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Meine Beiträge
im:
Tagebau
des Berliner Zimmers
Januar
2001
Samstag, Dezember 30, 2000 |
Gutes Fleisch auf den
Tisch (2)-
Regina
Berlinghof @ 20:23
Als man die
Menschen aus den KZ's und Gulags befreite, vergaß man die Tiere.
Die bevölkerten von nun an dicht an dicht KZ-Hallen und Schlachthöfe.
Man ließ ihnen keinen Platz zum Laufen und Schlafen. Man riß
Mütter und Junge auseinander. Mütter sehnten sich nach ihren
Jungen, die Jungen vermißten etwas, wußten aber nicht was.
Die Menschen
dachten an ihren Vorteil, und wenn einer von den Leiden der Tiere sprach,
lachten sie, sprachen von den egoistischen Genen oder dem Menschen als
Krone der Schöpfung oder zitierten Descartes: Ich denke, also bin
ich. Nach Descartes litten Tiere nicht. Ihr Schreien, Blöken, Heulen
war nichts als das Quietschen einer eingerosteten Tür.
Da geschah,
was alle wußten, aber womit niemand rechnete: ein nicht mehr gebrauchter
Muskel schrumpft, schläft ein, verliert seine Funktionstüchtigkeit.
So geschah es mit den Hirnen der geschundenen Tiere. Wozu brauchten sie
noch ein Hirn, wenn sie nicht mehr selbst jagen oder nach Gras suchen durften?
Wozu ein limbisches System, das die Gefühle (wie bei den Menschen)
reguliert, wenn sie keine Gefühle haben durften?
Wie bei Menschen,
wenn die auferlegten Qualen zu groß werden, verloren sie den Verstand,
flüchteten in die Umnachtung. "Lieber vergessen als leiden".
Die Natur, gütiger
als der Mensch, half ihnen dabei. Nun erntet der Mensch, was er gesät
hat.
Freitag, Dezember 29, 2000 |
Gutes Fleisch auf den
Tisch-
Regina
Berlinghof @ 21:37
Ich schlage
vor, dass in Zukunft Fleisch nur noch in Apotheken verkauft wird. Das löst
die Frage der Gefährdung und Haftung: Zu Risiken und Nebenwirkungen
lesen Sie den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Sonntag, Dezember 24, 2000 |
Frohe Weihnachten allen
Tagebauern und -lesern!-
Regina
Berlinghof
@ 18:21
Im Lächeln
deiner Augen fand ich sie -
Die Liebe, das
Leben und den Tod.
Die Liebe aber
weiß
Leben und Tod
sind eines -
Das Geschenk
ewigen Wechsels
Vom Sein zum
Nichts, vom Nichts zum Sein.
An der Quelle
reinen Lebens
Traf ich sie
- Jesus, Hafis, Buddha, Lao Tse.
Und in dem Fels,
aus dem der Quell entsprungen,
Tanzen Teilchen,
Quarks, Photonen.
Im Augenblick
des Feuerfunkens
Schaffst du
Raum und Zeit.
In deinen Armen,
Leib in Leib,
Sterb ich einen
Tod.
Wo Ich noch
war,
Sind zwei und
eins zugleich.
Arm in Arm,
Leib in Leib,
Erwachen wir
zur Neugeburt.
Freitag, Dezember 22, 2000 |
Die Weihnachtsgeschichte
der Kardinäle-
Regina
Berlinghof @ 22:29
Es begab sich
aber zu der Zeit, als Kardinal Ratzinger die Europa und die westliche Welt
zu Gott und zur katholischen Kirche zurückführen wollte. Da begehrte
ein alt gedienter Priester gegen Zölibat und Gehorsam auf und lebte
in bayerischen Arget im Angesicht der ganzen Gemeinde mit einer Frau in
Liebe zusammen. Die Gemeinde hielt zu dem Paar. Da das der Kardinal Wetter
in München hörte, erschrak er und mit ihm alle Oberen. Da erließ
er das Gebot, daß alle Priester und Mitarbeiter der Kirche ein erweitertes
Glaubens- und Gehorsamsgebot beschwören und ihren Verstand für
immer an die Kirche abtreten sollten:
Erster Artikel:
"Fest glaube ich auch alles, was im geschriebenen oder überlieferten
Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche als von Gott geoffenbart zu
glauben vorgelegt wird, sei es durch feierliches Urteil, sei es durch das
ordentliche und allgemeine Lehramt."
Zweiter Artiel:
"Mit Festigkeit erkenne ich auch an und halte an allem und jedem fest,
was bezüglich der Lehre des Glaubens und der Sitten von der Kirche
endgültig vorgelegt wird."
Dritter Artikel:
"Außerdem hange ich mit religiösem Gehorsam des Willens und
des Verstandes den Lehren an, die der Papst oder das Bischofskollegium
vorlegen, wenn sie ihr authentisches Lehramt ausüben, auch wenn sie
nicht beabsichtigen, diese in einem endgültigen Akt zu verkünden."
Erläuternd heißt es dazu, daß dieser religiöse Gehorsam
des Willens und des Verstandes
vor allem
gegenüber dem Papst so zu leisten ist, "daß sein oberstes Lehramt
ehrfürchtig anerkannt und den von ihm vorgetragenen Urteilen aufrichtige
Anhänglichkeit gezollt wird."
Und der Kardinal
gebot, daß jeglicher, der nicht diese Gebote beschwor, sein Amt verlieren
und von der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen werden sollte.
Und er drohte allen Amtsinhabern, die öffentlich die Lehren der Kirchen
bezweifelten, daß sie ihre Renten-ansprüche verlieren würden.
Der Gemeinde des sexuell liebenden Priesters aber drohte der Kardinal an,
daß die Kirche alle Gemeindevorstände persönlich haftbar
mache, wenn der "gefallene Priester" mit dem Kirchenvermögen durchbrennen
würde. Da fand das Paar keinen Raum und keine Herberge mehr in der
Gemeinde. Nicht einmal einen Stall.
Gott wies dem
Paar aber den Weg in die Nachbargemeinde, wo sie seitdem in Liebe und Freude
leben.
Dies ist die
Geschichte des Pfarrers von Arget, Willi Glas, der jetzt in Sauerlach lebt.
Dienstag, Dezember 12, 2000 |
Mannomann / Mann gegen
Frau oder Frau gegen Mann-
Regina
Berlinghof @ 23:24
Gestern in der
FAZ. Ein kleiner Kommentar im Wirtschaftsteil, gekennzeichnet hig.:
"...Doch deutlich
höhere Renten erhalten Frauen weder durch das kosmetische Teilen von
Ansprüchen noch durch gnädiges Berücksichtigen von Kindererziehung.
Erst wenn es ihnen gelingt, durch Arbeit ausreichende eigene Ansprüche
zu sichern, wird sich ihr Lebensstandard verbessern...." - Ohne Kommentar.
Die Hervorhebung in Fett ist von mir.
Mercedes-
Regina
Berlinghof @ 23:23
Eine Automarke
feiert heute ihren hundertsten Geburtstag. Der österreichische Teilhaber
und Verkäufer Jellinek nannte die Marke nach seiner Tochter. Was,
wenn er seine Tochter nicht Mercedes genannt, sondern einen anderen Namen
gewählt hätte? Eine Automarke namens Elfriede???
Mittwoch, Dezember 06, 2000 |
Sprache und Taten des
Herrn Putin - 2. Folge-Regina
Berlinghof @ 21:16
Am 23. März
schrieb ich hier über die menschenverachtende Sprache des Herrn Putin.
Damals sprach er im Stil der Stürmersprache von den Tschetschenen
als "Viehzeugs", das man ausmerzen müsse.
Jetzt will er
in Rußland wieder die Stalin-Nationalhymne und die rote Fahne reaktivieren.
Seine Begründung laut FAZ von heute: "Die gesamte Symbolik der Sowjetzeit
abzulehnen bedeute 'daß unsere Mütter und Väter umsonst
gelebt haben, daß ihr Leben unnütz war.'" Man stelle sich die
gleiche Begründung für die Wiedereinführung der Hakenkreuzfahne
und der ersten Strophe des Deutschlandsliedes vor!
Vor allem aber:
Für wen und was haben die Menschen in der Sowjetrepublik eigentlich
gelebt? Nur für Stalin, nur für die Sowjetunion? Nur für
die Partei? Nur für den KGB, dessen Denken in Putin Hirn offensichtlich
immer noch virulent ist? Aber in der Vorstellungswelt des Herrn Putin hat
der einzelne offensichtlich immer noch kein Lebens- und Menschenrecht,
genausowenig wie er den Provinzregierungen jegliche Eigenständigkeit
absprach und wegnahm! Wer nicht für den Staat lebt, ist unnütz.
Und mit Putin bricht die sowjetische Restauration wieder an. Herrliche
Zeiten, die auf die Russen und die Welt zukommen!
Mittwoch, November 22, 2000 |
Bomben und Raketen - und
ein kleines Café-
Regina
Berlinghof @ 22:16
Als die Israelis
den Libanon verließen, glaubten sie, den Krieg verlassen zu haben.
Nun ist er zurückgekehrt. Ins eigene Kernland. Arik Sharons Gang über
den Tempelberg hat Minen losgetreten. Heute die Bombe in Hadera. Ein kleines
Städtchen im grünen Sharon. Vom Kibbuz fuhren wir nach Hadera,
wenn uns die Sehnsucht nach Kuchen packte. In dem kleinen Café am
Busbahnhof (wo heute die Bombe losging) gab es Apfel- und Käsekuchen
wie zuhause. Ex-deutsche oder ex-österreichische Juden führten
das Café. Ein Schritt, und man kehrte aus heißen mediterranen
Gefilden nach Mitteleuropa zurück.
Aber vom Kibbuz
aus sah man die Berge Samarias, Shomrons. Dort lebten die Araber. Tulkarem
lag am Ende der Landstraße. Ging überhaupt ein Bus dorthin?
Die Autos, die kleinen Fracht-Pkws mit den Sitzen für die Hitchhiker
auf der Ladefläche, fuhren in die Kibbuzim und Moshavim. Es gab keinen
Kontakt mit den arabischen Nachbarn, vier Jahre nach dem Sechstagekrieg.
Es gab auch noch keine "Siedlungen" in den besetzten Gebieten. Damals betrachtete
die Mehrzahl der Israelis die Gebiete als Faustpfand für die diplomatische
Anerkennung und den Frieden. Man wollte sie zurückgeben. Nur Jerusalem
war tabu.
Aber mit dem
Essen wächst der Appetit. Der Satz gilt auch für Politiker und
Völker. Und die Wahnsinnigen auf beiden Seiten sprechen mit ihren
Bomben und Raketen.
Montag, November 06, 2000 |
Trauer um Stephen Runciman
und die Aktualität seiner Geschichte der Kreuzzüge-
Regina
Berlinghof @ 00:05
Wieder ein Tod,
wieder ein Abschied. Letzte Woche starb Sir Stephen Runciman, der britische
Historiker. Ich habe vor Jahren seine dreibändige "Geschichte der
Kreuzzüge" mehrfach gelesen. Ein wisssenschaftliches Werk, aber nach
angelsächsischer Manier in einer flüssigen und lebhaften Sprache
geschrieben und immer noch sehr lesbar. Vor einigen Jahren brachte dtv
die Taschenbuchausgabe heraus. Für mich war das Besondere an diesem
Geschichtswerk seine überraschende Aktualität. Runciman beschränkt
sich in seiner Darstellung und bei der Zitierung von Quellen streng auf
die Zeit der Kreuzzüge. Aber immer wieder sieht man auch die Bezüge
zur heutigen Situation im Nahen Osten. Der Konflikt zwischen der einheimischen
arabischen Bevölkerung und den europäischen Eroberern. Damals
die Kreuzritter, heute die Israelis. Die Gründe für die Landnahme
sind ganz verschieden und sind sicher ganz verschieden in ihrer Berechtigung.
Erstaunlich bleibt, wie sich der Clash der Kulturen und der Konflikt immer
wieder erneuert. Die Kreuzritter hielten sich rund 200 Jahre im Land. Kaum
hatte sich die erste Welle der Eroberer/Einwanderer akklimatisiert und
Frieden mit den Einheimischen geschlossen, kam eine neue Welle von Eroberern/Einwanderern,
die von der arabischen Kultur nichts wußte und glaubte, verächtlich
auf die fremde Lebensweise und die Araber herabblicken zu können.
Es waren jedesmal die Neuankömmlinge, die in überheblicher Verblendung
zum Streit und Krieg aufstachelten. In Israel sind es heute oft die "frommen"
Einwanderer aus den USA, die wieder von der alten biblischen Heimat träumen
- und die arabische Realität nicht wahrhaben wollen. Während
sich die Israelis der zweiten und dritten Generation mit den Arabern zu
arrangieren versuchen, schüren die orthodoxen Neusiedler den Konflikt,
besetzen arabisches Neuland, bauen Siedlungen und erheben Ansprüche
auf das ganze "biblische" Land.
Die "Geschichte
der Kreuzzüge" Runcimans kann als Warnung von gestern für heute
gelesen werden. Aber haben die Menschen wirklich je aus der Geschichte
gelernt?
Dienstag, Oktober 31, 2000 |
Gegen Gewalt - egal von
welcher Seite-
Regina
Berlinghof @ 19:49
Das ist keine
Literatur, sondern der Text der zweiten Strafanzeige gegen geistige Brandstifter,
die ich gestern in die Post gegeben habe:
Sie richtet sich
gegen rechte Hetzer im Internet: gegen die NPD, gegen ihren Vorsitzenden
Udo Voigt und gegen Horst Mahler, ehemaliges RAF-Gründungsmitglied,
inzwischen Mitglied der NPD und des "Deutschen Kollegs".
Es geht mir dabei
nicht ums Strafen oder Mundtotmachen, sondern um den Schutz der in diesen
Texten Angegriffenen. Diese Hetzschriften sind ja nicht nur geistige Meinungsäußerung,
sondern politisches Programm, das diese braunen Herren in die Tat umsetzen
wollen.
Die "anständigen
Aufständischen" (wie sie sich nennen) wissen auch auch schon, was
ihre "Notstandsregierung in den ersten 100 Tagen durchführen wird.
Journalisten
und Schriftsteller aufgepaßt: nämlich die
Abschaffung
des Privatrundfunks und -fernsehens. Über zwei staatliche TV-Programme
soll die neue Gleichschaltung (so muß man den Plan wohl nennen) erfolgen.
Zitat:
"DIE DEUTSCHE
KULTURKATASTROPHE AUFHALTEN DURCH...
1.Verbot
schmutziger, schundhafter, gewalttätiger, pornographischer und sittlich
tiefstehender Darstellungen.
2.Einstellung
des kommerziellen Rundfunks.
3.Beschränkung
des Fernsehens auf zwei nationale Programme (für deutsche Volkskultur
und deutsche Hochkultur samt Wissenschaftspflege) und auf je ein Regionalprogramm
für alle deutschen Stammeskulturen; das gleiche gilt für den
Hörfunk.
8.Auflösung
kulturschädlicher Massenanstalten wie Gesamtschulen und Gesamthochschulen.
Zitatende
usw. usw. in
dieser Machart. Victor Klemperer könnte neue Kladden füllen...
("Littera Germanici imperii"). Denn bei Mahler und Co wabert der germanische
Volksgeist. Haben die Herren vielleicht bedacht, daß der oberste
germanische Gott Odin/Wotan ein Auge verloren hatte und einäuigig
seiner Götterdämmerung entgegenschritt? Zwei deutsche Staaten
sind ihm schon nachgefolgt. Der eine mit dem rechten Auge, der andere mit
dem linken. Soll das wirklich das Schicksal der Deutschen sein, die Welt
immer nur aus der einäugigen ideologischen Perspektive zu sehen?
28. Oktober
2000
An die
Staatsanwaltschaft
beim OLG Frankfurt
am Main
Gerichtsstraße
60313 Frankfurt
am Main
Strafanzeige
wegen Volksverhetzung
1. gegen den
Parteivorsitzenden der NPD (Nationaldemokratische Partei) Udo Voigt,
2. gegen die
NPD (Nationaldemokratische Partei)
3. gegen den
Rechtswanwalt Horst Mahler, Mitglied der NPD und des "Deutschen Kollegs"
gleichzeitig
Strafanzeige wegen Beleidigung
4. gegen die
beiden Erstgenannten
Sehr geehrte
Damen und Herren,
zu Punkt 1 +2:
mit Schreiben
vom 15.8. (Kopie anbei) hatte ich Strafanzeige gegen die NPD und ihren
Vorsitzenden, Udo Voigt, erhoben, da Gewaltausschreitungen gegen ausländische
Mitbürger als "normale völkische Reaktion" im Internet dargestellt
wurden.
Die Staatsanwaltschaft
Frankfurt teilte mir in einem Antwortschreiben mit, daß sie keinen
Grund zum Einschreiten sehe. Dem widerspreche ich hiermit entschieden.
Wenn Gewaltausübung als "völkische Reaktion" gegen Nichtdeutsche
als normal (!) bezeichnet werden kann, ist dies eine Herabsetzung der Würde
Nichtdeutscher, die auf diese Weise zum Freiwild erklärt werden.
zu Punkt 4:
In Ergänzung
zur Strafanzeige gegen die Genannten unter 1 und 2, erhebe ich Strafanzeige
wegen Beleidigung.
Ich fühle
mich als Deutsche beleidigt, wenn Gewalt "normale völkische Reaktion",
d.h. doch als normale Reaktion Deutscher dargestellt werden kann. Ich verwahre
mich ausdrücklich gegen die Unterstellung, daß ich als Deutsche
wie selbstverständlich gegen ausländische Mitbürger, Asylsuchende,
Touristen oder Gäste Gewalt ausübe, nur aufgrund der Tatsache,
daß diese keine Deutschen sind. Erstens ist Gewaltausübung hoffentlich
keine normale deutsche Reaktionsweise mehr. Zweitens verstößt
ein Vorgehen gegen Ausländer, nur weil sie Ausländer sind, gegen
das Grundgesetz und sollte damit ebensowenig eine "normale völkische
(=deutsche) Reaktion" sein.
Wenn solche
Äußerungen ohne Ahndung im Internet oder sonstwie öffentlich
publiziert werden können, bin nicht nur ich, sondern ist jeder Deutsche
Staatsbürger beleidigt.
zu Punkt 3:
Im Zuge einer
Fernsehsendung stieß ich auf die Homepage des ehemaligen RAF-Anwalts
und jetzigen NPD-Mitglieds, dessen antisemitische und rassistische Pamphlete
eindeutig den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen (http://www.horst-mahler.de).
Die HTML-Dateien aus dem Internet (kopiert am 26.10.2000) füge ich
als Anlage bei.
Nur einige Zitate
aus dem Aufruf des "Deutschen Kollegs", gleich auf der ersten Seite:
"Das Deutsche
Kolleg verlangt das Verbot der jüdischen Gemeinden
Das Deutsche
Kolleg fordert das Verbot aller vom jüdischen Volksgeist beeinflußten
Vereinigungen und Einrichtungen, weil sie Völkervertreibungen und
Völkermorde unterstützen. In biblischer Zeit waren die Kanaaniter
die Opfer, heute sind es - am gleichen Ort - die Palästinenser.
Der Judaismus
ist eine tödliche Gefahr für die Völker."
Aus Horst Mahlers:
"Thesen über
Juden und Deutschland als geistige Notwehr des deutschen Volkes" publiziert
im Juli 1999 (!)
Im Dritten Reich
erhob sich der Nationalgeist der Deutschen zu dem Versuch, den Nationalgeist
der Juden durch die Verfolgung der jüdischen Menschen zu überwinden.
Das Ergebnis
dieses Versuches konnte keine anderes sein, als die Vollendung des jüdischen
Geistes in der Weltherrschaft des Geldes."
Das ist die Sprache
und der Geist, wie sie im SS-Nazi-Hetzblatt "Der Stürmer" verbreitet
wurden. Daß so etwas heute wieder erscheinen kann, erscheint mir
fast unglaublich. Noch schlimmer finde ich, daß solche Hetzereien
unwidersprochen und ungestraft im öffentlichen Raum stehenbleiben
können. Ich möchte dazu beitragen, daß dieser braune Sumpf
ausgetrocknet wird. Daher meine Strafanzeigen.
Mit freundlichen
Grüßen,
Regina Berlinghof
Kelkheim
"15. August
2000
An die
Staatsanwaltschaft
Frankfurt am Main
Gerichtsstraße
60313 Frankfurt
am Main
Strafanzeige
wegen Volksverhetzung
gegen den Parteivorsitzenden
der NPD (Nationaldemokratische Partei) Udo Voigt
und gegen die
NPD (Nationaldemokratische Partei)
Sehr geehrte
Damen und Herren,
hiermit stelle
ich Strafanzeige gegen Herrn Udo Voigt und die NPD wegen Volksverhetzung.
Auf der Homepage
der NPD (www.npd.net, unter dem Punkt "aktuelles" befindet sich seit dem
5.8. (bis heute) folgende Erklärung des Parteivorsitzenden Voigt zu
den Gewalttaten gegen Ausländer:
"Meldung vom
05.08.2000
NPD-Parteivorstand:
Verbotsgerede nur Sommertheater
Der stellvertretende
Parteivorsitzende, Dr. Eisenecker bezeichnete die derzeitige Medienkampagne
im ARD-Morgenmazin als Sommertheater. Der promovierte Rechtsanwalt ist
sich sicher: »Es wird auf gar keinen Fall zu einem Verbotsverfahren
kommen«. Er habe vielmehr »den Eindruck, hier wird eine Thematik
hochstilisiert, die ein Sommerloch füllen soll«. Zum anderen
sei es »Niederschlag der Verärgerung mancher Politiker, daß
die NPD vor allem unter der jungen Generation Zulauf hat«. Auch der
Parteivorsitzende Udo Voigt glaubt nicht an die Ernsthaftigkeit der Verbotsdiskussion.
»Im 36. Jahr der NPD ist dieses eine propagandistische, populistische
Forderung, wie sie viele Innenminister schon mal draufhatten. Damit ist
noch keiner durchgekommen«, sagte der Diplom-Politiologe gegenüber
der linken tageszeitung.»Wir sehen diesem Verbot natürlich ganz
locker entgegen«. Gleichzeitig sprach sich Udo Voigt erneut gegen
Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Forderungen aus: »Die
NPD hat generell immer erklärt, daß sie Gewalt zur Durchsetzung
der poltischen
Ziele vehement ablehnt. Und wer eine derartige Politik betreiben möchte,
dessen Platz ist nicht in der NPD, und der wird auch von den entsprechenden
Ordnungsverfahren der Partei heimgesucht«. Wenn Übergriffe auf
Fremde in Deutschland stattfinden, sei das »ganz gewiß eine
leidvolle Geschichte, die aber die etablierten Parteien zu ver- antworten
haben, die hemmungslos weiterhin Zuströme von Ausländern ins
Land lassen, während sie nicht in der Lage sind, das Recht auf Arbeit
für alle Deutschen zu
garantieren«.
Entsprechend müsse auch damit gerechnet werden, »daß sich
irgendwann ein Widerstandswille im Volke kundtut«. Das sei »eine
normale völkische Reaktion«, die von der NPD nicht gesteuert
werden brauche."
Zwar ruft die
Partei nicht direkt zu Gewalttaten gegen Ausländer auf. Aber die Tatsache,
daß eine Partei - noch dazu durch den Mund ihres Vorsitzenden - Gewalttaten
als "völkische Reaktion" rechtfertigt bzw. entschuldigt, gibt all
jenen Ausländerfeinden und Gewaltbereiten jenes "gute Gewissen", das
aus Ressentiment geladenen Menschen Täter macht. Volksverhetzung liegt
auch darin, daß nicht die Opfer, sondern die Täter aus "völkischen"
Gründen verteidigt werden. "Völkische" Gründe werden mit
den Weihen der Notwehr oder des Notstand versehen. Gewalt wird darum zugelassen:
und zwar nur solche Gewalt, die sich gegen Ausländer richtet. Ausländer
werden somit zum Freiwild erklärt, gegen die sich "völkischer"
Unmut, Haß und Ressentiments entladen dürfen. Das ist ein klarer
Verstoß gegen das Grundgesetz und erfüllt den Tatbestand der
Volksverhetzung.
Mit freundlichen
Grüßen,
Regina Berlinghof
Kelkheim
Dienstag, Oktober 31, 2000 |
Ich muss kotzen-
Burkhard
@ 22:20
Der Mann
mit dem silbernen Rauschebart sitzt in einer Bibliothek, vor alten Lederbänden
und liest in der "taz". Über den Zeitungsrand hinweg lächelt
er in die Kamera. Früher mal war er linksaussen, jetzt hetzt er von
rechts.
Auszüge
aus dem von Regina weiter unten zitierten Pamphlet:
"jeder Rauschgiftbesitzer
wird dann mit militärischen Mitteln bekämpft, falls er die Bedingungen
für den Kombattantenstatus erfüllt; andernfalls wird er standrechtlich
erschossen"
"Verbot der Ideologie
der Menschlichkeit"
Weiteren Forderungen:
Verbot der Englischen Sprache für Deutsche Wissenschaftler, Rausschmiss
aller Ausländer und Sperrung Deutscher Strassen für ausländische
Autos.
Regina, ich
wünsche Dir viel Erfolg mit Deiner Strafanzeige!
...und die URL
für diese Schundseite gebe ich hier nicht an, sie steht aber
weiter unten in Reginas Klagebegründung.
Kommentare
(1)
Message Added:
Re: Ich muss kotzen
The following
information was added to the message board:
Name: Regina
E-Mail: mail@regina-berlinghof.de
Subject: Re:
Ich muss kotzen
Comments:
:
: Auszüge
aus dem von Regina genannten Pamphlet:
: "jeder Rauschgiftbesitzer
wird dann mit militärischen Mitteln bekämpft, falls er die Bedingungen
für den Kombattantenstatus erfüllt; andernfalls wird er standrechtlich
erschossen"
:
:
: "Verbot der
Ideologie der Menschlichkeit"
: Weiteren Forderungen:
Verbot der Englischen Sprache für Deutsche Wissenschaftler, Rausschmiss
aller Ausländer und Sperrung Deutscher Strassen für ausländische
Autos.
Lieber Burkhard,
vielen Dank
für Deine deutlichen Worte! Ich kann nur hoffen, daß sich andere
auch aufraffen und ebenfalls Strafanzeige stellen!
Denn mit einer
Verurteilung werden diesen Leuten erstens ihre Hetzereien verboten, zweitens
hätte man handfeste Grundlage zum Verbot der NPD.
Herzliche Grüße,
Regina
Added on Date:
10/31/00
Host: 62.224.88.200
Donnerstag, Oktober 26, 2000 |
Thema: Internet
und Psychoanalyse:
Auf der Couch-
Regina
Berlinghof @ 12:48
Ich bin so deprimiert. Ich weiß nicht, warum...
Lassen Sie Ihre Assoziationen einfach frei fließen!
Was fällt Ihnen gerade ein?
Ich habe für einen eMail Newsletter vor der Buchmesse
meinen Namen und die Standnummer meines YinYang Media Verlages mitgeteilt.
Und da der Verleger, mit dem ich den Stand teile, im Urlaub war, hatte
ich seinen Namen und seinen Verlag gleich mit aufgeführt. Und was
stand in dem eMail-Rundbrief:
"Regina Berlinghof und Matthias Brockmann finden Sie beim
rubino-verlag in Halle 6.0, Stand B 136." Mein Verlag total unterschlagen.
Und ich selbst genannt sozusagen als Juniorpartnerin oder Angestellte des
anderen Verlages. Wie ist das nur möglich!
Was erwarten Sie denn? Sie haben als Frau gehandelt
und sind wie eine Frau behandelt worden.
|
Donnerstag, Oktober 19, 2000 |
Buchmesse und Artepreis-
Regina
Berlinghof @ 21:53
Zweiter Tag
Buchmesse. Gestern gleich der Start mit der Preisverleihung an den Tage-bau
als Höhepunkt. Ganz herzliche Glückwünsche und Dank an Sabrina
und Enno, die den Tage-bau ins Leben gerufen haben. Enno, Deine Demonstration
des Tage-baus vor dem Superbildschirm war erstklassig und souverän
- mehr als artereif!
Seit gestern
also zum zweiten Mal als Ausstellerin auf der Buchmesse. Diesmal von Anfang
an mit eigenem Stand, d.h. einem halben Stand. Mein YinYang Media Verlag
teilt sich den Stand mit dem rubino-verlag von Matthias Brockmann. Auch
er ein Autor, der schreibt und verlegt: eigene und fremde Texte. Gemeinsam
sind die Standkosten niedriger - außerdem sind wir beide flexibler.
Wir leisten einander Gesellschaft und können den Stand auch einmal
verlassen und die Bücher der anderen Verlage beschnuppern.
Wir produzieren
beide unsere Bücher mit Libri Books on Demand, die natürlich
auch auf der Buchmesse vertreten sind. Inzwischen bieten sie auch das Publizieren
on Demand von Hardcovers an. Nächstes Jahr sind Farbdrucke auch im
Text möglich. Die Entwicklung geht rasant vorwärts. In Halle
6.3 kann man bei Xerox die Produktionsstraße sehen: vom Einscannen
des Buches oder Manuskripts bis zum fertig gedruckten Buch am anderen Ende.
Die Buchhändler
haben an uns kleinen Verlagen bisher kein großes Interesse gezeigt.
Dafür aber die Leser, die nicht nur Prospekte mitnehmen, sondern auch
Gespräche mit Verlag bzw. Autoren suchen. Freunde und Freundinnen
kommen vorbei - aus der Frankfurter Region und von weiter her. Endlich
ein Wiedersehen! Manche Besucher bieten ihre Manuskripte an und rufen wehmütige
Reminiszenzen wach - so bin ich auch einmal von Stand zu Stand gezogen!
Hoffnungsfroh, mit dem Bewußtsein, ein wichtiges, schönes, spannendes
und gut geschriebenes Buch verfaßt zu haben, das viele Leser interessieren
wird und für den Verlag zum Segen (auch Geldsegen) wird. Verlage wissen
das angebotene Glück nicht immer zu schätzen. Ich erinnere mich
an Reaktionen von sehr interessiert bis arrogant abschätzig. Das Problem:
es gibt so viele Menschen, die schreiben - und zu wenige Verlage. Das Mißverhältnis
von Überangebot und Wenignachfrage. Trotzdem: So schwer fällt
es doch nicht, ein bißchen freundlich zu sein.
Heute kann man
sich als Autor wenigstens ohne allzu großes finanzielles Risiko selbständig
machen. Die neuen Technologien machen es möglich: Books on Demand,
Rocket eBooks, Texte zum Herunterladen aus dem WEB. Das ist auch der große
Vorteil des Tage-baus: schreiben und veröffentlichen ohne Bevormundung!
Nochmals herzlichen Dank an Sabrina und Enno!
Mittwoch, Oktober 18, 2000 |
Haiku
-
Regina
Berlinghof @ 20:28 (zum Thema "Herbst")
Rot schimmern
Blüten
durchs Gewirr
grüner Zweige,
das erste Herbstlaub.
Donnerstag, Oktober 12, 2000 |
(px8)Lilli
oder Das dritte Auge- Regina
Berlinghof @ 18:36
Ulrich war ein
aufmerksamer Beobachter und Zuhörer. Anfänglich hatte die Party
ihn des Themas wegen gereizt. Als sich die Berichte der Meditationsteilnehmer
und der Nichtteilnehmer ins Banale und Lächerliche verliefen, hatte
er sich innerlich ausgeklinkt und hatte seinen Blick über die Wohnungseinrichtung
seines Bruders schweifen lassen. Er besah sie mit der wachen Neugier und
Aufmerksamkeit dessen, der nach langen Jahren im Ausland die Veränderungen
in der alten Heimat interessiert studiert und Vertrautes und Neues überscharf
registriert. Der offene, weite Raum, in dem sie saßen, war sparsam
mit wenigen, einzeln gewählten Möbeln in schwarz ausgestattet.
Ihre strenge Form wurde durch die weißen Wände und den Glastisch,
um den sie saßen, betont und zugleich - wie darin schwebend - aufgelöst.
Wenn Ulrich seinem Bruder gesagt hätte, daß er die Einrichtung
als typisch deutsch empfand, hätte Gerhard zutiefst beleidigt widersprochen:
sein Haus, und erst recht nicht die Wohnebene (wie er sie nannte) hatte
nichts mit altdeutschem Plüsch, mit gedrechselter Eiche oder mit der
Schrankwandkultur miefiger Spießbürger zu tun. Und trotz oder
gerade wegen der großzügigen Moderne war Gerhards Haus typisch
deutsch, obwohl Ulrich den Finger nicht auf Einzelheiten legen konnte.
Es war mehr der Gesamteindruck: zu perfekt, zu ordentlich, in der Moderne
zu durchgestylt. Die deutsche Gründlichkeit beschränkte sich
nicht mehr auf Sauberkeit und Ordnung von Schrank und Tisch. Sie hatte
sich in die Höhen der Ästhetik und des Raffinements emporgearbeitet
und diese vollständig erobert. Es gab nichts, an dem sich der ästhetische
Schwung der Einrichtung brechen konnte. Alles war makellos, großzügig
und weltläufig aufeinander abgestimmt. Als hätte ein kreativer
Innenarchitekt und Künstler seine Arbeit gerade abgeliefert - und
nur die Menschen in dem fertigen Interieur ausgelassen. Es war die Exaktheit
und strenge Durchführung der einmal gezogenen Linie, die so deutsch
war. Kein abgeschabter gemütlicher Sessel, von dem man sich nicht
trennen mochte. Kein dummer Andenken-Nippes auf einem Sims oder Bord. Keine
vernachlässigte, verstaubte Topfprimel von Tante Elke... - Ulrichs
Blick blieb an einem kleinen bunten Strauß im Vorraum hängen,
der durch den Rundbogen vom "Wohnbereich" aus zu sehen war. Es waren wohl
Rosen darin und Fresien - die anderen Sorten konnte er aus der Ferne nicht
erkennen. Es war auch ganz unwichtig, wie die zusammengebundenen Blumen
hießen. Es war der Strauß selbst, der Ulrichs Aufmerksamkeit
erregte. Denn er explodierte geradezu in flammender Buntheit. In seinem
überquellenden, lebendigen Farbenspiel erinnerte er an einen Bauernstrauß,
in den man wahllos alle auf der Wiese vorhandenen Blumenarten gepflückt
hatte, so daß mit dem Strauß die bunt blühende Wiese selbst
in das Haus gekommen zu sein schien. Nur daß im November die Wiesen
draußen nicht mehr bunt blühten. Jedenfalls nicht in diesen
Breiten. Ulrich war sicher, daß Sonja und Gerhard diesen Strauß
weder gekauft oder gebunden hatten. Vermutlich stand er auch deshalb draußen
im Vorraum. In die so sorgsam gepflegte schwarz-weiße Wohnkultur
paßte er hinein wie ein Trompetenstoß in ein Bergsches Streichquartett.
Einer von den Gästen mußte ihn mitgebracht haben. Ulrich fragte
sich, wer von diesen angepaßt Übermütigen zu einem solchen
Strauß fähig war.
"Wissen Sie,
von wem der Strauß da draußen stammt?" fragte er seine biedere
Nachbarin. Lilli fuhr zusammen, fing an zu stammeln und bekannte sich in
höchster Aufregung schließlich selbst als die Urheberin. Ulrich
war baff.
aus: Wüste,
Liebe und Computer
Kommentare
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Dienstag, Oktober 10, 2000 |
Die staatlich anerkannte
Ehe oder Wo bleibt die Liebe-
Regina
Berlinghof @ 11:06
Ein wunderschönes
Beispiel künftiger ehelicher Liebe und moderner weiblicher Emanzipation
entspinnt die FAZ heute in ihrem Promi-Hofberichterstattungsteil:
"Michael Douglas
pokert hoch und bewahrt seine Millionen". Es geht um die Eheschließung
zwischen den Hollywoodschauspielern Michael Douglas und Catherine Zeta
Jones. Im Vorfeld feilschen sie um die Verteilung oder Nichtverteilung
ihrer Millionen. Sein Vermögen wird auf 150 Millionen Pfund (!) geschätzt.
Dagegen ist sie mit 5 Millionen Pfund pro Film natürlich eine Bettlerin
und muß sehen, wie sie an den großen Topf kommt, ohne selbst
was abzugeben. Im Falle einer Trennung oder Scheidung hat sie bis jetzt
jährlich (!) eine Million Pfund herausgehandelt, darf aber ihre läppischen
Millionen ganz für sich behalten.
Irgendwie stellt
sich mir die Frage: Wen heiraten die beiden eigentlich? Einen Menschen
oder dessen Vermögen? Und warum heiraten sie überhaupt? Bloß
um mit einem staatlich anerkannten Wisch herumzulaufen?
Dagegen ein altmodisches
Zitat aus dem 12. Jahrhundert (wahrlich schon sehr fern). Es schreibt die
zwangsweise zur Nonne und Äbtissin gewordene Heloise an ihren geliebten
Abaelard, Mönch, Abt und Theologieprofessor (wegen ihrer beider Liebe
von ihrem Vormund entmannt):
"Aber noch nicht
genug; ich traue mich kaum es zu sagen, meine Liebe schlug um in Wahnsinn;
sie opferte in hoffnungslosem Verzweifeln das eine einzige Ziel ihrer Sehnsucht.
Ohne Zaudern - Du, Du gabst ja den Befehl - brachte ich mein altes Gewand
und mein altes Herz zum Opfer, um aller Welt zu zeigen, wie ich Dein eigen
sei mit Leib und Seele. Gott ist mein Zeuge, ich habe je und je in Dir
nur Dich gesucht, Dich schlechthin, nicht das Deine, nicht Hab und Gut.
Ein festes Eheband, eine Morgengabe - habe ich je danach gefragt? Du bist
mein Zeuge, nicht meine Lust, nicht mein Wille war je mein Ziel, nein,
nur Deine volle Befriedigung. In dem Namen 'Gattin' hören andere vielleicht
das Hehre, das Dauernde; mir war es immer der Inbegriff aller Süße,
Deine Geliebte zu heißen, ja - bitte zürne nicht! - Deine Schlafbuhle,
Deine Dirne. ... Herr Gott, sei Du mein Zeuge, wenn der Kaiser käme,
der Beherrscher der ganzen Welt sich herabließe, mich zu ehelichen,
wenn er mir dabei die ganze Erde verschriebe und verbriefte zum ewigen
Besitz: ich möchte doch lieber Deine Dirne heißen - und wäre
noch stolz darauf - als seine Kaiserin."
Zitat aus:
Abaelard - Die Leidensgeschichte und der Briefwechsel mit Heloisa, Verlag
Lambert Schneider, Heidelberg, S. 80-81
Freitag, Oktober 06, 2000 |
3. Oktober oder 9. November?
Wider die Verdrängung und die Verdränger-
Regina
Berlinghof @ 21:54
Es geht um den
Termin des "Nationalen Feiertags": 3. Oktober wie bisher oder der 9. November.
Der Politologe und emeritierte Professor Wilhelm
Hennis geht in der FAZ auf die Suche nach einem "mythosfähigen
Feiertag". Das sei einzig und allein der 9. November. "wohlgemerkt der
9. November 1989, an dem eine Woge des Glücks das nationale Herz auf
beiden Seiten der verhaßten Grenze im Einklang schlug. Noch in fünfzig
Jahren werden Menschen ihre persönlichen Erinnerungen an Jüngere
weitergebenkönnen. Aus den vielen Geschichten wird dann ein "Mythos",
ein Geflecht von Geschichten, erzählbar auch ohne den Beistand der
professionellen Historie." Weiter schreibt er: "Sollen wir Deutschen uns
nie mehr solche Geschichten erzählen dürfen? Der 9. November
1989 ist ein fröhlich machender, ein Glück spendender Tag - daß
das Kalenderdatum auch anderes in Erinnerung ruft, ist doch kein Unglück!"
Ich habe diese
Sätze mehrfach gelesen und meinen Augen nicht getraut: "Daß
das Kalenderdatum auch anderes in Erinnerung ruft" - das ist wohl die grandioseste
Verdrängungsleistung, die hier in der FAZ verlautbart wird. Und der
perfideste Aufruf zur bewußten aktiven Verdrängung. Sprachlich,
politisch und historisch. Das "andere", das hier schon gar nicht mehr genannt
wird, sind folgende deutsche 9. Novemberdaten des vergangenen Jahrhunderts:
9. November 1918:
Unterzeichnung des Waffenstillstandes von Compiègne, Beendigung
des 1. Weltkrieges, Kapitulation Deutschlands
9. November
1923: Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle, erster Versuch einer Diktatur
von rechts
9. November
1938 die sogenannte "Reichskristallnacht" - die staatlich veranlaßte
Schändung von Synagogen, die Zerstörung jüdischer Geschäfte
(wo viel Glas und Kristall zu Bruch ging, daher der verhöhnende Name),
massenhafte Verhaftungen von Juden, Abtransporte in die KZs - alles unter
dem Beifall eines großen Teils der "arischen" deutschen Bevölkerung.
Natürlich
sind es nun mehr als fünfzig Jahre seit der Kristallnacht, und es
gibt immer weniger Überlebende und Zeugen, die die Geschichten von
Willkür, Gewalt und Verrat an Jüngere weitererzählen können.
Offensichtlich will sie ja auch keiner mehr hören. Erst Walser, jetzt
Hennis. Während Skins und Schläger im Jahr 2000 Anschläge
auf Synagogen verüben, unterminieren wahrheitsverdrängende Intellektuelle
das kollektive Gedächtnis. Das sind auch Anschläge, meine Herren!
Vor allem wenn Wilhelm Hennis ganz ungeniert von Nutzen und Nachteil spricht
und so die Novembergeschichtstage in einer Kosten/Nutzenrechnung gegeneinander
aufrechnet.
Kann man sich
einen Gedenktag des Glücks vorstellen, der gleichzeitig ein Tag des
Unglücks und des Leidens ist für einen Teil der Bevölkerung?
Oder sind deutsche Juden immer noch keine Deutschen? Vielleicht hätte
Herr Hennis einmal mit ein paar älteren jüdischen Mitbürgen
sprechen und sich ihre Geschichte erzählen lassen sollen. Ob sie,
die Opfer, sich den 9. November als nationalen Gedenktag des Glücks
vorstellen könnten? Man sollte nicht die Täter über die
Erinnerungen an Unrecht und Gewalt entscheiden lassen.
Einen Gedenktag
der Freude schafft man nicht dadurch, daß man einen Gedenktag des
Leides auslöscht. Bei aller Freude, die am 9. November 1989 durchs
Land ging - als Gedenktag der nationalen Freude eignet sich dieser Tag
wahrlich nicht. Der 3. Oktober 1990, der den Fall der Mauer rechtlich besiegelte,
ist dafür bestens geeignet. Und am 9. November bleibt es neben der
Erinnerung an den Fall der Mauer beim Gedenken an unrühmliche deutsche
Geschichtstage - und an das Leid vieler unschuldiger Menschen. Licht und
Schatten auseinanderzuhalten und sich beidem zu stellen, das macht wahres
Gedenken aus.
Mit kleinen Kürzungen
geht dieser Text als Leserbrief an die FAZ.
Dienstag, September 05, 2000 |
Aldisägen-
Regina
Berlinghof @ 19:14
Aldi verblüfft
immer wieder. Letzte oder vorletzte Woche gabs Kreissägen im Angebot.
Diese Woche eine Kapp- und Gehrungssäge, was immer das sei.
Also zwischen
Olivenöl, den Plätzchen für die Computerschulungen, Teebeuteln,
Mandeln, Waschpulver und Toilettenpapier baut sich bei mir der Wunsch auf,
eine Kapp- und Gehrungssäge mein eigen zu nennen. Eine Frau mit Schlagbohrer
bin ich ja schon - hat mir beim Umzug, beim Bau von Regalen und beim nachträglichen
Löcherbohren für Zwischenböden von Billyregalen gut geholfen.
Einen Computer habe ich vor zwei Jahren auch schon abgeschleppt. Ich erinnere
mich an 1988, als ich bei Vobis nach dem Laptop meinen ersten Tower kaufte.
Die Leute standen Schlange, und die großen Scheine gingen ohen große
Beratung über den Tresen - wie bei Aldi, dachte ich damals. Nun, Aldi
übertrifft alle Vorstellungen. Nun warte ich auf das erste Sonderangebot
von LKWs, damit man seinen Einkauf auch mit einer Fuhre nach Hause kommt!
Das Angebot natürlich im Internet zum Downloaden inclusive LKW, der
sich dann per Computer zuhause aufbaut.
Fräuleins, Herrleins
und die Anrede von Pixelpersönlichkeiten-
Regina
Berlinghof @ 19:18
Ein Leserbrief
Professor Dr. Hans Maiers (des ehemaligen bayerischen Kultusministers)
an die FAZ (12.8.2000) wühlt mich mich seit Wochen auf.
Er schrieb:
"mit dem Fräulein verschwindet mehr als eine Konvention, es verschwindet
damit eine Fülle feiner Unterscheidungen, höflicher Umgangsformen,
spielerischer Zwischentöne - kurz ein Stück Kultur". Anlaß
war ein FAZ-Artikel, in dem er "mit Entzücken" das vermißte
Fräulein wiederfand. Ich teilte sein Entzücken ganz und gar und
fragte daher meinerseits in einem Leserbrief an die FAZ höflich an,
ob Herr Professor Dr. Maier verheiratet, verwitwet oder geschieden ist,
damit ich ihn - sollte ich einmal das Vergnügen haben, ihn persönlich
kennenzulernen - korrekt mir "Herrlein" (wie entzückend!) oder "Herr"
(wie langweilig!) anreden kann. Zu den feineren Unterscheidungen bzw. spielerischen
Zwischentönen stellte sich mir ferner die Frage: Wie rede ich nun
Damen und Herren an, die in ein einer mehr oder weniger festen, aber nicht
ehelichen Partnerschaft leben? Für sie gelten ja weder "Herrlein"
oder "Fräulein", aber doch nicht die seriösen Bezeichnungen "Herr"
oder "Frau"!
Ganz vorrangig,
besonders in diesem Kreis, scheint mir aber die Beantwortung der Frage,
wie rede ich Pixelpersönlichkeiten an: Hi, Hallo, Hey, hallo Leute?
Sehr geehrte Pixelperson, Sehr geehrte Damen und Herren? Sind es denn Damen
oder Herren, oder beides oder keines?
Ich bitte dringend
um Aufklärung!
Donnerstag, August 24, 2000 |
Pixel-Romeo und Pixel-Julia oder Mails, die ihn
nicht erreichten-
Regina
Berlinghof @ 11:51
Lorenzo: |
|
OK, geh nach Haus, sei gut drauf!
Sag,
daß du mit Paris einverstanden bist.
Morgen sieh zu, daß du alleine schläfst
und nimm im Bett den neuen Mix.
Trink ihn - dann spürst du, wie es dir kalt
durch alle Adern läuft. Der Puls friert ein,
das Herz hört auf zu schlagen - es war ein Kick
zuviel.
In der Leichenhalle wirst Du liegen.
Inzwischen maile ich Romeo her.
Er wird kommen. Wir beide
wachen an deiner Seite, bis du aufwachst |
|
Julia |
|
Gib schon, gib her - und red mir nicht von Angst. |
|
Julia trinkt den Mix zuhause im Bett. |
|
|
|
Später:
Lorenzo vor dem Monitor - liest |
|
" Return-Path: <postmaster@verona.it>
Delivery-Date: Tue Aug 21 2000 00:00:42 +0100
X-Failed-Recipients: romeo@verona.it
From: Mail Delivery System <Mailer-Daemon@verona.it>
To: lorenzo@verona.it
Subject: Mail delivery failed: returning message to sender
Date: Tue, Aug 21 2000 00:00:42 +0100
This message was created automatically by mail delivery
software.
A message that you sent could not be delivered to one
or more of its recipients.
Return message from domain "verona.it": "mail refused.
mailbox of recipient full." |
|
Messagiero di Verona:
Infolge der Überfüllung einer Mailbox nahmen
sich zwei Jugendliche das Leben. Romeo und Julia, deren Eltern die Verbindung
der beiden Liebenden ablehnten und das Mädchen drängten, einen
begüterten Freund der Familie zu heiraten, nahmen sich das Leben,
weil Romeo nicht rechtzeitig erfuhr, daß Julias Selbstmord nur vorgetäuscht
war. Seine Freunde, die sich darüber geärgert hatten, daß
Romeo sie über seiner neuen Liebe vernachlässigte, hatten ihn
spaßeshalber zur Strafe mit Mails zugeschüttet, so daß
das zulässige Limit seiner Mailbox überschritten wurde. Die Mail,
die ihn über Julias vermeintlichen Selbstmord informieren sollte,
wurde nicht zugestellt, sondern vom Postmaster des Netzbetreibers automatisch
zurückgesandt. Romeo verschaffte sich Zutritt in die Leichenhalle,
fand dort seine "tote" Geliebte und erstach sich. Als Julia aus ihrem Todesschlaf
aufwachte und den toten Romeo zu ihren Füßen fand, nahm sie
das Messer und erstach sich selbst.
Trauer und Leid der Familienangehörigen und Freunde
sind unermeßlich.
Murmansk -
Wollte die russische Regierung überhaupt Überlebende?-
Regina
Berlinghof @ 18:49
Das Verhalten des russischen Militärs und der Regierung
bei der Rettung der eingeschlossenen Seeleute in Murmansk ist so gespenstisch,
daß man ihre Politik der Zeitverzögerung nicht mehr allein auf
das Konto "Rettung von Militärgeheimnissen vor Menschen" buchen kann.
Erst wies man alle ausländische Hilfe ab. Dann ließ
man das britische Rettungs-Uboot nur widerwillig und auf Umwegen kommen.
Das Boot, das zwar nach Norwegen geflogen werden konnte, mußte nach
Willen der Russen den langen Umweg über See nehmen. Als es am Samstag
eintraf, ließ man es nicht zum Havarieboot herunter. Erst mußten
die norwegischen Tiefseetaucher "Bestandsaufnahme" machen. Als ob das nicht
schon in den Tagen zuvor hätte geschehen können. Jetzt lassen
sie die "fremden Taucher" nicht ins Schiff: Sie hätten nicht die Lizenz
zum Bergen von Toten - nur zum Retten von Lebenden. (Bericht von CNN)
Genau diese Rettung von Lebenden schien die russische
Regierung auf jeden Fall vermeiden zu wollen. Fürchtete sie die Zeugnisse
und Aussagen von Überlebenden? Was ist dort tatsächlich passiert? |
Mittwoch, August 16, 2000 |
NPD und Gewalt als "normale
völkische
Reaktion"-
Regina
Berlinghof @ 21:50
Mein Beitrag
vom 3. August.
Der Artikel
der NPD, in der Gewalt gegen Ausländer als "normale völkische
Reaktion" dargestellt wird, hat mir keine Ruhe gelassen. Gestern stand
er noch immer bei "aktuelles" auf der Parteihomepage. Es sind Worte des
Parteivorsitzenden Udo Voigt.
Gestern habe
ich per Brief Strafanzeige wegen Volksverhetzung bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft
gestellt. Gegen die Partei und gegen den Parteivorsitzenden.
"Zwar ruft die
Partei nicht direkt zu Gewalttaten gegen Ausländer auf. Aber die Tatsache,
daß eine Partei - noch dazu durch den Mund ihres Vorsitzenden - Gewalttaten
als "völkische Reaktion" rechtfertigt bzw. entschuldigt, gibt all
jenen Ausländerfeinden und Gewaltbereiten jenes "gute Gewissen", das
aus Ressentiment geladenen Menschen Täter macht. Volksverhetzung liegt
auch darin, daß nicht die Opfer, sondern die Täter aus "völkischen"
Gründen verteidigt werden. "Völkische" Gründe werden mit
den Weihen der Notwehr oder des Notstand versehen. Gewalt wird darum zugelassen:
und zwar nur solche Gewalt, die sich gegen Ausländer richtet. Ausländer
werden somit zum Freiwild erklärt, gegen die sich "völkischer"
Unmut, Haß und Ressentiments entladen dürfen.
Das ist ein
klarer Verstoß gegen das Grundgesetz und erfüllt den Tatbestand
der Volksverhetzung."
Rocket Day - The Birth of eBooks-
Regina
Berlinghof @ 23:55
Ab geht die
Rakete mit kostbarer Fracht: einem Roman und einem Geschichtenband! "Mirjam"
ist das Onlineleben schon vertraut. Vor fünf Jahren, genauer, am 8.
Oktober 1995, kam sie als erster deutschsprachiger Komplettroman unter
www.literatur.de auf die Welt. Geburtshelfer war Germanynet. "So ein dicker
Roman online im Netz lesen?" Vor Stephen Kings Frontalangriff auf die Verlegerhoheit
waren die Reaktionen eher skeptisch bis ablehnend. Außerdem gab es
harsche Kritik vom Literaturbetrieb (Frankfurter Römerberggespräche):
Literatur und Computerwelt gingen nicht zusammen, im WEB siege die Technik
über die Kunst. Ähnliche Argumente hatte ich schon gehört,
als ich mir 1986 meinen ersten PC zulegte, um leichter meine Ideen aufschreiben
bzw. meine handschriftlichen Aufzeichnungen abschreiben zu können
(mit dem Laptop vor allem draußen auf der Terrasse, ohne die Nachbarn
zu stören!). Die Unkenrufe einiger Technikfeinde fanden dann Eingang
in der Geschichte von Vojko Trutzkij, die heute in der Rakete mitreist.
Immerhin hat
"Mirjam (= Maria Magdalena und Jesus ) im WEB Leser gefunden, die mit positiven
bis überschwenglichen eMails auf den Roman reagierten. Nur eine Studentin
aus Jena oder Chemnitz (leider ging mir diese Mail verloren) beschimpfte
mein Machwerk und wünschte mir, daß es keinen einzigen Leser
finden möge! Nun, die Leser haben anders entschieden. Und nach einem
Jahr meldete sich auch ein Verleger, der zur einer zweiten Geburt handfest
auf Erden verhalf. Mirjam konnte 1997 als Hardcoverbuch erscheinen.
Letztes Jahr
kam dann wieder eine Neuerung: Ich hatte ein paar Geschichten geschrieben,
eine war auch in einer Anthologie erschienen, die anderen erblickten wie
Mirjam im WEB das Licht der Welt. Einige Monate zuvor war LIBRI mit seinem
Projekt "Books on Demand" an die Öffentlichkeit getreten. Da meine
Geschichten nicht sonderlich zum bisherigen Verlag paßten, habe ich
kurzerhand meinen eigenen Verlag gegründet und sie in dieser neuen
Form selbst von der Computerdatei zum Buch gemacht - Umschlaggestaltung,
Satz, alles inbegriffen.
Und heute wieder
eine Premiere: die Rocket eBooks: Bücher in der Digitalen Bibliothek
im Netz. Vorher wieder alle Dateien durchgesehen, umformatiert, korrigiert
und auf eine CD gebrannt und an dibi in Hamburg geschickt. Heute habe ich
mit einem lachenden und weinenden Auge die bisherigen Mirjam-Dateien von
der Homepage genommen, wo der Roman immer noch für Leute mit schmalerem
Geldbeutel komplett und kostenlos zu lesen war. Den Roman gibts ja weiterhin
zum downloaden, die Wüstengeschichten sind dazu gekommen. Nur der
Standort und das Verfahren haben sich geändert. Und warum sollen Autoren
für ihre Arbeit nicht auch ein paar Mark bekommen?
Die Wandlungen
des Herrn Mahler- Regina
Berlinghof @ 23:05
Eben im Fernsehen
(Spiegel TV) gesehen, auf der NPD-Homepage nachgelesen: Horst Mahler, der
ehemalige radikallinke Rechtsanwalt, Baader-Meinhof nahestehend, ist der
NPD beigetreten. Ich glaube es kaum, und dennoch ist es wahr. Und eine
Bestätigung dessen, was ich vor dreißig Jahren schon bei Eric
Hoffer über den "Fanatiker" nachgelesen habe (damals war der Philosoph
natürlich "out", ihn zu erwähnen, zu zitieren kam dem Selbstausschluß
aus der menschlichen (= damaligen studentischen) Gemeinschaft gleich. Dem
Fanatiker geht es im Grunde nicht um Inhalte - er verrennt sich in eine
Idee, möglichst praxisfern, so daß sie nicht überprüfbar,
verifizierbar ist. Er mißt seine Ideen nicht anhand der Lebenspraxis,
sondern die Lebenspraxis an seiner Idee. Darum ist er für alle Argumente
unzugänglich. Intelligenz macht nicht einsichtiger.
Der linke soziale
Romantiker biedert sich den Nationalisten an und mutiert zum Nationalsozialisten.
Mahlers damaliger Vorwurf gegen die "faschistoide Bundesrepublik" kehrt
zu seinem Urheber zurück.
Wüstenurlaub
2000 2. Teil: Die Nachbereitung- Regina
Berlinghof @ 20:25
Der Winter war so lang, und jetzt sind schon die Kornfelder
gelb. Der Sommer scheint vorbeizufliegen, kaum daß er gekommen ist.
Der Blick aus der Königsteiner Kleinbahn erinnert an die Sommerlandschaften
aus den GroßenSchulferienzeiten: welliges Mittelgebirge, gelbe Felder,
grüne Waldhänge. Aber mich trägt der Zug in die Wüste.
Zu den rot-gelb-weiß-bunten Felsen im Südwesten der USA, zu
den Joshua-Trees, zu Chipmunks, Kojoten und Klapperschlangen. Die beiden
großen Gepäckstücke mit Schlafsack und Isomatte habe ich
schon gestern abend im Terminal 2 bei British Airways abgegeben. So kann
ich mit dem kleinen, aber immer viel zu schweren Handgepäck (wieso
muß frau immer eine volle Kosmetiktasche mitschleppen?) gemütlich
zum Flughafen fahren - ohne große Taxikosten oder mit der Frage:
wo parke ich das Auto während der ganzen Zeit? Wenn der Flug vor 12.00
Uhr mittags startet, kann man sein Gepäck vorher abends ab 19.00 aufgeben.
Eine wunderbare Einrichtung: die Zufahrtswege sind leer, ich bekam sogar
einen Kurzparkplatz vor dem Terminal - und am Schalter erwartete mich eine
freundliche Hosteß. Einchecken ohne Warteschlange! Und Fensterplätze
nach London und weiter nach Los Angeles gebucht und bekommen! An diesem
Morgen kann ich also direkt zum Abflugsteig gehen, gebe am Postschalter
noch einige dringende Briefe auf, die ich am Abend einschließlich
der Umsatzsteuermeldung bis nachts um zwei fertig gemacht hatte. Dazu noch
letzte eMails verfaßt, die Mailbox auf automatische Beantwortung
gesetzt und die Homepage aktualisiert. Schlafen kann ich später im
Flugzeug.
(alle weiteren Tagebaubeiträge zum Wüstenurlaub
sind im Reisetagebuch
dieser Homepage zu finden.)
Donnerstag, August 03, 2000 |
NPD und Gewalt
von rechts- Regina
Berlinghof @ 23:37
Die Ausschreitungen
gegen Ausländer und solche, die dafür gehalten werden, hauptsächlich
begangen von der jugendlichen rechten Straßenszene. Nun will man
die NPD verbieten, die die Ressentiments schürt.
Ich habe mir
heute zum ersten Mal die Webseite der NPD angeschaut. Ja, sie brandstiftet.
Sie erklärt zwar, daß die NPD generell immer erklärt hat,
daß sie Gewalt
zur Durchsetzung
der poltischen Ziele vehement ablehnt. Aber - Zitat:
"Wenn Übergriffe
auf Fremde in Deutschland stattfinden,
sei das »ganz
gewiß eine leidvolle Geschichte, die aber die etablierten
Parteien zu
verantworten haben, die hemmungslos weiterhin Zuströme
von Ausländern
ins Land lassen, während sie nicht in der Lage sind, das
Recht auf Arbeit
für alle Deutschen zu garantieren«. Entsprechend
müsse auch
damit gerechnet werden, »daß sich irgendwann ein
Widerstandswille
im Volke kundtut«. Das sei »eine normale völkische
Reaktion«,
die von der NPD nicht gesteuert werden brauche."
Gewalt gegen
Ausländer also als "normale völkische Reaktion". Daß frustrierte
arbeitslose Jugendliche, die seit dem Fall der Mauer keinen festen Jugendtreff
mehr haben, leicht nach Sündenböcken suchen, zu Ressentiments
und Gewalt neigen, vor allem wenn sie sich mit Bier vollaufen lassen, bedarf
keiner großen psychologischen Erklärung. Daß aber Ausländer
an dieser Arbeitslosigkeit schuld sein sollen - ausgerechnet in den neuen
Bundesländern, wo es kaum Ausländer gibt - gegen die dann Gewalt
als "normal völkische Reaktion" gerechtfertigt wird, das ist eine
schlimme Hetzsprache. Eine Legitimierung der Gewalt, die den Schlägern
und Hetzern das gute Gewissen gibt, um weiterzumachen.
Ob es sinnvoll
ist, diese Partei tatsächlich zu verbieten, steht auf einem anderen
Blatt. Man würde ihre Anhänger zu Märtyrern hochstilisieren
und diesem Sumpf vermutlich noch mehr Zulauf verschaffen.
Die rechte Gewaltszene
kann man nur dadurch austrocknen, indem man Menschen ohne berufliche und
persönliche Perspektive Respekt und Arbeit gibt, damit sie sich als
vollwertige soziale Mitglieder der Gesellschaft fühlen können.
Selbstbewußtsein macht toleranter!
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