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Death
Valley, Aguereberry Point - Furnace Creek,
Dienstag, 4. Juli 2000, 6.25 Uhr - Death Valley, Agueberypoint Um vier Uhr wurde es hell. Der erste rote Streifen über den Ostbergen
auf der anderen Seite von Death Valley. Gegen fünf stand ich auf und
ging nach vorne zum Aussichtspunkt, dem Adlerausguck, wie ich ihn nenne.
Wasser und Gepäck, Foto und Schreibkladde dabei. Die Decken kann ich
aufkommenden Morgenwind gut gebrauchen. Merkwürdig, eine bis anderthalb
Stunden vor dem Sonnenuntergang scheint sich oft der Wind zu legen, dann
wird es relativ windstill in der Nacht. Erst gegen Morgen kommt die Luft
wieder in heftiges Rauschen. Ich schätze, an diesem 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag
tagsüber doch mehr Touristen hierher kommen und suche mir einen ruhigeren
Fleck. Ich habe auf der Karte gesehen, daß hinter dem Ort Golden
Point im Norden auf der Ostseite eine Straße weiter in die Berge
und von da ins Death Valley führt. Also dorthin. Ich durchquere wieder
das Tal und stoße bei Furnace Creek auf einen blau-weiß-roten
Umzug gutgelaunter Menschen. Sogar die Hunde haben rote und blaue Käppchen,
Deckchen und Fähnchen angesteckt. Mit den Golftrolleys fahren sie
um das Shopping Karree. Ich schaue zu, mache Bilder. Dann zieht es mich
weiter. Ich will zwar nach Beatty und weiter nach Norden. Aber nach dem
Ausblick gestern abend und heute morgen auf den Zabriskiepoint möchte
ich ihn doch nicht auslassen. Also fahre ich hin. Dort ist schon viel Betrieb,
aber die Landschaft ist so atemberaubend schön, daß sie mich
ganz gefangen nimmt. Jetzt erkenne ich sogar den Felsenkamm mit dem Aguerebery
Point und werfe einen Gruß zurück.
Ich fahre zurück zur Route 190, dann weiter zur Death Valley Junction mit der 127 und weiter nach Amargosa mit dem Opernhaus in der Wüste auf die 95 Richtung Beatty. In Beatty wird noch kräftig der Independence Day gefeiert. Ich fahre zu dem kleinen General Store mit Tankstelle und entdecke seitlich einen Künstlerladen mit Ramsch, alten Büchern und Zeitschriften, Indianerschmuck. Eigentlich meide ich diese Andenkenläden. Aber irgendwie zieht es mich heute dorthin. Ich entdecke alte Hefte einer Illustrierten namens "Arizona" und suche mir die mit Artikeln und Bildern zu den Wüstengegenden heraus. Dann entdecke ich eine Trommel. Die ist zu groß. Ich frage nach weiteren. Und das Mädchen, das sehr freundlich bedient, holt eine Handtrommel heraus, in Indianermanier bespannt. Die Trommelhaut wird in kleinen Zipfeln über die Kante gezogen mit einer Darmschlinge gehalten. In der Mitte ein Knauf zum Festhalten. Wunderschön. Ganz ohne Verzierung. Solche verzierten Trommeln hat sie auch. Aber mir gefällt die klare weiße. Ihr Klang ist dunkel und warm. Genau das, was ich mir gewünscht habe. Der Preis ist erschwinglich. Verrückt. Aber ich fahre mit einer Trommel im Gepäck weiter. Der Himmel weiß, wie ich das alles zurück nach Deutschland bringen soll. Hinter Boulder oder war es Torrey beim Capitol Reef gewesen, hatte ich mir schon eine Red Pine Flöte gekauft. In einem "Flute-Shop"! Es gab fertige, mit Indianermustern verzierte Flöten und noch die aus rohem ungebeiztem Holz, die man selbst mit den beigegebenen Federn schmücken konnte. So eine habe ich für mich und eine Freundin gewählt. Hinter der Lida Junction biege ich diesmal nach links zum Golden Point ab. Der kleine Ort rückt schnell näher, er liegt auf halber Höhe am Hang. Aber er ist fast eine Geisterstadt. Ich sehe keinen Menschen. Viele Häuser sind halb verfallen. Eine alte Minenstadt. Geräte und Maschinen stehen noch herum. Ein Schild bittet um Ruhe: kein Schießen, kein unnötiges Lärmen. Ich steige aus, fotografiere ein bißchen. Es gibt mehrere Straßen. Ich weiß gar nicht, wo es nun in die Berge weitergehen soll. Ich fahre einfach die Biegung weiter und habe es getroffen. Bald liegt die Stadt hinter Kuppen verborgen. Die Joshuas sind wieder da. Eine heimelige, heitere Landschaft. Die Straße führt auf Berge zu, hinter denen ich Death Valley vermute. Aber jedesmal zeigt die Paßhöhe, daß es wieder nur in eine Hochsenke geht - dahinter erhebt sich schon die nächste Bergkette. Aber wunderbar einsam ist es hier. Das wird ein guter Übernachtungs- und Meditierplatz. Dann plötzlich Warnschilder, rote und blaue Fähnchen, Wimpel. Ein Schild kündigt ein Offroadrennen für den 18. Juli an. Der Weg, von dem ab und zu Seitenwege abgehen, wird zur Einbahnstraße erklärt, und ich fahre plötzlich in die Gegenrichtung! Ich kann nur hoffen, daß niemand gerade auf dieser Strecke übt. Umkehren will ich nicht. Und ich wundere mich über die Bewohner von Golden Point, die erst um Ruhe bitten, und dann den größten Spektakel selbst veranstalten. Die Rennstrecke scheint noch außerhalb des Death Valley Nationalparks zu verlaufen. Nach einer Biegung sehe ich weiter vorne einen Berggipfel - und eine Sendeanlage obenauf. Bald habe ich den Paß unterhalb des Gipfels erreicht, parke hier erst einmal das Auto und gehe zu Fuß nach oben. Neben dem Mast ist ein Wärterhaus. Es scheint niemand da zu sein. Auch kein Auto vor der Einfahrt. Aber von hier oben hat man tatsächlich den Blick ins nördliche Death Valley. Auf einem Trampelpfad stapfe ich zurück zum Auto, passiere einen Felsvorsprung mit einem Holzkreuz. Es steckt schräg in den Felsen, halb verwittert. Es scheint ein Grabkreuz zu sein, kein Gipfelkreuz. Weiter unten sehe ich den Weg als weißen Strich hinunter ins Tal führen. Das ist wirklich keine Straße mehr, sondern ein Weg mit tiefen seitlichen Fahrrinnen. In der Mitte noch hoher Fels. Nichts für mein Auto. Ich beschließe, Sendeanlage und Rennstrecke hinter mir zu lassen und einen anderen Übernachtungsort zu suchen. Der Bristlecone Campground fällt mir ein. Das ist zwar noch eine ziemlich lange Strecke, aber ich schaffe sie vor dem Sonnenuntergang. Heute abend ist der Campground fast leer. Am Außenrand mit Blick zu den Sierras finde ich unter hohen Pinien einen wunderschönen Übernachtungsplatz. Das ist ein "primitive Campground" - ohne Wasser, nur mit zwei Plumpsklos versehen. Und den obligatorischen Grillpfannen und Sitzgruppen am Platz. Der Platz liegt über 2000 Meter hoch. Nachts wird es frisch und windig. Ich muß die Kapuze vom Schlafsack fest zuziehen, damit der kalte Wind nicht hineinkriecht. Dann hält mich die Ausrüstung gut warm. |
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