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Meine Beiträge im:
Tagebau des Berliner Zimmers
 

Mai 2000



 Mittwoch, Mai 31, 2000

Wo ich gewohnt habe - Ergänzendes zu Rami (vom 31.5.  - Generalabrechnung Paderborn) - Regina Berlinghof @ 11:41 
Kairo ist eine schöne Stadt. Sie ist heiß, sie ist laut, sie stinkt von den Abgasen der Autos, die alle Straßen verstopfen. Aber Kairo lebt. 
Ich komme zu einem Kiosk und will mit einer 10-Pfund Note (1975) bezahlen. Der Inhaber kann nicht wechseln. Er lächelt mich an: "Zahlen Sie morgen!" und gibt mir die
10-Pfund Note zurück. Meinen Kauf (ich weiß nicht mehr, was), darf ich mitnehmen. Ich hatte bei ihm noch nie zuvor gekauft. Am nächsten Tag bringe ich ihm den Betrag
in klein.
Ich bin bei einem der Geldwechsler, will 400,- Mark umtauschen (schwarz natürlich). Von dem Betrag konnte ich damals bequem den ganzen Monat lang leben. Er hat
nicht genügend Scheine in der Kasse, muß sich bei Nachbarn aushelfen. Er nimmt meine 400 Mark und verschwindet. Nachdem ich etwa zehn Minuten in seinem Laden
auf ihn warte, beschleicht mich das bange Gefühl, er könnte mit meinem Geld verschwunden sein. Und da ich schwarz getauscht habe, kann ich nicht einmal zur Polizei
gehen. Ich fange an, mich als naive Gans zu beschimpfen - da kommt der Händler zurück. Mit dem ganzen getauschten Geld!
Als ich zu Ostern mit deutschen Freunden zum Ostergottesdienst der Kopten in der großen Kirche gehe, werden wir gastfreundlich wie in Deutschland nur die VIPs
empfangen und in die erste Reihe geleitet. Das gleiche passierte, als ich während des Ramadans mit Freunden aus Deutschland ein Festzelt mit Gesang und Volkstanz
bei der Al-Azhar-Moschee besuchte. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Ägpyter (und auch Jordanier, Beduinen und Palästinenser, die ich kennengelernt habe) ist
überwältigend.
Ich kam mit vielen Leuten in Kontakt. Auch mit den sogenannten "einfachen" Leuten. Gut, daß ich Arabisch gelernt habe. Wenn man erzählt, daß man aus Almaniyya
kommt, kann man aber dann neben den herzlichen Willkommensworten auch folgende Kommentare hören: Hitler kweies. (Hitler war ein guter Mann). Was soll frau dann
sagen? Wo ansetzen? Wo Deutschland schon deshalb gut ist, weil es dort so grün ist. Das ist gleiche Naivität aus der Ferne, die einen sozialistischen Idealisten sein
Erbe dem Vietcong schenken läßt. Die gleiche Naivität, die aus Mao TseTung, Lenin und Stalin göttergleiche Helden auch bei westlichen Intellektuellen machte (die
Abschlachtung von Millionen wurde schlicht ausgeblendet). Selbst PolPot war ja noch lange Zeit ein sozialistischer Held, als seine Methoden und die Killing Fields durch
die Medien schon lange publik waren.

Nachtrag 10 Minuten später: Als ich schon einige Monate in Kairo lebte, war ich eine Woche lang Gast bei der Mutter meines ägyptischen Freundes in Alexandria. Eine
Sommerwohnung an der Corniche. Wunderschöne ruhige Badetage. Kein Lärm. Kein Gestank. Ich fuhr mit dem Zug zurück. Als ich zum Bahnhofsplatz herauskam, und
das Autogehupe und die Benzinabgase mich überfielen, die Menschen sich um mich herumschoben, wußte ich: ich bin zuhause. Ich war glücklich.

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 Dienstag, Mai 30, 2000

Unfehlbarkeit und Gehorsam in West und Ost- Regina Berlinghof @ 20:07 
Hardliner Bischof Dyba greift heute "Donum Vitae" an, weil sie in Sachen Abtreibungsverbot nicht den Weisungen des Papstes folge. 
Da haben wir die Grundpfeiler der katholischen Kirche: Unfehlbarkeit und Gehorsam. Sexualfeindlichkeit und Armutsgebot für Priester (Armut nicht jedoch für die Kirche) sind dagegen fast belanglos. 
Der Papst des Unfehlbarkeitsdogmas und der unbefleckten Empfängnis Mariens, Pius IX., soll dieses Jahr neben Johannes XXIII. selig gesprochen werden. Die beiden Päpste Vatikanischer Konzile könnten gegensätzlicher nicht sein. In der FAZ schrieb Daniel Deckers am Freitag: "Alles spricht dafür, dass aus kirchenpolitischen Gründen der eine nicht selig gesprochen werden kann ohne den anderen." Das kann man auch Salamitaktik nennen: Der eine zurrt fest, der andere lockert ein bißchen - und ist damit schon der liberale Gute. Die Unfehlbarkeit und das Gehorsamsgebot hingegen bleiben unangetastet.

Gehorsam fordert auch Präsident Putin: die Puppe, die ihn bisher in der Satiresendung Kukli (?) dargestellt hat, mußte entfernt werden. Außerdem hat man vor einigen Tagen die Sendestation polizeilich durchsucht. Soviel zu den demokratischen Werten des Herrn Putin, zu denen er sich in alter Sowjetmanier bekennt und in der Praxis einen Dreck drum schert. Gibt es hierzu Proteste im Westen? Oder werden alle Kräfte durch Haider aufgezehrt?

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Vom WEB zum Buch und zu Lesungen- Regina Berlinghof@ 13:14 

 

Tja, wie kommt man als Autor vom Netz zum Buch? 

Sabrina hat in der Berliner Zeitung einen Artikel darüber verfaßt. Ich hätte mir gewünscht, du hättest auch mich und meinen Roman "Mirjam. Maria und Magdalena" in diesem Zusammenhang erwähnt.

Also folgen hier meine Angaben:

Wie kam also mein Roman Mirjam nach einem aufgelösten Verlagsvertrag ins Netz und dann doch zum Buch? Anfang 1995 platzte der Verlagsvertrag mit einem kleinen Frauenbuchverlag wegen zunehmender Differenzen. 

Ich bot anschließend das Manuskript anderen Verlagen an und setzte mir eine Wartefrist von drei Monaten. Da ich im Anwenderservice einer Bank meine Brötchen verdiente, war mir das WEB schon damals ein Begriff. Ich hatte daran gedacht, übers Netz Werbung zu machen. Nun bot sich das WEB als Veröffentlichungsmöglichkeit an. Noch während der Wartezeit berichtete das Hessische Fernsehen über den neuen Onlinedienst GermanyNet in Frankfurt. Die Geschäftsführerin erkannte ich wieder: ich hatte sie einmal zufällig (Was sind Zu-Fälle!!) in einem Elektronikladen getroffen, wo ich Speicherchips kaufen wollte, die der Laden nicht führte. Da sprach sie mich an und bot mir gebrauchte an, die ich dann auch bei einem Besuch bei ihr bekam. Auf meine Anfrage, ob ich meinen Roman bei ihr im Netz veröffentlichen könnte, antwortete sie positiv. Als sich bis August kein Hardcoververlag fand, setzte ich meinen Roman in html um - und lernte auf diese Weise auch gleich diese Sprache kennen, auch Bildbearbeitung und andere WEB-Notwendigkeiten mehr.

Am 8.10.1995 - ein paar Tage vor der Frankfurter Buchmesse - erschien der Roman komplett im WEB: www.literatur.de. Er war damit überhaupt der erste deutschsprachige Roman, der im WEB komplett veröffentlicht wurde! (Falls es vorher Komplettveröffentlichungen von Romanen gegeben hat, bitte ich um Berichtigung.)

Im nächsten Jahr gab es in Frankfurt öffentliche Diskussionen übers WEB und das elektronische Publizieren. Damals vor allem Unkenrufe über den Verfall der Kultur (die Römerberggespräche zu diesem Thema wären heute höchst amüsant nachzulesen). Zu einer Podiumsdiskussion übers elektronische Publizieren war ich mit eingeladen. Die "Kulturträger" waren fast alle dagegen (heute sind sie natürlich im WEB). Aber es gab Zeitungsberichte, das Höchster Kreisblatt berichtete über die Podiumsdiskussion und später über mich und meinen Roman im Netz, der auf eine handliche Ausgabe auf Erden wartete. Kurze Zeit danach rief der Verleger Dietmar Klotz aus Eschborn bei mir an. So konnte Mirjam als Hardcover im April 1997 erscheinen, die zweite Auflage folgte 1998. Reaktionen und Presserezensionen gab es auch. Nachzulesen auf meiner Homepage: www.regina-berlinghof.de/mirjam.htm.

Der Roman steht übrigens immer noch komplett im Netz. Dieses Jahr gibt's also ein fünfjähriges Jubiläum zu feiern. Fürs WEB ist das nicht wenig!

Zum Heutigen:

Heute nachmittag lese ich in Hofheim im Seniorentreff aus "Mirjam" und meinem Geschichtenband "Wüste, Liebe und Computer".

Und gleich als Vorandkündigung, falls jemand zu Pfingsten nach Frankfurt kommt: 

Ich mache mit Shahram Moghaddam, einem jungen persischen Musiker, eine Hafis-Lesung im Frankfurter Palmengarten: "Freunde, die Tage der Rosen sind da" ist das Motto. Shahram hat selbst Original-Hafislieder vertont und trägt sie mit Gitarrenbegleitung vor. Weiteres dazu auf meiner Homepage.

www.regina-berlinghof.de/lesungen.htm
 

 

 
 Samstag, Mai 27, 2000

Dementis- Regina Berlinghof @ 23:54 

 
Muß man wirklich alles dementieren, was in Zeitungen falsch über einen berichtet wird? Jetzt bin ich schon wieder darauf angesprochen worden, ob ich tatsächlich nicht umziehen will, weil ich zu faul bin, meine Bücher zu transportieren. So im Porträt der Frankfurter Rundschau vom 2.12.99: "An Umzug denkt sie nicht, zu krass ist die Vorstellung, all die Bücher zu schleppen." Oder im Kelkheimer Blättchen über die vielen Bücher in der Wohnung, darunter italienische Originalausgaben. 

Also hier, um es klarzustellen:

1. Nachdem ich vor 15 Jahren rund 6000 Bücher zwischen der alten und neuen Wohnung einen Monat lang selbst (!) geschleppt und gefahren habe (auch die Bücherregale selbst aufgebaut bzw. mit Winkelhaken zusammengebohrt und geschraubt), löst die Vorstellung eines neuerlichen Umzugs mit inzwischen 8000 Büchern seufzende Gedanken aus. In diesem Sinn auch im Interview geäußert.
Nichtsdesto trotz würde ich alle Bücher auf der Stelle wieder schleppen und fahren, wenn eine größere Wohnung nicht auch mit größeren Kosten verbunden wäre. Soll ich denn ganztags arbeiten, nur um mir eine Wohnung zu finanzieren? Oder arbeite ich, um genug Zeit zum Schreiben zu haben, also nur halbtags und damit in bescheideneren und engeren Verhältnissen?

2. Ich habe keine original-italienischsprachigen Bücher (nur eine zweisprachige von Manzonis Verlobten). Dafür aber englische, französische, hebräische und arabische im Original (und noch ein paar lateinische aus Schulzeiten). Welche ich davon noch lesen kann, brauche ich ja hier nicht zu erwähnen.
 

Vermutlich ist es völlig iditiosch, solche Dementis abzugeben. Die Nähe zur "Demenz" kommt nicht von ungefähr. 

 

 
 
 
 Freitag, Mai 26, 2000

Gott und Opfern im Tagebau- Regina Berlinghof @ 00:52 

Nach vier Tagen Tagebauabstinenz löst die geballte Lektüre der bisherigen Einträge Assoziationen aus wie:

Warum sollte "Gott weinen, wenn es regnet?" Vielleicht nimmt er nur eine Dusche oder patscht gerne in Pfützen herum. Und warum haben wir zwei Augen, zwei Ohren, zwei Hände, zwei Füße, aber nur einen Mund und eine Nase? Wer sagt, daß alles einer Regel folgen muß? Die Welt ist konkret und nicht abstrakt. Und jedes Ding, jedes Lebewesen ist konkret und einzigartig. Unsere Unfähigkeit, ein Bewußtsein der Materie wahrzunehmen oder eine göttliche Energie hat keine Aussagekraft über ein Bewußtsein des Universums. Wenn alles tot, unbewußt ist - wie kommt dann plötzlich Bewußtheit in Mensch und Tier? Wo liegt die Grenze? Bei den Pflanzen? Da soll es ja auch schon Messungen geben. Bei der "leblosen unbewußten" Materie? Was wissen wir vom Innenleben eines Steines? Eine objektive Aussage ist nicht möglich. Weder im einen, noch im andern Sinn. 

Und noch was zum Opfern - hier ein Zitat aus meiner "Mirjam" (Maria Magdalena und Jesus):
"Die Schüler lehren Jeschuas Liebe. Aber sie sehen überall nur Sünde und Sünder in einer sündhaften Welt. Und weil sie überall, auch in sich selbst, nur Sünde sehen, ist das Schreien nach Erlösung so groß! Seit neuestem lehren sie sogar, daß Jeschua am Kreuz für ihre Schuld gestorben ist und die Sünden der Menschen auf sich genommen hat. Aber welche Sünden? Was ist denn Sünde? Der Mensch irrt und ist in seiner Unwissenheit, die nichts als Liebelosigkeit und Angst ist, zu furchtbaren Greueln fähig. Worin besteht die Sünde eines wilden Tieres, das - in die Ecke getrieben - den Menschen anfällt und tötet, um zu überleben? Man schützt sich vor ihm - aber worin ist es sündhaft, warum muß Gott ihm vergeben? Wer liebt, liebt auch das wilde Tier - und nimmt sich dabei in acht, daß es ihn nicht auffrißt! Sie lehren, daß es Jeschuas göttlicher Auftrag war, am Kreuz für alle Menschen zu sterben. Aber ist denn ein Mensch je dadurch gerechter und besser geworden, weil ein anderer für ihn gestorben ist? Erfährt er dadurch Liebe? Im Gegenteil! Das Maß seiner Schuld verdoppelt sich! Er hat nicht nur gesündigt - ein anderer hat dafür die Schuld auf sich genommen und büßt für ihn freiwillig mit seinem Leben! Steht er dann nicht auf ewig in dessen Schuld? Wie kann ich weiterleben und je wieder Freude empfinden, wenn einer für mich gestorben ist! Wie lange hatte Jeschua unter der Schuld gelitten, weil Jehuda an seiner Stelle gekreuzigt worden war! Welch ungeheure Erwartung lastet nun auf mir, mich dieses Opfers auch wert zu erweisen! Verpflichtet ein solches Opfer nicht dazu, nun doppelt 'gut' und 'liebevoll' zu sein? Wenn ich dann doch wieder 'sündige', bin ich dann nicht ganz und gar verwerflich? Solche Opfer gebieten immer nur weitere Opfer. Nun werden sie ihrem Rav und Maschiach darin nacheifern, ebenso opfern zu können wie er selbst! Sie sind Kinder - und wie Kinder lernen sie durch Nachahmung. Hat Gott sich durch seinen Sohn für die Menschen geopfert - was könnte ihm gefälliger sein, als das Opfer des Menschen für Gott! Darin wird ihre wahre Nachfolge bestehen: im Opfern und nicht in der Liebe. So wie sich der Maschiach für sie geopfert hat, so werden sie sich für den Maschiach opfern! Sie werden ihr Glück, ihre Freude und ihre Körper opfern, weil ihr Meister seinen Körper geopfert hat. Der Rav hat gelitten - also werden auch sie leiden, um ihm näher zu sein.
Sie lehren Jeschuas Liebe - aber von seiner Liebe zu mir wollten sie nichts wissen. Und heute verschweigen sie, daß es unsere Liebe je gegeben hat. Sie lehren eine Religion der Liebe. Es ist eine Liebe, die die Wahrheit leugnet. Was aber ist Liebe ohne Wahrheit? Ich weiß nicht, wohin dies führen wird. Pontius Pilatus hat die Wahrheit nicht geleugnet. Er hat sie gesehen und sein Handeln danach ausgerichtet. Aber er war ohne Liebe. Und was ist Wahrheit ohne Liebe!"
 
 
 
 Donnerstag, Mai 25, 2000

Kulinarisches und weniger Kulinarisches- Regina Berlinghof @ 23:44
Heute abend von Hamburg zurückgekommen. Vier Tage PC-Schulungen gegeben. Meine Nachbarin klingelt vorhin. Sie hat zwei Pakete für mich entgegengenommen, darunter eines aus Essen, von einer Konditorei. "Die Traumtorte". Ich rätsele, wer sich da einen Witz macht, öffne trotzdem das Paket. Unter all dem Styropor ein Brief, dann tatsächlich eine Torte mit einer Zuckeraufschrift : "Alfons verzeiht". - Eine Entschuldigung von der Deutsche Städte Medien GmbH für die Plakate "Alfons stinkt" und "Alfons ist eine Heulsuse", über die ich mich Anfang März - auch im Tagebau - aufgeregt hatte. (Siehe unten)Die Torte schmeckt durchaus. Aber die eigentliche Entschuldigung wäre eine Plakat mit der Entschuldigung an gleicher Stelle und in gleicher Größe - damit es auch jeder weiß!
Im Entschuldigungsschreiben steht, daß sich vor allem Alfonse beschwert haben. Als obs an dem Namen läge!

Aber nun noch was erfreulicheres zum Thema Kulinarik und Backen: Als ich am Montag durch Höchst zum Bahnhof fuhr, zog zweimal der Duft frischen Brots ins Auto: die Reize einer Autofahrt morgens früh halb sechs!

6.3.2000
Der braune Haidergeist weht nicht nur in Österreich. "Alfons stinkt!" und "Alfons ist eine Heulsuse". Die "Deutsche Städte Medien GmbH" findet solche Sprüche
offensichtlich witzig und wirbt für ihre Werbeflächen: "Kaum steht's auf Plakaten, weiß es jeder". In Frankfurt gesehen. Plakate dieser Art haben uns gerade noch gefehlt! 
Die Kontaktadresse der Firma im WEB: 
http://www.dsr.de/kontakt/mainfr_1.htm
 
 
 Freitag, Mai 12, 2000

West meets East - Regina Berlinghof @ 00:01 

 

Das kommt heraus, wenn östliche Liebesglut in den coolen Westen gelangt:

Das Paradies ist gestrichen. Aus Liebe und Erbarmen werden deutsche PFLICHT, und die Liebe ist nur noch Mittel zum Zweck.

Der Übersetzer des Hafisschen Diwan war Joseph von Hammer-Purgstall: Königlich-Kaiserlicher Hofdolmetsch am Wiener Hof und gehörte wie der Autor der Zauberflöte zu den Freimaurern. Übrigens auch Goethe und wohl auch Mozart.

 
Hafis - Diwan   Zauberflöte - Schikaneder  

Schenke fülle den Becher mir an, denn sieh' der Vertraute
Nähret Verlangen nach Wein, hütet Geheimnis des Weins,
Hier ist das Paradies, nun freu dich hienieden des Lebens,
Denn im Paradies schreibet man Sünden nicht auf. 
...
Besseres bringt uns nimmer, Schenke, der kreisende Zeitlauf,
Nirgends ist schönerer Platz,
fordre den Becher Hafis.
Wer nicht dieses Vergnügens begehrt, verdient nicht zu leben,
Wer dies Gepräge nicht schätzt, der ist der Menschheit nicht wert.
 
Übersetzung Joseph von Hammer, Band II, S. 556 (1812/13)
 
In diesen heil'gen Hallen
kennt man die Rache nicht.
Und ist ein Mensch gefallen,
führt Liebe ihn zur Pflicht.
 
 
 

Wen solche Lehren nicht erfreun,
verdienet nicht, ein Mensch zu sein.

 

 
 Donnerstag, Mai 11, 2000

 

Lerche- Regina Berlinghof @ 23:04 
In der Mittagsglut
schwingt sich die Lerche
senkrecht empor,
und hat noch die Kraft
im Steigflug zu singen. 
Ein winziger Punkt am Himmel,
und helle Glockentöne 
streichen übers Land.

Kommentare (1)
 
 
 Mittwoch, Mai 10, 2000

Amsel- Regina Berlinghof @ 21:16 
Allabendlich sucht sich die Amsel ihren Platz: Mitten auf dem Dachfirst, ganz vorne an der Hauswand. Der Vogel weiß nicht nur zu singen - er weiß sich auch in Szene zu setzen. Eine Operndiva könnte es nicht besser machen. Der Amslerich flötet oben, ich schreibe unten auf der Terrasse. Ob meine Prosa so schön wird wie sein Lied?
 
 
 
 Sonntag, Mai 07, 2000

Verachtung und Kleinbürger

Wieder mal eine Rezension von einem Stück gelesen, das im miefigen Kleinbürgermileu spielt. Titel und Autor spielen gar keine Rolle. Allmählich bekomme ich den Eindruck, daß im Abscheu vor Kleinbürgern die gleiche Verachtung und Ausgrenzung liegt, wie sie sonst gebrandmarkt wird, wenn sie sich gegen Ausländer, Frauen, Schwule und andere Minderheiten richtet. Das Problem ist nicht die Zielgruppe, sondern der überhebliche Glaube, verachten zu dürfen.
 
 
 
 Sonntag, Mai 07, 2000

Altern

In der FAZ gibt es zur Zeit eine längere Reihe übers Altern: meist von Männern verfaßt und ziemlich miesepetrig. Auch Christa Wolf schrieb einen Beitrag. Ihr Thema: das Nachlassen der Attraktivität als Frau. Alt werden gleich häßlich werden. Darin ein guter Schuß Neid auf Junge und jung gebliebene. Auch Hans Wollschläger schrieb von der Häßlichkeit des Alters am vergangen Samstag. Eine ähnliche Einstellung erlebte ich als Schülerin und Studentin mit einer befreundeten Frau, die damals Mitte fünfzig war. Sie war sehr schön gewesen. Nun schrie jede Falte sie an, daß sie alt und häßlich wurde. Wenn sie sich es damals hätte leisten können, hätte sie sich liften lassen. Davon träumte sie - eine hochintelligente, gebildete Frau! Ihr Badezimmer quoll über mit Tigelchen und Töpfchen, Cremes und Puder. Meine Mutter, die gleich alt war, sich aber weniger Sorgen machte und nur mit Nivea ihr Gesicht pflegte, sah zehn Jahre jünger aus. 

Damals sah ich einen Streifen aus den fünfziger Jahren: "Der große Regen", ein Melodram, das in Indien spielt. Darin eine alte Maharani - ein Gesicht voller Falten. Aber auch ein Gesicht voller Ebenmaß, Schönheit, innerer Gelassenheit und Strahlen. Diese Frau war noch im Alter schön! Auch kürzlich ein Interview mit einer "alten" Frau, sicher jenseits der Sechzig. Nur noch Falten - aber eine lebendige Mimik, große leuchtende, intelligente Augen! Die Frau war noch immer jung - trotz Falten. Wenn ich an manch vergreiste Zwanzigjährige denke, die sich für den Rest des Lebens schon festgelegt haben und nur noch auf die Rente zuleben, dann erscheint die Frage des Alterns in einem ganz anderen Licht. Oder wenn sich jetzt Jungbrunnen- und Schönheitsdurstige irgendwelche Botulingifte in die Gesichtsmuskeln spritzen lassen, damit sie ruhig gestellt werden und glatt und "jung" bleiben, dann kann man/frau nur lachen oder in Mitleid weinen.

Ebenso erinnere ich mich an einen Fernsehbericht, den ich noch als Studentin gesehen habe: Der etwa achtzigjährige Fritz Kortner probte "Kabale und Liebe". Ferdinand war der junge Helmut Lohner. Aber der wirklich junge war Kortner. Der Mann hatte eine Energie, ein Temperament, eine Präsenz, daß seine jungen Schauspieler alt, verklemmt und verknöchert dagegen wirkten. Ähnlich später Antony Quinn im legendären "Alexis Sorbas". 

Bei diesen jungen "Alten" spürt man eins: Sie haben geliebt, gelebt und viel durchgemacht. Darum haben sie keine Angst mehr. Sie sind einfach sie selbst. Ohne danach zu schielen "Wie wirke ich, wie komme ich an, wird mir das nicht schaden usw". So alt zu werden - das ist jedenfalls mein Wunsch (mit jetzt 52)! 
 

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