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Death Valley, Aguereberry Point - Death Valley,
Furnace Creek, Artist's Drive, Shoshone, Baker/Calif.,
Mojave Desert, Kelso Dunes - Granite Mountains

Freitag, 7. Juli 2000, 7.35 Death Valley, Aguerebery Point
Als ich gegen 7.00 Uhr aufstand, schien mir die Sonne schon ins Gesicht. Als ich die paar Schritte zum Plateau gehe und um die Biegung gehe, steht das Auto still und friedlich an seinem Platz. Der größte Witz: jetzt am Morgen ist es völlig windstill! Bei der Morgentoilette am Auto begrüßt mich ein Hummingbird. Auf der Karte sehe ich, daß es am Ende vom Wildrose Canyon sogar eine Hummingbird Spring, eine Kolibriquelle gibt!

Freitag, 7. Juli 2000, 10.55 Death Valley, Artists' Drive

Ich bin hinunter ins Tal gefahren, will heute das Gebiet von Death Valley verlassen und mich noch einmal Richtung Osten auf unbekannten Straßen wenden. Ich habe die Route 18 entdeckt, die nach Havasupai führt - am Grand Canyon gelegen, aber abseits vom touristischen Rummel, wie ich hoffe. Vorher mache ich aber doch noch einmal die Schleife durch den farbenprächtigen Artists' Drive hinter Furnace Creek. Die Bezeichnung Malerpalette ist nicht übertrieben. Daß Stein und Felsen zu einer solchen Farbenpracht fähig sind! Nicht angestrichen, sondern farbig durch die Sedimente, die eingelagerten Metalle und Mineralien. Zu dem bekannten Dunkelrot, Braun und Weiß kommen Türkisgrün, Hellblau, Schwefelgelb - übereinandergeschichtet, verquirlt, dazu schmale enge Schluchten, riesige Berge, bizarre Felsformationen. Als könnte man einen Blick auf die ersten Tage der Schöpfung werfen. Die biblischen in dem Fall - nicht auf den naturwissenschaftlichen Bigbang, in dem Energie sich zu Teilchen verdichtete, materialisierte. Inzwischen bläst der Wind wieder so kräftig, daß ich meinen Sonnenhut festhalten muß. Es ist heiß und diesig. Die Berge im Westen mit dem Aguerebery Point oben, wo ich die windige Nacht verbracht hatte, verschwimmen im Staub. 

Freitag, 7. Juli 2000, 19.05 Mojave Wüste, Granite Mountains

Dann fahre ich über den Zabriskie Point hinaus aus Death Valley - zum letzten Mal in diesem Jahr und biege an der Junction Richtung Shoshone und Baker ab. Hinter Shoshone wird die Straße wieder ganz leer. Rechts gibt es weiße Salz- oder Kalkhügel. Links erst das Tal, das ich durchfahre, dahinter hohe rote Berge. Nahe bei Baker Sanddünen. Ich fotografiere, wechsle den Film - er reißt. Schon wieder! Diesmal gebe ich nicht auf. Diesen Film mit den Sanddünen versuche ich zu retten. Ich hole die Decken und fummele ohne Sicht, die Hände unter den beiden Decken, den Film aus der Kamera, stecke ihn in eine leere Kapsel und halte die Luft an, daß er doch noch etwas wird. (Leider nicht - weil selbst die normal belichteten Bilder meist doppelt belichtet wurden. Der Transport haperte.)

In Baker, wo die Landstraße die Interstate 15 kreuzt, entdecke ich auf der Fahrt zur Tankstelle den Visitor Center für die Mojavewüste. Leider ist der Center geschlossen. Ich hätte gerne eine detailliertere Karte bekommen oder weitere Informationen über Nebenstraßen, Pflanzen- und Tierwelt. So fahre ich wieder auf die Landstraße, kreuze die Interstate 15 und fahre Richtung Kelso in die Mojave. Noch nahe bei Baker passiere und finde ich den Platz, wo ich vor zwei Jahren die letzte Nacht im Freien verbracht hatte, bevor ich in die Zivilisation, nach Nord California zurückkehrte. Wieder beleben Joshuas die Szenerie. Ein riesiger, breit ausladender und hoch gewachsener Baum sticht ins Auge. Es gibt wunderschöne Exemplare: von ganz ebenmäßigem Wuchs bis hin zu den abenteuerlichsten Verdrehungen, Abwinkelungen der Seitentriebe. Kelso ist ein Bahnhof. Die Straße kreuzt die Schienen. Die Ampel blinkt rot. Aber kein Zug weit und breit zu sehen. Also fahre ich weiter. Hundert Meter weiter höre ich ihn: einer dieser kilometerlangen amerikanischen Eisenbahnzüge rollt hinter mir über die Straße. Ein Güterzug (Personenzüge befahren diese Strecke nicht) zum Abtransport der Erze. Dann weiter Richtung Granite Mountains. In der Nähe einer Farm (Farm in dieser Wüste!) gibt es Sanddünen, die man schon von weitem sieht. Eine drei Meilen lange Schotterpiste führt zu ihnen. Sie ist richtig breit, plan. Ich fahre hin. Vorbei an Viehgehegen. Die Rinder stehen in der prallen Sonne, apathisch. Die Menschen diesen Regionen leben praktisch nicht ohne Klimaanlage - aber für die Tiere auf den Weiden gibt es meist überhaupt keinen Schutz. Keine Bäume, keinen Verschlag zum Unterstellen. Jedes frei lebende Tier verkriecht sich in diesen Breiten in der Mittagshitze. Die Rinder und Pferde stehen in der prallen Sonne, haben oft nicht einmal einen Trog zum Trinken. Ich schreibe einen Zettel für den Farmer, lege ihn auf dem Rückweg am Zaun unter einen Stein und bitte um Schatten für seine Tiere. Für diese Beleidigung ernte ich drei Tage Kopfweh. Vor den Sanddünen gibt es einen kleinen Parkplatz. Ein Trampelpfad führt zu den Dünen. Sie sind nicht sehr hoch. Aber hellgelb, weißlich, schon ein bißchen bewachsen. Der Sand ganz fein. 
Allmählich wird es Spätnachmittag. Zeit, sich einen Schlafplatz zu suchen. Ich fahre Richtung Granite Mountains, halte Ausschau nach einem geeigneten Plätzchen und finde bald eine kleinen Seitenweg und ein lauschiges Plätzchen, wo Felsen und Creosotbüsche Sichtschutz gegen die Hauptstraße bieten. Der Blick geht weit zu sanften, runden beigefarbenen Bergen im Osten und zu den weißen Granitblöcken im Westen, hinter denen bald die Sonne untergeht. Ein wunderbarer, friedlicher Platz. Die Joshuas und Yuccas tragen riesige weißlich harte Früchte. Der Boden ist sandig weich, und in lockeren Abständen stehen nicht nur die Yuccas und Joshuas, sondern auch die nicht so spitzigen Creosot-Büsche. Hier schwirrt sogar eine Libelle herum. Also muß es in der Nähe eine Wasserstelle geben. Die Sonne verschwindet noch hoch hinter den Felsen.

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