cola, habe Durst. Dann ziehen wir los. Dann steigen wir eine Metalleiter hinunter: nur zehn, zwanzig Meter. Dann stehen wir unten. Die Wände lassen Luft, etwa zwei Meter stehen die Wände auseinander, aber nach oben verjüngen sie sich, so daß man den Eindruck hat, in einer Höhle zu stehen. Wir gehen los. Es ist unglaublich. Durch den schmalen Lichteinfall von oben gibt es die bizarrsten Farbspiele im Fels. Die rot-weiß-gelben Felsen glühen wie von innen erleuchtet. Wasser, Geröll, Sand und Steine haben die Felswände rund geschliffen, haben Furchen und Rinnen hineingefräst. Jeden Meter, den man geht ändert sich das Szenario. Manchmal rücken die Seitenwände so nah heran, daß man nicht auf dem Boden gehen kann. Mein junger Guide geht locker breitbeinig über den "Abgrund". Ein Fuß in die linke Felswand gestemmt, der andere in die rechte Wand. Ich setze mich einfach auf den Hosenboden und rutsche hinunter. An breiteren Stellen gibt es Trittstege, Leitern. Auch für mich "Nicht-Schwindelfreie" sind aber alle Strecken ohne große Angst zu bewältigen. Die Schönheit der Schlucht ist überwältigend. Ich fotografiere wie eine Besessene. Nur mein Begleiter tut mir leid, der ständig auf mich warten muß. Aber er erträgt es mit abweisendem Gleichmut. Eine Stunde brauchen wir so, bis wir die zwei Meilen geschafft haben. Am Schluß führen lange Treppen nach oben. Wie unauffällig die Schlucht von oben aussieht. Ein dunkles Band im hellen Fels, ein bis zwei Meter breit. Man kann drüberspringen. Und ahnt nichts von dem Zauber, der sich unten erschließt. Ich bleibe noch in dieser Landschaft, hole meine Karotten zum Mittagessen. Freitag, 23. Juni 2000, 14.00 Uhr (15.00 Navajozeit), Glen Canyon - Staudamm bei Page Eben war ich unten im Colorado, bin auf den Felsen hineingewatet. Hier ist ein öffentlicher Badeplatz. Kinder spielen und platschen im Wasser. Zwei Frauen sind mit einem Baby da. Ein paar halbwüchsige Jungs sitzen weiter oben auf den Felsen und trinken Bier. Ich lasse die Füße trocknen, steige auch auf einen weiter entfernten Platz auf den Felsen. Sand und Felsen sind mit Glasscherben übersät. Das ist der Arme-Leute-Badeplatz. Letztes Mal habe ich bei Bullfrog am Lake Powell, der hier aufgestaut wird, die andere Seite kennengelernt. Die Leute mit Geländewagen, Campingmobil und eigenem Motorboot. Davon können die Kinder und Frauen, Navajos, hier nur träumen. Vorne links ragt die hohe Staumauer in den Himmel. Oben über die Krone führt die stark befahrene State 89. Gegenüber ist der Visitor Center vom Glen Canyon Park. Den lasse ich diesmal außen vor. In der Mitte des Flusses rauschen Motorboote. Auf der Rückfahrt mache ich Halt an der Brücke, die über den Antelope Canyon führt und beschaue mir von dort aus den oberen Teil. Ein bißchen kann man in die zerklüftete Schlucht blicken. Hier ist sie breiter. Die eigentliche Besichtigung hebe ich mir für einen späteren Besuch auf. Für heute ist es genug. Außerdem ist das Gewitter von den Vermillion Cliffs herangekommen. Es tröpfelt. |
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