zurück zur Homepage |
Monument Valley - Hal's Crossing, Bullfrog, Burr Trail, Capitol Reef National Park - Notom Road, Utah Sonntag, 25. Juni 2000, 7.05 Uhr (8.05 Navajozeit), zwischen Monument Valley und Mexican Hat Das Zelt der Italiener auf meinem Schlafplatz hat auch seine guten Seiten - ich hatte einen ruhigen Schlafplatz für mich allein, ohne nachbarschaftliche Geräusche, ohne Störungen von Fotografierwilligen beim Sonnenaufgang. Bevor ich losfahre, gehe ich aber doch zum Visitor Center und beschwere mich. Jetzt frühstücke ich auf einer Seitenstraße zwischen Monument Valley und dem San Juan River. Ich will weiter hinauf, nach Utah, wieder zum Capitol Reef - wenn es die Wetter- und Straßenbedingungen zulassen, diesmal komplett über den Burr Trail, der den größten Teil der Strecke nicht asphaltiert ist. Es gibt zwei Straßen nach Bullfrog am Lake Powell. Ich wähle die über Hal's Crossing. Die kürzere Strecke, weil ich mit der Fähre über den See fahren möchte. Bei der Straßenkreuzung, wo ich mich entscheiden muß, zeigt ein Schild an, daß die Fähre alle zwei Stunden übersetzt. Die landschaftlich dramatischere Strecke ist die über die Route 95, die durch wilde Felsschluchten den Colorado auf hoher Brücke überquert, dann große Strecken am See entlangführt. Auf meiner Strecke hat man bei den Clay Mountains einen weiten Blick zurück auf die Felsen von Monument Valley. Gewitterwolken hängen dort wieder. Die Clay Mountains geben sich nicht damit zufrieden, mit ihrer Größe zu beeindrucken, sondern überwältigen durch ihr farbenprächtiges Gewirr aus Sandsteinschichten mit dunklen Manganadern, türkisfarbenen Bändern, schwarzen Felsen, dunkelbraunen Ablagerungen und rosa Navajosandstein. Dann führt die Straße durch enge Felsschluchten. Oft sieht
man schwarze Streifen von den Felsen herunterlaufen. Vor allem aber sieht
man ganz nah die Ablagerungen der versteinerten Sanddünen des Navajosteines.
Wie Jahresringe von Bäumen liegen sie übereinander geschichtet
und bröckeln dann blattweise ab.
Sie erinnern an Schiefer - nur haben sie nicht die düstere Farbe, Der heitere Navajosandstein hebt alle Erdenschwere auf. Als sich die Straße aus den Felswänden herausgewunden hat, gibt es bald den ersten Blick auf den See. Roter Fels und blaues Wasser - in menschenleerer Einöde. Es sieht alles schon so nah aus, aber ich fahre noch eine gute halbe Stunde, bis ich Hal's Crossing erreicht habe. Für die Fähre 12.00 habe ich noch gut Zeit. Ich kann zum Marina - einem Landungssteg für Hausboote - fahren, mir ein riesiges Softeis gönnen und nach Ansichtskarten und anderen Kleinigkeiten im Shop stöbern. Zur Fähre geht es dann drei Meilen wieder durch Felsenwüste. Die Fähre liegt schon da. Die Mannschaft pausiert noch. Die Fahrt selbst dauert etwa eine halbe Stunde. Ganz vorne hat man einen wunderbaren Blick über das Wasser und die Landschaft. Felseninseln im See. Es ist ja ein Stausee - die riesige Wasserfläche war früher Wüste. Die Ufer: Sand und Felsen. Keine Siedlung zu sehen. Nur Boote auf dem Wasser - und nahe Hal's Crossing Schwimmer. In der Ferne, dort wo wir hinfahren, sieht man die kleine Siedlung Bullfrog. In Bullfrog lasse ich diesmal den "Primitive Campground" am Ufer des
Sees beiseite, fahre nach Norden, tanke bei Ticaboo. Dann wieder ein Stück
zurück auf die Straße nach Notom am Capitol Reef. Hier ist sie
noch asphaltiert. Man kommt an zwei Campgrounds am Seeufer vorbei. Dann
der Wash, der vor zwei Jahren in einer tonig grauen Schmiere Wasser führte.
Heute ist er trocken. Den Burr Trail soll man nicht befahren, wenn es geregnet
hat. Die Erde enthält Ton, der glitschig wird, wenn er mit Wasser
in Berührung kommt. Ich fahre langsam die Serpentinen nach oben. Dann
führt die Straße auf einem breiten Kamm zwischen zwei Bergketten
entlang. Rechts Mondmesas: die harte flache Schicht oben grau-schwarz,
die weichere Schicht, die konisch abfällt, schwefelgelb. Links in
der Ferne rot und dunkelbraun gezackte Felsbänder im weißen
Fels. Die Waterpocket Fold vom Capitolreef. Ich finde die Stelle auf der
Straße, wo ich vor zwei Jahren in einer Gewitternacht im Auto übernachtet
hatte. Die Piste zum Capitol Reef Overlook lasse ich links liegen. Dann
kommt die Gabelung, wo es nur noch als Schotterpiste weitergeht. Keine
Schilder. Die Karte sagt mir, daß ich mich links halten muß.
Die schwefelgelben Mesas gegenüber sehen gespenstisch aus. Noch dazu
im Grau des wolkenverhangenen Himmels. Endlos scheint die Straße
zu führen. Meine Geschwindigkeit: 20-30 Meilen pro Stunde. Die Straße
führt weiter nach links, in Berge. Das Willkommensschild vom Capitol
Reef National Park kommt. Dann führt die Straße in enge Schluchten,
und ich muß aufpassen, daß das Auto nicht auf überstehenden
Felsen aufsitzt. Dann bin ich im Tal, zu Füßen der Waterpockets
- Wassertaschen. Die weißen Berge, die sich in einer langen Kette
bis zum Horizont ziehen, sind wie gegen den Strich gebürstet: quer
zur Kette hat sich der Stein aufgeschichtet, ja aufgebäumt zu dreieckigen
Spitzen. Und jede dieser Faltungen wird von einem tiefroten Band umrandet,
in sich noch weiß und rosa unterteilt. Im Zickzack bilden sie den
Fuß der Berge. In dem stillen, menschenleeren Tal gibt es Schönheit,
die sich kaum in Worte fassen läßt. Ich fahre die Piste entlang,
die jetzt sehr breit ausgewalzt ist. Jeden Moment könnte ich aussteigen
und fotografieren - meist tue ich es auch. Plötzlich Autolärm:
zwei Geländewagen mit Touristen kommen. Das sind und bleiben die einzigen
Fahrzeuge, denen ich begegne auf der ganzen Strecke von 66 Meilen bis zum
Abend. Die Felskette zieht sich endlos hin. Endlose Schönheit Stunde
um Stunde. Am späten Nachmittag verläßt die Straße
die Kette, führt wieder zu den Mesas auf der anderen Seite. Die Bergrücken
der Henry Mountains dahinter. Unten ein grünes Tal - zwei Ranches
gibt es hier. Mit riesigen Bewässerungsrohren und -rädern wird
das Grün gesprengt. Dann wieder felsige Gegend, dunkelrote Dünen
aus körnigem Fels, oben eine grauschwarze Schicht. Ich steige hinauf
- die Füße hinterlassen tiefe Spuren in dem feinen weichen Geröll.
Und dann erkenne ich die Stelle wieder, wo ich vor zwei Jahren von Notom
kommend geschlafen hatte. Ich fahre vorbei, sende einen Gruß hinauf.
Es ist erst fünf Uhr. Der Himmel ist immer noch bedeckt. Die Wolken
hängen tief. Ich fahre weiter zur Landstraße. Jetzt kommt wieder
Asphalt. Unten auf der Landstraße von Cainville biege ich nach links
zum Capitol Reef Park. Ich suche dort einen Übernachtungsplatz. Die
Straße führt am Fremont River entlang. Ein Fluß, der rotes
Wasser führt, das von den roten Sandsteinfelsen heruntergewaschen
wurde. Wie Dome steigen die Felsen links und rechts auf. Hier an der Straße
überwiegend weiß, erst beim Visitor Center aus Sandstein. Der
Center ist schon geschlossen. Ich fahre in den Park. Zuerst auf die Campingplätze.
Die sind aber schon voll. Ich weiß auch nicht, ob es so gut ist,
hier ohne Moskitonetz draußen zu schlafen. So nah am Fluß.
Es gibt Fliegen und Bremsen (Horseflies). Im Gras am Fluß sehe ich
einen Hirsch weiden. Die Menschen stören ihn überhaupt nicht.
Auch nicht, als ich aussteige, um ihn zu fotografieren. Auch andere Leute
kommen. Nur langsam zieht er weiter zum Waldrand. Ich fahre zum Aussichtsloop.
Links hohe Sandsteinfelsen senkrecht abfallen - man hat ihnen Namen wie
Pharao's temple gegeben. Hier ist alles gigantisch - die Behausung von
Zyklopen. An einem Haltepunkt finde ich eine gute Übernachtungsmöglichkeit
- aber: Mücken. Ich fahre die ganze Straße entlang, auch noch
einen Seitenweg. Die Mücken gibt's überall. Nach dem zerbissenen
Gesicht, das gerade langsam verheilt, nicht gerade einladend. Ich beschließe
zurück auf die Straße nach Notom zu fahren und an der Stelle
zu übernachten, wo ich schon vor zwei Jahren geschlafen habe. Nach
einer knappen Stunde bin ich wieder zurück. Als ich mich hinsetze,
den Blick zu Henry Mountains genieße, und schließlich zu schreiben
anfange, fängt es an zu regnen. Wieder mal eine Nacht im Auto!
|
|||
zurück zur Homepage |
(c) Copyright Regina Berlinghof, eMail:
mail@regina-berlinghof.de |
weiter
zurück |