Regina Berlinghof:

Das Opfer

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Das Opfer - 09
 

Anja wachte zitternd auf. Am Morgen erzählte sie Jürgen von dem Traum und seiner Botschaft. Ihr Mann seufzte und notierte sich innerlich, einen Psychiater zu konsultieren.

"Du hältst mich für verrückt, nicht wahr?" Sie stand zitternd und mit verzerrter Miene vor ihm. "Aber woher willst du das so genau wissen! Kannst du beweisen, daß es keine anderen Intelligenzen in diesem Kosmos gibt? Kannst du beweisen, daß ich unrecht habe?"

Er schüttelte den Kopf. "Aber es ist doch völlig unwahrscheinlich! Dann hätten wir sie doch längst bemerken oder irgendwie wahrnehmen müssen!"

"Vielleicht sind sie für uns unsichtbar. Vielleicht sind sie um uns, ohne daß wir etwas von ihnen merken - außer einem Kältestrom? Ich sage dir, sie haben Daniel genommen!"

"Du hast zuviel Science-Fiction gelesen. Und du hast Angst um Daniel. Du darfst beides nicht vermengen!"

 "So - darf ich nicht?" Wie ein wildes Tier hätte Anja sich am liebsten auf ihn gestürzt und ihn zerrissen. Haß, Schmerz und Verzweiflung brodelten kochend durcheinander. "Aber ich weiß, daß es wahr ist! Sie halten Daniel in einem Käfig wie du deine Tiere! Und er hat Angst und leidet! Jede Nacht höre ich ihn schreien, während du stumpf und schnarchend neben mir liegst und keinen Gedanken an ihn verschwendest!"

Jürgen Siebert stand so heftig auf, daß der Stuhl umfiel. Keiner der beiden hob ihn auf. Er knallte die Tür hinter sich zu, als er zum Labor aufbrach.

Anja fuhr in die große Buchhandlung in der Innenstadt und holte sich alle vorrätigen Bücher über die Wahrscheinlichkeit von außerirdischen Intelligenzen. Außerdem besorgte sie sich alle Materialien über Tierschutz und Tierversuche, derer sie habhaft werden konnte. Als sie sie zuhause durchgelesen und durchstudiert hatte, bestellte sie weitere Bücher, die sie in den Buchverzeichnissen gefunden hatte. Sie ging in die Bücherei und holte sich dort, was sie noch nicht kannte. Sie stapelte die Bücher auf Jürgens Schreibtisch auf und legte einen Zettel darauf: "Lies!"

Als Jürgen Siebert abends den Bücherstapel vorfand, räumte er ihn seufzend zur Seite. Was sollte er diese Bücher lesen! Er wußte genau, was darin stand. Er rief Oberkommissar Reuter an und fragte nach dem neuesten Stand der Ermittlungen. 

"Leider kann ich Ihnen nichts Neues sagen. Alle Spuren, soweit überhaupt vorhanden, verlaufen im Sande."

"Und wie es es mit Spuren an unserem Haus? Meine Frau hat sich unglücklicherweise in die Idee verrannt, daß höhere Intelligenzen Daniel geraubt haben, um an ihm Versuche durchzuführen. Sie glaubt, daß wir ihn nur zurückbekommen, wenn wir Menschen alle Tierversuche einstellen."

"Sie meinen nach dem Motto "Was du nicht willst, daß man dir tu...?"

"Man könnte es so nennen." Professor Siebert fühlte sich auf einmal sehr unwohl in seiner Haut. "Natürlich ist diese Idee absurd. Aber meine Frau klammert sich gewaltsam daran, weil am Haus keine Spuren gefunden wurden. Stimmt das tatsächlich noch?"

"Leider ja. Es ist uns ein Rätsel, wie das Kind verschwunden ist. Nach unseren Erkenntnissen, muß der Täter über einen Hausschlüssel verfügt haben. Aber auch diese Spur führt nicht weiter."
 
 
 
 

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