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Meine Beiträge im:
Tagebau des Berliner Zimmers
 

Januar 2001




 
 Samstag, Dezember 30, 2000

Gutes Fleisch auf den Tisch (2)- Regina Berlinghof @ 20:23 
Als man die Menschen aus den KZ's und Gulags befreite, vergaß man die Tiere. Die bevölkerten von nun an dicht an dicht KZ-Hallen und Schlachthöfe. Man ließ ihnen keinen Platz zum Laufen und Schlafen. Man riß Mütter und Junge auseinander. Mütter sehnten sich nach ihren Jungen, die Jungen vermißten etwas, wußten aber nicht was. 
Die Menschen dachten an ihren Vorteil, und wenn einer von den Leiden der Tiere sprach, lachten sie, sprachen von den egoistischen Genen oder dem Menschen als Krone der Schöpfung oder zitierten Descartes: Ich denke, also bin ich. Nach Descartes litten Tiere nicht. Ihr Schreien, Blöken, Heulen war nichts als das Quietschen einer eingerosteten Tür. 
Da geschah, was alle wußten, aber womit niemand rechnete: ein nicht mehr gebrauchter Muskel schrumpft, schläft ein, verliert seine Funktionstüchtigkeit. So geschah es mit den Hirnen der geschundenen Tiere. Wozu brauchten sie noch ein Hirn, wenn sie nicht mehr selbst jagen oder nach Gras suchen durften? Wozu ein limbisches System, das die Gefühle (wie bei den Menschen) reguliert, wenn sie keine Gefühle haben durften? 
Wie bei Menschen, wenn die auferlegten Qualen zu groß werden, verloren sie den Verstand, flüchteten in die Umnachtung. "Lieber vergessen als leiden". 
Die Natur, gütiger als der Mensch, half ihnen dabei. Nun erntet der Mensch, was er gesät hat.
 
 
 Freitag, Dezember 29, 2000

Gutes Fleisch auf den Tisch- Regina Berlinghof @ 21:37 
Ich schlage vor, dass in Zukunft Fleisch nur noch in Apotheken verkauft wird. Das löst die Frage der Gefährdung und Haftung: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. 
 
 Sonntag, Dezember 24, 2000

Frohe Weihnachten allen Tagebauern und -lesern!- Regina Berlinghof @ 18:21 
Im Lächeln deiner Augen fand ich sie - 
Die Liebe, das Leben und den Tod. 
Die Liebe aber weiß 
Leben und Tod sind eines - 
Das Geschenk ewigen Wechsels 
Vom Sein zum Nichts, vom Nichts zum Sein. 

An der Quelle reinen Lebens 
Traf ich sie - Jesus, Hafis, Buddha, Lao Tse.
Und in dem Fels, aus dem der Quell entsprungen, 
Tanzen Teilchen, Quarks, Photonen. 
Im Augenblick des Feuerfunkens 
Schaffst du Raum und Zeit. 

In deinen Armen, Leib in Leib, 
Sterb ich einen Tod. 
Wo Ich noch war, 
Sind zwei und eins zugleich. 
Arm in Arm, Leib in Leib, 
Erwachen wir zur Neugeburt. 
 
 
 Freitag, Dezember 22, 2000

Die Weihnachtsgeschichte der Kardinäle- Regina Berlinghof @ 22:29 
Es begab sich aber zu der Zeit, als Kardinal Ratzinger die Europa und die westliche Welt zu Gott und zur katholischen Kirche zurückführen wollte. Da begehrte ein alt gedienter Priester gegen Zölibat und Gehorsam auf und lebte in bayerischen Arget im Angesicht der ganzen Gemeinde mit einer Frau in Liebe zusammen. Die Gemeinde hielt zu dem Paar. Da das der Kardinal Wetter in München hörte, erschrak er und mit ihm alle Oberen. Da erließ er das Gebot, daß alle Priester und Mitarbeiter der Kirche ein erweitertes Glaubens- und Gehorsamsgebot beschwören und ihren Verstand für immer an die Kirche abtreten sollten:

Erster Artikel: "Fest glaube ich auch alles, was im geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird, sei es durch feierliches Urteil, sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt."

Zweiter Artiel: "Mit Festigkeit erkenne ich auch an und halte an allem und jedem fest, was bezüglich der Lehre des Glaubens und der Sitten von der Kirche endgültig vorgelegt wird."

Dritter Artikel: "Außerdem hange ich mit religiösem Gehorsam des Willens und des Verstandes den Lehren an, die der Papst oder das Bischofskollegium vorlegen, wenn sie ihr authentisches Lehramt ausüben, auch wenn sie nicht beabsichtigen, diese in einem endgültigen Akt zu verkünden." Erläuternd heißt es dazu, daß dieser religiöse Gehorsam des Willens und des Verstandes 
vor allem gegenüber dem Papst so zu leisten ist, "daß sein oberstes Lehramt ehrfürchtig anerkannt und den von ihm vorgetragenen Urteilen aufrichtige Anhänglichkeit gezollt wird."

Und der Kardinal gebot, daß jeglicher, der nicht diese Gebote beschwor, sein Amt verlieren und von der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen werden sollte. Und er drohte allen Amtsinhabern, die öffentlich die Lehren der Kirchen bezweifelten, daß sie ihre Renten-ansprüche verlieren würden. Der Gemeinde des sexuell liebenden Priesters aber drohte der Kardinal an, daß die Kirche alle Gemeindevorstände persönlich haftbar mache, wenn der "gefallene Priester" mit dem Kirchenvermögen durchbrennen würde. Da fand das Paar keinen Raum und keine Herberge mehr in der Gemeinde. Nicht einmal einen Stall.

Gott wies dem Paar aber den Weg in die Nachbargemeinde, wo sie seitdem in Liebe und Freude leben. 

Dies ist die Geschichte des Pfarrers von Arget, Willi Glas, der jetzt in Sauerlach lebt.
 
 Dienstag, Dezember 12, 2000

Mannomann / Mann gegen Frau oder Frau gegen Mann- Regina Berlinghof @ 23:24 
Gestern in der FAZ. Ein kleiner Kommentar im Wirtschaftsteil, gekennzeichnet hig.:
"...Doch deutlich höhere Renten erhalten Frauen weder durch das kosmetische Teilen von Ansprüchen noch durch gnädiges Berücksichtigen von Kindererziehung. Erst wenn es ihnen gelingt, durch Arbeit ausreichende eigene Ansprüche zu sichern, wird sich ihr Lebensstandard verbessern...." - Ohne Kommentar. Die Hervorhebung in Fett ist von mir.

Mercedes- Regina Berlinghof @ 23:23 
Eine Automarke feiert heute ihren hundertsten Geburtstag. Der österreichische Teilhaber und Verkäufer Jellinek nannte die Marke nach seiner Tochter. Was, wenn er seine Tochter nicht Mercedes genannt, sondern einen anderen Namen gewählt hätte? Eine Automarke namens Elfriede??? 
 
 Mittwoch, Dezember 06, 2000

Sprache und Taten des Herrn Putin - 2. Folge-Regina Berlinghof @ 21:16 
Am 23. März schrieb ich hier über die menschenverachtende Sprache des Herrn Putin. Damals sprach er im Stil der Stürmersprache von den Tschetschenen als "Viehzeugs", das man ausmerzen müsse.

Jetzt will er in Rußland wieder die Stalin-Nationalhymne und die rote Fahne reaktivieren. Seine Begründung laut FAZ von heute: "Die gesamte Symbolik der Sowjetzeit abzulehnen bedeute 'daß unsere Mütter und Väter umsonst gelebt haben, daß ihr Leben unnütz war.'" Man stelle sich die gleiche Begründung für die Wiedereinführung der Hakenkreuzfahne und der ersten Strophe des Deutschlandsliedes vor! 

Vor allem aber: Für wen und was haben die Menschen in der Sowjetrepublik eigentlich gelebt? Nur für Stalin, nur für die Sowjetunion? Nur für die Partei? Nur für den KGB, dessen Denken in Putin Hirn offensichtlich immer noch virulent ist? Aber in der Vorstellungswelt des Herrn Putin hat der einzelne offensichtlich immer noch kein Lebens- und Menschenrecht, genausowenig wie er den Provinzregierungen jegliche Eigenständigkeit absprach und wegnahm! Wer nicht für den Staat lebt, ist unnütz. Und mit Putin bricht die sowjetische Restauration wieder an. Herrliche Zeiten, die auf die Russen und die Welt zukommen!
 
 
 Mittwoch, November 22, 2000

Bomben und Raketen - und ein kleines Café- Regina Berlinghof @ 22:16 
Als die Israelis den Libanon verließen, glaubten sie, den Krieg verlassen zu haben. Nun ist er zurückgekehrt. Ins eigene Kernland. Arik Sharons Gang über den Tempelberg hat Minen losgetreten. Heute die Bombe in Hadera. Ein kleines Städtchen im grünen Sharon. Vom Kibbuz fuhren wir nach Hadera, wenn uns die Sehnsucht nach Kuchen packte. In dem kleinen Café am Busbahnhof (wo heute die Bombe losging) gab es Apfel- und Käsekuchen wie zuhause. Ex-deutsche oder ex-österreichische Juden führten das Café. Ein Schritt, und man kehrte aus heißen mediterranen Gefilden nach Mitteleuropa zurück. 
Aber vom Kibbuz aus sah man die Berge Samarias, Shomrons. Dort lebten die Araber. Tulkarem lag am Ende der Landstraße. Ging überhaupt ein Bus dorthin? Die Autos, die kleinen Fracht-Pkws mit den Sitzen für die Hitchhiker auf der Ladefläche, fuhren in die Kibbuzim und Moshavim. Es gab keinen Kontakt mit den arabischen Nachbarn, vier Jahre nach dem Sechstagekrieg. Es gab auch noch keine "Siedlungen" in den besetzten Gebieten. Damals betrachtete die Mehrzahl der Israelis die Gebiete als Faustpfand für die diplomatische Anerkennung und den Frieden. Man wollte sie zurückgeben. Nur Jerusalem war tabu. 
Aber mit dem Essen wächst der Appetit. Der Satz gilt auch für Politiker und Völker. Und die Wahnsinnigen auf beiden Seiten sprechen mit ihren Bomben und Raketen. 
 
 
 Montag, November 06, 2000

Trauer um Stephen Runciman und die Aktualität seiner Geschichte der Kreuzzüge- Regina Berlinghof @ 00:05 
Wieder ein Tod, wieder ein Abschied. Letzte Woche starb Sir Stephen Runciman, der britische Historiker. Ich habe vor Jahren seine dreibändige "Geschichte der Kreuzzüge" mehrfach gelesen. Ein wisssenschaftliches Werk, aber nach angelsächsischer Manier in einer flüssigen und lebhaften Sprache geschrieben und immer noch sehr lesbar. Vor einigen Jahren brachte dtv die Taschenbuchausgabe heraus. Für mich war das Besondere an diesem Geschichtswerk seine überraschende Aktualität. Runciman beschränkt sich in seiner Darstellung und bei der Zitierung von Quellen streng auf die Zeit der Kreuzzüge. Aber immer wieder sieht man auch die Bezüge zur heutigen Situation im Nahen Osten. Der Konflikt zwischen der einheimischen arabischen Bevölkerung und den europäischen Eroberern. Damals die Kreuzritter, heute die Israelis. Die Gründe für die Landnahme sind ganz verschieden und sind sicher ganz verschieden in ihrer Berechtigung. Erstaunlich bleibt, wie sich der Clash der Kulturen und der Konflikt immer wieder erneuert. Die Kreuzritter hielten sich rund 200 Jahre im Land. Kaum hatte sich die erste Welle der Eroberer/Einwanderer akklimatisiert und Frieden mit den Einheimischen geschlossen, kam eine neue Welle von Eroberern/Einwanderern, die von der arabischen Kultur nichts wußte und glaubte, verächtlich auf die fremde Lebensweise und die Araber herabblicken zu können. Es waren jedesmal die Neuankömmlinge, die in überheblicher Verblendung zum Streit und Krieg aufstachelten. In Israel sind es heute oft die "frommen" Einwanderer aus den USA, die wieder von der alten biblischen Heimat träumen - und die arabische Realität nicht wahrhaben wollen. Während sich die Israelis der zweiten und dritten Generation mit den Arabern zu arrangieren versuchen, schüren die orthodoxen Neusiedler den Konflikt, besetzen arabisches Neuland, bauen Siedlungen und erheben Ansprüche auf das ganze "biblische" Land. 
Die "Geschichte der Kreuzzüge" Runcimans kann als Warnung von gestern für heute gelesen werden. Aber haben die Menschen wirklich je aus der Geschichte gelernt?
 
 
 Dienstag, Oktober 31, 2000

Gegen Gewalt - egal von welcher Seite- Regina Berlinghof @ 19:49 
Das ist keine Literatur, sondern der Text der zweiten Strafanzeige gegen geistige Brandstifter, die ich gestern in die Post gegeben habe:

Sie richtet sich gegen rechte Hetzer im Internet: gegen die NPD, gegen ihren Vorsitzenden Udo Voigt und gegen Horst Mahler, ehemaliges RAF-Gründungsmitglied, inzwischen Mitglied der NPD und des "Deutschen Kollegs".

Es geht mir dabei nicht ums Strafen oder Mundtotmachen, sondern um den Schutz der in diesen Texten Angegriffenen. Diese Hetzschriften sind ja nicht nur geistige Meinungsäußerung, sondern politisches Programm, das diese braunen Herren in die Tat umsetzen wollen. 
Die "anständigen Aufständischen" (wie sie sich nennen) wissen auch auch schon, was ihre "Notstandsregierung in den ersten 100 Tagen durchführen wird. Journalisten und Schriftsteller aufgepaßt: nämlich die Abschaffung des Privatrundfunks und -fernsehens. Über zwei staatliche TV-Programme soll die neue Gleichschaltung (so muß man den Plan wohl nennen) erfolgen.
Zitat:
"DIE DEUTSCHE KULTURKATASTROPHE AUFHALTEN DURCH...
1.Verbot schmutziger, schundhafter, gewalttätiger, pornographischer und sittlich tiefstehender Darstellungen.
2.Einstellung des kommerziellen Rundfunks.
3.Beschränkung des Fernsehens auf zwei nationale Programme (für deutsche Volkskultur und deutsche Hochkultur samt Wissenschaftspflege) und auf je ein Regionalprogramm für alle deutschen Stammeskulturen; das gleiche gilt für den Hörfunk.
8.Auflösung kulturschädlicher Massenanstalten wie Gesamtschulen und Gesamthochschulen.
Zitatende
usw. usw. in dieser Machart. Victor Klemperer könnte neue Kladden füllen... ("Littera Germanici imperii"). Denn bei Mahler und Co wabert der germanische Volksgeist. Haben die Herren vielleicht bedacht, daß der oberste germanische Gott Odin/Wotan ein Auge verloren hatte und einäuigig seiner Götterdämmerung entgegenschritt? Zwei deutsche Staaten sind ihm schon nachgefolgt. Der eine mit dem rechten Auge, der andere mit dem linken. Soll das wirklich das Schicksal der Deutschen sein, die Welt immer nur aus der einäugigen ideologischen Perspektive zu sehen?

 28. Oktober 2000

An die
Staatsanwaltschaft 
beim OLG Frankfurt am Main
Gerichtsstraße

60313 Frankfurt am Main
 

Strafanzeige wegen Volksverhetzung
1. gegen den Parteivorsitzenden der NPD (Nationaldemokratische Partei) Udo Voigt, 
2. gegen die NPD (Nationaldemokratische Partei)
3. gegen den Rechtswanwalt Horst Mahler, Mitglied der NPD und des "Deutschen Kollegs"
gleichzeitig Strafanzeige wegen Beleidigung
4. gegen die beiden Erstgenannten
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

zu Punkt 1 +2:
mit Schreiben vom 15.8. (Kopie anbei) hatte ich Strafanzeige gegen die NPD und ihren Vorsitzenden, Udo Voigt, erhoben, da Gewaltausschreitungen gegen ausländische Mitbürger als "normale völkische Reaktion" im Internet dargestellt wurden. 
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt teilte mir in einem Antwortschreiben mit, daß sie keinen Grund zum Einschreiten sehe. Dem widerspreche ich hiermit entschieden. Wenn Gewaltausübung als "völkische Reaktion" gegen Nichtdeutsche als normal (!) bezeichnet werden kann, ist dies eine Herabsetzung der Würde Nichtdeutscher, die auf diese Weise zum Freiwild erklärt werden.

zu Punkt 4:
In Ergänzung zur Strafanzeige gegen die Genannten unter 1 und 2, erhebe ich Strafanzeige wegen Beleidigung.
Ich fühle mich als Deutsche beleidigt, wenn Gewalt "normale völkische Reaktion", d.h. doch als normale Reaktion Deutscher dargestellt werden kann. Ich verwahre mich ausdrücklich gegen die Unterstellung, daß ich als Deutsche wie selbstverständlich gegen ausländische Mitbürger, Asylsuchende, Touristen oder Gäste Gewalt ausübe, nur aufgrund der Tatsache, daß diese keine Deutschen sind. Erstens ist Gewaltausübung hoffentlich keine normale deutsche Reaktionsweise mehr. Zweitens verstößt ein Vorgehen gegen Ausländer, nur weil sie Ausländer sind, gegen das Grundgesetz und sollte damit ebensowenig eine "normale völkische (=deutsche) Reaktion" sein.
Wenn solche Äußerungen ohne Ahndung im Internet oder sonstwie öffentlich publiziert werden können, bin nicht nur ich, sondern ist jeder Deutsche Staatsbürger beleidigt.

zu Punkt 3:
Im Zuge einer Fernsehsendung stieß ich auf die Homepage des ehemaligen RAF-Anwalts und jetzigen NPD-Mitglieds, dessen antisemitische und rassistische Pamphlete eindeutig den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen (http://www.horst-mahler.de). Die HTML-Dateien aus dem Internet (kopiert am 26.10.2000) füge ich als Anlage bei. 

Nur einige Zitate aus dem Aufruf des "Deutschen Kollegs", gleich auf der ersten Seite:
"Das Deutsche Kolleg verlangt das Verbot der jüdischen Gemeinden
Das Deutsche Kolleg fordert das Verbot aller vom jüdischen Volksgeist beeinflußten Vereinigungen und Einrichtungen, weil sie Völkervertreibungen und Völkermorde unterstützen. In biblischer Zeit waren die Kanaaniter die Opfer, heute sind es - am gleichen Ort - die Palästinenser.
Der Judaismus ist eine tödliche Gefahr für die Völker."

Aus Horst Mahlers:
"Thesen über Juden und Deutschland als geistige Notwehr des deutschen Volkes" publiziert im Juli 1999 (!)
Im Dritten Reich erhob sich der Nationalgeist der Deutschen zu dem Versuch, den Nationalgeist der Juden durch die Verfolgung der jüdischen Menschen zu überwinden. 
Das Ergebnis dieses Versuches konnte keine anderes sein, als die Vollendung des jüdischen Geistes in der Weltherrschaft des Geldes."

Das ist die Sprache und der Geist, wie sie im SS-Nazi-Hetzblatt "Der Stürmer" verbreitet wurden. Daß so etwas heute wieder erscheinen kann, erscheint mir fast unglaublich. Noch schlimmer finde ich, daß solche Hetzereien unwidersprochen und ungestraft im öffentlichen Raum stehenbleiben können. Ich möchte dazu beitragen, daß dieser braune Sumpf ausgetrocknet wird. Daher meine Strafanzeigen.

Mit freundlichen Grüßen,
Regina Berlinghof
Kelkheim

 "15. August 2000

An die
Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main
Gerichtsstraße
60313 Frankfurt am Main

Strafanzeige wegen Volksverhetzung
gegen den Parteivorsitzenden der NPD (Nationaldemokratische Partei) Udo Voigt
und gegen die NPD (Nationaldemokratische Partei)

Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit stelle ich Strafanzeige gegen Herrn Udo Voigt und die NPD wegen Volksverhetzung.

Auf der Homepage der NPD (www.npd.net, unter dem Punkt "aktuelles" befindet sich seit dem 5.8. (bis heute) folgende Erklärung des Parteivorsitzenden Voigt zu den Gewalttaten gegen Ausländer:

"Meldung vom 05.08.2000 
NPD-Parteivorstand: Verbotsgerede nur Sommertheater

Der stellvertretende Parteivorsitzende, Dr. Eisenecker bezeichnete die derzeitige Medienkampagne im ARD-Morgenmazin als Sommertheater. Der promovierte Rechtsanwalt ist sich sicher: »Es wird auf gar keinen Fall zu einem Verbotsverfahren kommen«. Er habe vielmehr »den Eindruck, hier wird eine Thematik hochstilisiert, die ein Sommerloch füllen soll«. Zum anderen sei es »Niederschlag der Verärgerung mancher Politiker, daß die NPD vor allem unter der jungen Generation Zulauf hat«. Auch der Parteivorsitzende Udo Voigt glaubt nicht an die Ernsthaftigkeit der Verbotsdiskussion. »Im 36. Jahr der NPD ist dieses eine propagandistische, populistische Forderung, wie sie viele Innenminister schon mal draufhatten. Damit ist noch keiner durchgekommen«, sagte der Diplom-Politiologe gegenüber der linken tageszeitung.»Wir sehen diesem Verbot natürlich ganz locker entgegen«. Gleichzeitig sprach sich Udo Voigt erneut gegen Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Forderungen aus: »Die NPD hat generell immer erklärt, daß sie Gewalt zur Durchsetzung
der poltischen Ziele vehement ablehnt. Und wer eine derartige Politik betreiben möchte, dessen Platz ist nicht in der NPD, und der wird auch von den entsprechenden Ordnungsverfahren der Partei heimgesucht«. Wenn Übergriffe auf Fremde in Deutschland stattfinden, sei das »ganz gewiß eine leidvolle Geschichte, die aber die etablierten Parteien zu ver- antworten haben, die hemmungslos weiterhin Zuströme von Ausländern ins Land lassen, während sie nicht in der Lage sind, das Recht auf Arbeit für alle Deutschen zu
garantieren«. Entsprechend müsse auch damit gerechnet werden, »daß sich irgendwann ein Widerstandswille im Volke kundtut«. Das sei »eine normale völkische Reaktion«, die von der NPD nicht gesteuert werden brauche."

Zwar ruft die Partei nicht direkt zu Gewalttaten gegen Ausländer auf. Aber die Tatsache, daß eine Partei - noch dazu durch den Mund ihres Vorsitzenden - Gewalttaten als "völkische Reaktion" rechtfertigt bzw. entschuldigt, gibt all jenen Ausländerfeinden und Gewaltbereiten jenes "gute Gewissen", das aus Ressentiment geladenen Menschen Täter macht. Volksverhetzung liegt auch darin, daß nicht die Opfer, sondern die Täter aus "völkischen" Gründen verteidigt werden. "Völkische" Gründe werden mit den Weihen der Notwehr oder des Notstand versehen. Gewalt wird darum zugelassen: und zwar nur solche Gewalt, die sich gegen Ausländer richtet. Ausländer werden somit zum Freiwild erklärt, gegen die sich "völkischer" Unmut, Haß und Ressentiments entladen dürfen. Das ist ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz und erfüllt den Tatbestand der Volksverhetzung.

Mit freundlichen Grüßen,
Regina Berlinghof
Kelkheim
 
 
 Dienstag, Oktober 31, 2000

Ich muss kotzen- Burkhard @ 22:20 
Der Mann mit dem silbernen Rauschebart sitzt in einer Bibliothek, vor alten Lederbänden und liest in der "taz". Über den Zeitungsrand hinweg lächelt er in die Kamera. Früher mal war er linksaussen, jetzt hetzt er von rechts.

Auszüge aus dem von Regina weiter unten zitierten Pamphlet:
"jeder Rauschgiftbesitzer wird dann mit militärischen Mitteln bekämpft, falls er die Bedingungen für den Kombattantenstatus erfüllt; andernfalls wird er standrechtlich erschossen"
 

"Verbot der Ideologie der Menschlichkeit"

Weiteren Forderungen: Verbot der Englischen Sprache für Deutsche Wissenschaftler, Rausschmiss aller Ausländer und Sperrung Deutscher Strassen für ausländische Autos.

Regina, ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deiner Strafanzeige!

...und die URL für diese Schundseite gebe ich hier nicht an, sie steht aber weiter unten in Reginas Klagebegründung.

Kommentare (1)
 
 

Message Added: Re: Ich muss kotzen

The following information was added to the message board:

Name: Regina
E-Mail: mail@regina-berlinghof.de
Subject: Re: Ich muss kotzen
Comments:
 


: Auszüge aus dem von Regina genannten Pamphlet:
: "jeder Rauschgiftbesitzer wird dann mit militärischen Mitteln bekämpft, falls er die Bedingungen für den Kombattantenstatus erfüllt; andernfalls wird er standrechtlich
erschossen"


: "Verbot der Ideologie der Menschlichkeit"

: Weiteren Forderungen: Verbot der Englischen Sprache für Deutsche Wissenschaftler, Rausschmiss aller Ausländer und Sperrung Deutscher Strassen für ausländische
Autos.
Lieber Burkhard,
vielen Dank für Deine deutlichen Worte! Ich kann nur hoffen, daß sich andere auch aufraffen und ebenfalls Strafanzeige stellen!
Denn mit einer Verurteilung werden diesen Leuten erstens ihre Hetzereien verboten, zweitens hätte man handfeste Grundlage zum Verbot der NPD.
Herzliche Grüße,
Regina

Added on Date: 10/31/00
Host: 62.224.88.200
 
 
 
 Donnerstag, Oktober 26, 2000

Thema: Internet und Psychoanalyse: 
Auf der Couch- Regina Berlinghof @ 12:48 

 

Ich bin so deprimiert. Ich weiß nicht, warum...

Lassen Sie Ihre Assoziationen einfach frei fließen! Was fällt Ihnen gerade ein?

Ich habe für einen eMail Newsletter vor der Buchmesse meinen Namen und die Standnummer meines YinYang Media Verlages mitgeteilt. Und da der Verleger, mit dem ich den Stand teile, im Urlaub war, hatte ich seinen Namen und seinen Verlag gleich mit aufgeführt. Und was stand in dem eMail-Rundbrief:

"Regina Berlinghof und Matthias Brockmann finden Sie beim rubino-verlag in Halle 6.0, Stand B 136." Mein Verlag total unterschlagen. Und ich selbst genannt sozusagen als Juniorpartnerin oder Angestellte des anderen Verlages. Wie ist das nur möglich!

Was erwarten Sie denn? Sie haben als Frau gehandelt und sind wie eine Frau behandelt worden.
 


 
 Donnerstag, Oktober 19, 2000

Buchmesse und Artepreis- Regina Berlinghof @ 21:53
Zweiter Tag Buchmesse. Gestern gleich der Start mit der Preisverleihung an den Tage-bau als Höhepunkt. Ganz herzliche Glückwünsche und Dank an Sabrina und Enno, die den Tage-bau ins Leben gerufen haben. Enno, Deine Demonstration des Tage-baus vor dem Superbildschirm war erstklassig und souverän - mehr als artereif!

Seit gestern also zum zweiten Mal als Ausstellerin auf der Buchmesse. Diesmal von Anfang an mit eigenem Stand, d.h. einem halben Stand. Mein YinYang Media Verlag teilt sich den Stand mit dem rubino-verlag von Matthias Brockmann. Auch er ein Autor, der schreibt und verlegt: eigene und fremde Texte. Gemeinsam sind die Standkosten niedriger - außerdem sind wir beide flexibler. Wir leisten einander Gesellschaft und können den Stand auch einmal verlassen und die Bücher der anderen Verlage beschnuppern. 
Wir produzieren beide unsere Bücher mit Libri Books on Demand, die natürlich auch auf der Buchmesse vertreten sind. Inzwischen bieten sie auch das Publizieren on Demand von Hardcovers an. Nächstes Jahr sind Farbdrucke auch im Text möglich. Die Entwicklung geht rasant vorwärts. In Halle 6.3 kann man bei Xerox die Produktionsstraße sehen: vom Einscannen des Buches oder Manuskripts bis zum fertig gedruckten Buch am anderen Ende.

Die Buchhändler haben an uns kleinen Verlagen bisher kein großes Interesse gezeigt. Dafür aber die Leser, die nicht nur Prospekte mitnehmen, sondern auch Gespräche mit Verlag bzw. Autoren suchen. Freunde und Freundinnen kommen vorbei - aus der Frankfurter Region und von weiter her. Endlich ein Wiedersehen! Manche Besucher bieten ihre Manuskripte an und rufen wehmütige Reminiszenzen wach - so bin ich auch einmal von Stand zu Stand gezogen! Hoffnungsfroh, mit dem Bewußtsein, ein wichtiges, schönes, spannendes und gut geschriebenes Buch verfaßt zu haben, das viele Leser interessieren wird und für den Verlag zum Segen (auch Geldsegen) wird. Verlage wissen das angebotene Glück nicht immer zu schätzen. Ich erinnere mich an Reaktionen von sehr interessiert bis arrogant abschätzig. Das Problem: es gibt so viele Menschen, die schreiben - und zu wenige Verlage. Das Mißverhältnis von Überangebot und Wenignachfrage. Trotzdem: So schwer fällt es doch nicht, ein bißchen freundlich zu sein. 

Heute kann man sich als Autor wenigstens ohne allzu großes finanzielles Risiko selbständig machen. Die neuen Technologien machen es möglich: Books on Demand, Rocket eBooks, Texte zum Herunterladen aus dem WEB. Das ist auch der große Vorteil des Tage-baus: schreiben und veröffentlichen ohne Bevormundung! Nochmals herzlichen Dank an Sabrina und Enno!
 
 
 
 Mittwoch, Oktober 18, 2000

Haiku - Regina Berlinghof @ 20:28 (zum Thema "Herbst")

Rot schimmern Blüten
durchs Gewirr grüner Zweige,
das erste Herbstlaub.
 
 
 
 Donnerstag, Oktober 12, 2000

(px8)Lilli oder Das dritte Auge- Regina Berlinghof @ 18:36 
Ulrich war ein aufmerksamer Beobachter und Zuhörer. Anfänglich hatte die Party ihn des Themas wegen gereizt. Als sich die Berichte der Meditationsteilnehmer und der Nichtteilnehmer ins Banale und Lächerliche verliefen, hatte er sich innerlich ausgeklinkt und hatte seinen Blick über die Wohnungseinrichtung seines Bruders schweifen lassen. Er besah sie mit der wachen Neugier und Aufmerksamkeit dessen, der nach langen Jahren im Ausland die Veränderungen in der alten Heimat interessiert studiert und Vertrautes und Neues überscharf registriert. Der offene, weite Raum, in dem sie saßen, war sparsam mit wenigen, einzeln gewählten Möbeln in schwarz ausgestattet. Ihre strenge Form wurde durch die weißen Wände und den Glastisch, um den sie saßen, betont und zugleich - wie darin schwebend - aufgelöst. Wenn Ulrich seinem Bruder gesagt hätte, daß er die Einrichtung als typisch deutsch empfand, hätte Gerhard zutiefst beleidigt widersprochen: sein Haus, und erst recht nicht die Wohnebene (wie er sie nannte) hatte nichts mit altdeutschem Plüsch, mit gedrechselter Eiche oder mit der Schrankwandkultur miefiger Spießbürger zu tun. Und trotz oder gerade wegen der großzügigen Moderne war Gerhards Haus typisch deutsch, obwohl Ulrich den Finger nicht auf Einzelheiten legen konnte. Es war mehr der Gesamteindruck: zu perfekt, zu ordentlich, in der Moderne zu durchgestylt. Die deutsche Gründlichkeit beschränkte sich nicht mehr auf Sauberkeit und Ordnung von Schrank und Tisch. Sie hatte sich in die Höhen der Ästhetik und des Raffinements emporgearbeitet und diese vollständig erobert. Es gab nichts, an dem sich der ästhetische Schwung der Einrichtung brechen konnte. Alles war makellos, großzügig und weltläufig aufeinander abgestimmt. Als hätte ein kreativer Innenarchitekt und Künstler seine Arbeit gerade abgeliefert - und nur die Menschen in dem fertigen Interieur ausgelassen. Es war die Exaktheit und strenge Durchführung der einmal gezogenen Linie, die so deutsch war. Kein abgeschabter gemütlicher Sessel, von dem man sich nicht trennen mochte. Kein dummer Andenken-Nippes auf einem Sims oder Bord. Keine vernachlässigte, verstaubte Topfprimel von Tante Elke... - Ulrichs Blick blieb an einem kleinen bunten Strauß im Vorraum hängen, der durch den Rundbogen vom "Wohnbereich" aus zu sehen war. Es waren wohl Rosen darin und Fresien - die anderen Sorten konnte er aus der Ferne nicht erkennen. Es war auch ganz unwichtig, wie die zusammengebundenen Blumen hießen. Es war der Strauß selbst, der Ulrichs Aufmerksamkeit erregte. Denn er explodierte geradezu in flammender Buntheit. In seinem überquellenden, lebendigen Farbenspiel erinnerte er an einen Bauernstrauß, in den man wahllos alle auf der Wiese vorhandenen Blumenarten gepflückt hatte, so daß mit dem Strauß die bunt blühende Wiese selbst in das Haus gekommen zu sein schien. Nur daß im November die Wiesen draußen nicht mehr bunt blühten. Jedenfalls nicht in diesen Breiten. Ulrich war sicher, daß Sonja und Gerhard diesen Strauß weder gekauft oder gebunden hatten. Vermutlich stand er auch deshalb draußen im Vorraum. In die so sorgsam gepflegte schwarz-weiße Wohnkultur paßte er hinein wie ein Trompetenstoß in ein Bergsches Streichquartett. Einer von den Gästen mußte ihn mitgebracht haben. Ulrich fragte sich, wer von diesen angepaßt Übermütigen zu einem solchen Strauß fähig war.
"Wissen Sie, von wem der Strauß da draußen stammt?" fragte er seine biedere Nachbarin. Lilli fuhr zusammen, fing an zu stammeln und bekannte sich in höchster Aufregung schließlich selbst als die Urheberin. Ulrich war baff. 
aus: Wüste, Liebe und Computer

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 Dienstag, Oktober 10, 2000

Die staatlich anerkannte Ehe oder Wo bleibt die Liebe- Regina Berlinghof @ 11:06 

Ein wunderschönes Beispiel künftiger ehelicher Liebe und moderner weiblicher Emanzipation entspinnt die FAZ heute in ihrem Promi-Hofberichterstattungsteil: 
"Michael Douglas pokert hoch und bewahrt seine Millionen". Es geht um die Eheschließung zwischen den Hollywoodschauspielern Michael Douglas und Catherine Zeta Jones. Im Vorfeld feilschen sie um die Verteilung oder Nichtverteilung ihrer Millionen. Sein Vermögen wird auf 150 Millionen Pfund (!) geschätzt. Dagegen ist sie mit 5 Millionen Pfund pro Film natürlich eine Bettlerin und muß sehen, wie sie an den großen Topf kommt, ohne selbst was abzugeben. Im Falle einer Trennung oder Scheidung hat sie bis jetzt jährlich (!) eine Million Pfund herausgehandelt, darf aber ihre läppischen Millionen ganz für sich behalten.
Irgendwie stellt sich mir die Frage: Wen heiraten die beiden eigentlich? Einen Menschen oder dessen Vermögen? Und warum heiraten sie überhaupt? Bloß um mit einem staatlich anerkannten Wisch herumzulaufen?

Dagegen ein altmodisches Zitat aus dem 12. Jahrhundert (wahrlich schon sehr fern). Es schreibt die zwangsweise zur Nonne und Äbtissin gewordene Heloise an ihren geliebten Abaelard, Mönch, Abt und Theologieprofessor (wegen ihrer beider Liebe von ihrem Vormund entmannt):
"Aber noch nicht genug; ich traue mich kaum es zu sagen, meine Liebe schlug um in Wahnsinn; sie opferte in hoffnungslosem Verzweifeln das eine einzige Ziel ihrer Sehnsucht. Ohne Zaudern - Du, Du gabst ja den Befehl - brachte ich mein altes Gewand und mein altes Herz zum Opfer, um aller Welt zu zeigen, wie ich Dein eigen sei mit Leib und Seele. Gott ist mein Zeuge, ich habe je und je in Dir nur Dich gesucht, Dich schlechthin, nicht das Deine, nicht Hab und Gut. Ein festes Eheband, eine Morgengabe - habe ich je danach gefragt? Du bist mein Zeuge, nicht meine Lust, nicht mein Wille war je mein Ziel, nein, nur Deine volle Befriedigung. In dem Namen 'Gattin' hören andere vielleicht das Hehre, das Dauernde; mir war es immer der Inbegriff aller Süße, Deine Geliebte zu heißen, ja - bitte zürne nicht! - Deine Schlafbuhle, Deine Dirne. ... Herr Gott, sei Du mein Zeuge, wenn der Kaiser käme, der Beherrscher der ganzen Welt sich herabließe, mich zu ehelichen, wenn er mir dabei die ganze Erde verschriebe und verbriefte zum ewigen Besitz: ich möchte doch lieber Deine Dirne heißen - und wäre noch stolz darauf - als seine Kaiserin."
Zitat aus: Abaelard - Die Leidensgeschichte und der Briefwechsel mit Heloisa, Verlag Lambert Schneider, Heidelberg, S. 80-81
 
 
 Freitag, Oktober 06, 2000

3. Oktober oder 9. November? Wider die Verdrängung und die Verdränger- Regina Berlinghof @ 21:54 

Es geht um den Termin des "Nationalen Feiertags": 3. Oktober wie bisher oder der 9. November. Der Politologe und emeritierte Professor Wilhelm Hennis geht in der FAZ auf die Suche nach einem "mythosfähigen Feiertag". Das sei einzig und allein der 9. November. "wohlgemerkt der 9. November 1989, an dem eine Woge des Glücks das nationale Herz auf beiden Seiten der verhaßten Grenze im Einklang schlug. Noch in fünfzig Jahren werden Menschen ihre persönlichen Erinnerungen an Jüngere weitergebenkönnen. Aus den vielen Geschichten wird dann ein "Mythos", ein Geflecht von Geschichten, erzählbar auch ohne den Beistand der professionellen Historie." Weiter schreibt er: "Sollen wir Deutschen uns nie mehr solche Geschichten erzählen dürfen? Der 9. November 1989 ist ein fröhlich machender, ein Glück spendender Tag - daß das Kalenderdatum auch anderes in Erinnerung ruft, ist doch kein Unglück!"

Ich habe diese Sätze mehrfach gelesen und meinen Augen nicht getraut: "Daß das Kalenderdatum auch anderes in Erinnerung ruft" - das ist wohl die grandioseste Verdrängungsleistung, die hier in der FAZ verlautbart wird. Und der perfideste Aufruf zur bewußten aktiven Verdrängung. Sprachlich, politisch und historisch. Das "andere", das hier schon gar nicht mehr genannt wird, sind folgende deutsche 9. Novemberdaten des vergangenen Jahrhunderts:

9. November 1918: Unterzeichnung des Waffenstillstandes von Compiègne, Beendigung des 1. Weltkrieges, Kapitulation Deutschlands
9. November 1923: Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle, erster Versuch einer Diktatur von rechts
9. November 1938 die sogenannte "Reichskristallnacht" - die staatlich veranlaßte Schändung von Synagogen, die Zerstörung jüdischer Geschäfte (wo viel Glas und Kristall zu Bruch ging, daher der verhöhnende Name), massenhafte Verhaftungen von Juden, Abtransporte in die KZs - alles unter dem Beifall eines großen Teils der "arischen" deutschen Bevölkerung.

Natürlich sind es nun mehr als fünfzig Jahre seit der Kristallnacht, und es gibt immer weniger Überlebende und Zeugen, die die Geschichten von Willkür, Gewalt und Verrat an Jüngere weitererzählen können. Offensichtlich will sie ja auch keiner mehr hören. Erst Walser, jetzt Hennis. Während Skins und Schläger im Jahr 2000 Anschläge auf Synagogen verüben, unterminieren wahrheitsverdrängende Intellektuelle das kollektive Gedächtnis. Das sind auch Anschläge, meine Herren! Vor allem wenn Wilhelm Hennis ganz ungeniert von Nutzen und Nachteil spricht und so die Novembergeschichtstage in einer Kosten/Nutzenrechnung gegeneinander aufrechnet.

Kann man sich einen Gedenktag des Glücks vorstellen, der gleichzeitig ein Tag des Unglücks und des Leidens ist für einen Teil der Bevölkerung? Oder sind deutsche Juden immer noch keine Deutschen? Vielleicht hätte Herr Hennis einmal mit ein paar älteren jüdischen Mitbürgen sprechen und sich ihre Geschichte erzählen lassen sollen. Ob sie, die Opfer, sich den 9. November als nationalen Gedenktag des Glücks vorstellen könnten? Man sollte nicht die Täter über die Erinnerungen an Unrecht und Gewalt entscheiden lassen.

Einen Gedenktag der Freude schafft man nicht dadurch, daß man einen Gedenktag des Leides auslöscht. Bei aller Freude, die am 9. November 1989 durchs Land ging - als Gedenktag der nationalen Freude eignet sich dieser Tag wahrlich nicht. Der 3. Oktober 1990, der den Fall der Mauer rechtlich besiegelte, ist dafür bestens geeignet. Und am 9. November bleibt es neben der Erinnerung an den Fall der Mauer beim Gedenken an unrühmliche deutsche Geschichtstage - und an das Leid vieler unschuldiger Menschen. Licht und Schatten auseinanderzuhalten und sich beidem zu stellen, das macht wahres Gedenken aus. 

Mit kleinen Kürzungen geht dieser Text als Leserbrief an die FAZ.
 
 
 
 Dienstag, September 05, 2000

Aldisägen- Regina Berlinghof @ 19:14 
Aldi verblüfft immer wieder. Letzte oder vorletzte Woche gabs Kreissägen im Angebot. Diese Woche eine Kapp- und Gehrungssäge, was immer das sei. 
Also zwischen Olivenöl, den Plätzchen für die Computerschulungen, Teebeuteln, Mandeln, Waschpulver und Toilettenpapier baut sich bei mir der Wunsch auf, eine Kapp- und Gehrungssäge mein eigen zu nennen. Eine Frau mit Schlagbohrer bin ich ja schon - hat mir beim Umzug, beim Bau von Regalen und beim nachträglichen Löcherbohren für Zwischenböden von Billyregalen gut geholfen. Einen Computer habe ich vor zwei Jahren auch schon abgeschleppt. Ich erinnere mich an 1988, als ich bei Vobis nach dem Laptop meinen ersten Tower kaufte. Die Leute standen Schlange, und die großen Scheine gingen ohen große Beratung über den Tresen - wie bei Aldi, dachte ich damals. Nun, Aldi übertrifft alle Vorstellungen. Nun warte ich auf das erste Sonderangebot von LKWs, damit man seinen Einkauf auch mit einer Fuhre nach Hause kommt! Das Angebot natürlich im Internet zum Downloaden inclusive LKW, der sich dann per Computer zuhause aufbaut.
 
 
 
 Samstag, August 26, 2000

Fräuleins, Herrleins und die Anrede von Pixelpersönlichkeiten- Regina Berlinghof @ 19:18
Ein Leserbrief Professor Dr. Hans Maiers (des ehemaligen bayerischen Kultusministers) an die FAZ (12.8.2000) wühlt mich mich seit Wochen auf. 
Er schrieb: "mit dem Fräulein verschwindet mehr als eine Konvention, es verschwindet damit eine Fülle feiner Unterscheidungen, höflicher Umgangsformen, spielerischer Zwischentöne - kurz ein Stück Kultur". Anlaß war ein FAZ-Artikel, in dem er "mit Entzücken" das vermißte Fräulein wiederfand. Ich teilte sein Entzücken ganz und gar und fragte daher meinerseits in einem Leserbrief an die FAZ höflich an, ob Herr Professor Dr. Maier verheiratet, verwitwet oder geschieden ist, damit ich ihn - sollte ich einmal das Vergnügen haben, ihn persönlich kennenzulernen - korrekt mir "Herrlein" (wie entzückend!) oder "Herr" (wie langweilig!) anreden kann. Zu den feineren Unterscheidungen bzw. spielerischen Zwischentönen stellte sich mir ferner die Frage: Wie rede ich nun Damen und Herren an, die in ein einer mehr oder weniger festen, aber nicht ehelichen Partnerschaft leben? Für sie gelten ja weder "Herrlein" oder "Fräulein", aber doch nicht die seriösen Bezeichnungen "Herr" oder "Frau"! 
Ganz vorrangig, besonders in diesem Kreis, scheint mir aber die Beantwortung der Frage, wie rede ich Pixelpersönlichkeiten an: Hi, Hallo, Hey, hallo Leute? Sehr geehrte Pixelperson, Sehr geehrte Damen und Herren? Sind es denn Damen oder Herren, oder beides oder keines? 
Ich bitte dringend um Aufklärung!
 
 
 
 Donnerstag, August 24, 2000

Pixel-Romeo und Pixel-Julia oder Mails, die ihn nicht erreichten- Regina Berlinghof @ 11:51

 
Lorenzo:   OK, geh nach Haus, sei gut drauf! Sag,
daß du mit Paris einverstanden bist.
Morgen sieh zu, daß du alleine schläfst
und nimm im Bett den neuen Mix.
Trink ihn - dann spürst du, wie es dir kalt
durch alle Adern läuft. Der Puls friert ein,
das Herz hört auf zu schlagen - es war ein Kick zuviel.
In der Leichenhalle wirst Du liegen.
Inzwischen maile ich Romeo her. 
Er wird kommen. Wir beide
wachen an deiner Seite, bis du aufwachst
 

Julia
 
Gib schon, gib her - und red mir nicht von Angst.
 

Julia trinkt den Mix zuhause im Bett.
   

Später:
Lorenzo vor dem Monitor - liest
 
" Return-Path: <postmaster@verona.it>
Delivery-Date: Tue Aug 21 2000 00:00:42 +0100
X-Failed-Recipients: romeo@verona.it
From: Mail Delivery System <Mailer-Daemon@verona.it>
To: lorenzo@verona.it
Subject: Mail delivery failed: returning message to sender
Date: Tue, Aug 21 2000 00:00:42 +0100
This message was created automatically by mail delivery software.
A message that you sent could not be delivered to one or more of its recipients. 
Return message from domain "verona.it": "mail refused. mailbox of recipient full."
 

Messagiero di Verona:

Infolge der Überfüllung einer Mailbox nahmen sich zwei Jugendliche das Leben. Romeo und Julia, deren Eltern die Verbindung der beiden Liebenden ablehnten und das Mädchen drängten, einen begüterten Freund der Familie zu heiraten, nahmen sich das Leben, weil Romeo nicht rechtzeitig erfuhr, daß Julias Selbstmord nur vorgetäuscht war. Seine Freunde, die sich darüber geärgert hatten, daß Romeo sie über seiner neuen Liebe vernachlässigte, hatten ihn spaßeshalber zur Strafe mit Mails zugeschüttet, so daß das zulässige Limit seiner Mailbox überschritten wurde. Die Mail, die ihn über Julias vermeintlichen Selbstmord informieren sollte, wurde nicht zugestellt, sondern vom Postmaster des Netzbetreibers automatisch zurückgesandt. Romeo verschaffte sich Zutritt in die Leichenhalle, fand dort seine "tote" Geliebte und erstach sich. Als Julia aus ihrem Todesschlaf aufwachte und den toten Romeo zu ihren Füßen fand, nahm sie das Messer und erstach sich selbst.

Trauer und Leid der Familienangehörigen und Freunde sind unermeßlich. 
 
 
 
 Montag, August 21, 2000

Murmansk - Wollte die russische Regierung überhaupt Überlebende?- Regina Berlinghof @ 18:49 

 

Das Verhalten des russischen Militärs und der Regierung bei der Rettung der eingeschlossenen Seeleute in Murmansk ist so gespenstisch, daß man ihre Politik der Zeitverzögerung nicht mehr allein auf das Konto "Rettung von Militärgeheimnissen vor Menschen" buchen kann. 

Erst wies man alle ausländische Hilfe ab. Dann ließ man das britische Rettungs-Uboot nur widerwillig und auf Umwegen kommen. Das Boot, das zwar nach Norwegen geflogen werden konnte, mußte nach Willen der Russen den langen Umweg über See nehmen. Als es am Samstag eintraf, ließ man es nicht zum Havarieboot herunter. Erst mußten die norwegischen Tiefseetaucher "Bestandsaufnahme" machen. Als ob das nicht schon in den Tagen zuvor hätte geschehen können. Jetzt lassen sie die "fremden Taucher" nicht ins Schiff: Sie hätten nicht die Lizenz zum Bergen von Toten - nur zum Retten von Lebenden. (Bericht von CNN)
 

Genau diese Rettung von Lebenden schien die russische Regierung auf jeden Fall vermeiden zu wollen. Fürchtete sie die Zeugnisse und Aussagen von Überlebenden? Was ist dort tatsächlich passiert?


 
 Mittwoch, August 16, 2000

NPD und Gewalt als "normale völkische Reaktion"- Regina Berlinghof @ 21:50 
Mein Beitrag vom 3. August.
Der Artikel der NPD, in der Gewalt gegen Ausländer als "normale völkische Reaktion" dargestellt wird, hat mir keine Ruhe gelassen. Gestern stand er noch immer bei "aktuelles" auf der Parteihomepage. Es sind Worte des Parteivorsitzenden Udo Voigt.
Gestern habe ich per Brief Strafanzeige wegen Volksverhetzung bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft gestellt. Gegen die Partei und gegen den Parteivorsitzenden.

"Zwar ruft die Partei nicht direkt zu Gewalttaten gegen Ausländer auf. Aber die Tatsache, daß eine Partei - noch dazu durch den Mund ihres Vorsitzenden - Gewalttaten als "völkische Reaktion" rechtfertigt bzw. entschuldigt, gibt all jenen Ausländerfeinden und Gewaltbereiten jenes "gute Gewissen", das aus Ressentiment geladenen Menschen Täter macht. Volksverhetzung liegt auch darin, daß nicht die Opfer, sondern die Täter aus "völkischen" Gründen verteidigt werden. "Völkische" Gründe werden mit den Weihen der Notwehr oder des Notstand versehen. Gewalt wird darum zugelassen: und zwar nur solche Gewalt, die sich gegen Ausländer richtet. Ausländer werden somit zum Freiwild erklärt, gegen die sich "völkischer" Unmut, Haß und Ressentiments entladen dürfen.
Das ist ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz und erfüllt den Tatbestand der Volksverhetzung."
 
 
 Montag, August 14, 2000

Rocket Day - The Birth of eBooks- Regina Berlinghof @ 23:55 
Ab geht die Rakete mit kostbarer Fracht: einem Roman und einem Geschichtenband! "Mirjam" ist das Onlineleben schon vertraut. Vor fünf Jahren, genauer, am 8. Oktober 1995, kam sie als erster deutschsprachiger Komplettroman unter www.literatur.de auf die Welt. Geburtshelfer war Germanynet. "So ein dicker Roman online im Netz lesen?" Vor Stephen Kings Frontalangriff auf die Verlegerhoheit waren die Reaktionen eher skeptisch bis ablehnend. Außerdem gab es harsche Kritik vom Literaturbetrieb (Frankfurter Römerberggespräche): Literatur und Computerwelt gingen nicht zusammen, im WEB siege die Technik über die Kunst. Ähnliche Argumente hatte ich schon gehört, als ich mir 1986 meinen ersten PC zulegte, um leichter meine Ideen aufschreiben bzw. meine handschriftlichen Aufzeichnungen abschreiben zu können (mit dem Laptop vor allem draußen auf der Terrasse, ohne die Nachbarn zu stören!). Die Unkenrufe einiger Technikfeinde fanden dann Eingang in der Geschichte von Vojko Trutzkij, die heute in der Rakete mitreist.
Immerhin hat "Mirjam (= Maria Magdalena und Jesus ) im WEB Leser gefunden, die mit positiven bis überschwenglichen eMails auf den Roman reagierten. Nur eine Studentin aus Jena oder Chemnitz (leider ging mir diese Mail verloren) beschimpfte mein Machwerk und wünschte mir, daß es keinen einzigen Leser finden möge! Nun, die Leser haben anders entschieden. Und nach einem Jahr meldete sich auch ein Verleger, der zur einer zweiten Geburt handfest auf Erden verhalf. Mirjam konnte 1997 als Hardcoverbuch erscheinen.

Letztes Jahr kam dann wieder eine Neuerung: Ich hatte ein paar Geschichten geschrieben, eine war auch in einer Anthologie erschienen, die anderen erblickten wie Mirjam im WEB das Licht der Welt. Einige Monate zuvor war LIBRI mit seinem Projekt "Books on Demand" an die Öffentlichkeit getreten. Da meine Geschichten nicht sonderlich zum bisherigen Verlag paßten, habe ich kurzerhand meinen eigenen Verlag gegründet und sie in dieser neuen Form selbst von der Computerdatei zum Buch gemacht - Umschlaggestaltung, Satz, alles inbegriffen.

Und heute wieder eine Premiere: die Rocket eBooks: Bücher in der Digitalen Bibliothek im Netz. Vorher wieder alle Dateien durchgesehen, umformatiert, korrigiert und auf eine CD gebrannt und an dibi in Hamburg geschickt. Heute habe ich mit einem lachenden und weinenden Auge die bisherigen Mirjam-Dateien von der Homepage genommen, wo der Roman immer noch für Leute mit schmalerem Geldbeutel komplett und kostenlos zu lesen war. Den Roman gibts ja weiterhin zum downloaden, die Wüstengeschichten sind dazu gekommen. Nur der Standort und das Verfahren haben sich geändert. Und warum sollen Autoren für ihre Arbeit nicht auch ein paar Mark bekommen? 
 
 
 Sonntag, August 13, 2000

Die Wandlungen des Herrn Mahler- Regina Berlinghof @ 23:05 
Eben im Fernsehen (Spiegel TV) gesehen, auf der NPD-Homepage nachgelesen: Horst Mahler, der ehemalige radikallinke Rechtsanwalt, Baader-Meinhof nahestehend, ist der NPD beigetreten. Ich glaube es kaum, und dennoch ist es wahr. Und eine Bestätigung dessen, was ich vor dreißig Jahren schon bei Eric Hoffer über den "Fanatiker" nachgelesen habe (damals war der Philosoph natürlich "out", ihn zu erwähnen, zu zitieren kam dem Selbstausschluß aus der menschlichen (= damaligen studentischen) Gemeinschaft gleich. Dem Fanatiker geht es im Grunde nicht um Inhalte - er verrennt sich in eine Idee, möglichst praxisfern, so daß sie nicht überprüfbar, verifizierbar ist. Er mißt seine Ideen nicht anhand der Lebenspraxis, sondern die Lebenspraxis an seiner Idee. Darum ist er für alle Argumente unzugänglich. Intelligenz macht nicht einsichtiger.

Der linke soziale Romantiker biedert sich den Nationalisten an und mutiert zum Nationalsozialisten. Mahlers damaliger Vorwurf gegen die "faschistoide Bundesrepublik" kehrt zu seinem Urheber zurück.
 
 
 
 Samstag, August 05, 2000

Wüstenurlaub 2000 2. Teil: Die Nachbereitung- Regina Berlinghof @ 20:25
Der Winter war so lang, und jetzt sind schon die Kornfelder gelb. Der Sommer scheint vorbeizufliegen, kaum daß er gekommen ist. Der Blick aus der Königsteiner Kleinbahn erinnert an die Sommerlandschaften aus den GroßenSchulferienzeiten: welliges Mittelgebirge, gelbe Felder, grüne Waldhänge. Aber mich trägt der Zug in die Wüste. Zu den rot-gelb-weiß-bunten Felsen im Südwesten der USA, zu den Joshua-Trees, zu Chipmunks, Kojoten und Klapperschlangen. Die beiden großen Gepäckstücke mit Schlafsack und Isomatte habe ich schon gestern abend im Terminal 2 bei British Airways abgegeben. So kann ich mit dem kleinen, aber immer viel zu schweren Handgepäck (wieso muß frau immer eine volle Kosmetiktasche mitschleppen?) gemütlich zum Flughafen fahren - ohne große Taxikosten oder mit der Frage: wo parke ich das Auto während der ganzen Zeit? Wenn der Flug vor 12.00 Uhr mittags startet, kann man sein Gepäck vorher abends ab 19.00 aufgeben. Eine wunderbare Einrichtung: die Zufahrtswege sind leer, ich bekam sogar einen Kurzparkplatz vor dem Terminal - und am Schalter erwartete mich eine freundliche Hosteß. Einchecken ohne Warteschlange! Und Fensterplätze nach London und weiter nach Los Angeles gebucht und bekommen! An diesem Morgen kann ich also direkt zum Abflugsteig gehen, gebe am Postschalter noch einige dringende Briefe auf, die ich am Abend einschließlich der Umsatzsteuermeldung bis nachts um zwei fertig gemacht hatte. Dazu noch letzte eMails verfaßt, die Mailbox auf automatische Beantwortung gesetzt und die Homepage aktualisiert. Schlafen kann ich später im Flugzeug. 

(alle weiteren Tagebaubeiträge  zum Wüstenurlaub sind im Reisetagebuch dieser Homepage zu finden.)
 
 Donnerstag, August 03, 2000

NPD und Gewalt von rechts- Regina Berlinghof @ 23:37 
Die Ausschreitungen gegen Ausländer und solche, die dafür gehalten werden, hauptsächlich begangen von der jugendlichen rechten Straßenszene. Nun will man die NPD verbieten, die die Ressentiments schürt.
Ich habe mir heute zum ersten Mal die Webseite der NPD angeschaut. Ja, sie brandstiftet. Sie erklärt zwar, daß die NPD generell immer erklärt hat, daß sie Gewalt
zur Durchsetzung der poltischen Ziele vehement ablehnt. Aber - Zitat: 
"Wenn Übergriffe auf Fremde in Deutschland stattfinden,
sei das »ganz gewiß eine leidvolle Geschichte, die aber die etablierten
Parteien zu verantworten haben, die hemmungslos weiterhin Zuströme
von Ausländern ins Land lassen, während sie nicht in der Lage sind, das
Recht auf Arbeit für alle Deutschen zu garantieren«. Entsprechend
müsse auch damit gerechnet werden, »daß sich irgendwann ein
Widerstandswille im Volke kundtut«. Das sei »eine normale völkische
Reaktion«, die von der NPD nicht gesteuert werden brauche."

Gewalt gegen Ausländer also als "normale völkische Reaktion". Daß frustrierte arbeitslose Jugendliche, die seit dem Fall der Mauer keinen festen Jugendtreff mehr haben, leicht nach Sündenböcken suchen, zu Ressentiments und Gewalt neigen, vor allem wenn sie sich mit Bier vollaufen lassen, bedarf keiner großen psychologischen Erklärung. Daß aber Ausländer an dieser Arbeitslosigkeit schuld sein sollen - ausgerechnet in den neuen Bundesländern, wo es kaum Ausländer gibt - gegen die dann Gewalt als "normal völkische Reaktion" gerechtfertigt wird, das ist eine schlimme Hetzsprache. Eine Legitimierung der Gewalt, die den Schlägern und Hetzern das gute Gewissen gibt, um weiterzumachen. 
Ob es sinnvoll ist, diese Partei tatsächlich zu verbieten, steht auf einem anderen Blatt. Man würde ihre Anhänger zu Märtyrern hochstilisieren und diesem Sumpf vermutlich noch mehr Zulauf verschaffen. 
Die rechte Gewaltszene kann man nur dadurch austrocknen, indem man Menschen ohne berufliche und persönliche Perspektive Respekt und Arbeit gibt, damit sie sich als vollwertige soziale Mitglieder der Gesellschaft fühlen können. Selbstbewußtsein macht toleranter!
 

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