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Meine Beiträge
im:
Januar
/ Februar / März / Mai / Juni 2001
Saturday, June 16, 2001 pneumatischer Kirchentag von Regina Berlinghof @ 23:57 Gestern auf dem Kirchentag in Frankfurt. Ich saß vor dem Eingang zu den Messehallen mit ein paar Mirjambänden und Flyern, sozusagen "Draußen vor der Tür". Das Interesse war nicht sehr groß. Mehr Aufsehen erregte der aufgeblasene graue Gummijesus über dem Portal. Die überdimensionale Puppe mit den weit ausgestreckten Armen schaukelte im Wind. Das Wesen hatte keine Augen, keinen Mund, nur eine Nase. Es hatte Hoden, aber keinen Penis, was Männer und Frauen ziemlich empörte. Ein geschlechtsloses Wesen, luftgefüllt. Pneu modern. Und beim Motto "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" frage ich mich, wieso die Füße und nicht den Kopf? Viel Raum im Kopf - und mit den Füßen festen Grund auf der Erde! Oder ist es für die Kirche immer noch besser, wenn die Füße im Bodenlosen stehen und der Kopf vollgestopft mit Dogmen und Glaubensinhalten ist? Monday, June 11, 2001 Polizeidurchsuchung bei Horst Mahler von Regina Berlinghof @ 19:35 Erinnert
Ihr Euch noch an meine Strafanzeige vom letzten Oktober gegen Horst Mahler,
den NPD-Anwalt (ex RAF)? Anfang Januar (!) bekam ich den Bescheid der Frankfurter
Staatsanwaltschaft, dass die Sache an Berlin weitergegeben worden sei.
Endlich!
kann ich dazu nur sagen!
Der
Eintrag steht im Tagebau nun unter dem 17.6.01
Von Regina (217.1.208.222) am 6/17/01 um 17:35:28: Heute
nun...
Thursday, May 24, 2001 Pixel-Ich und Bücher kaufenvon Regina Berlinghof @ 00:19 Zwei
Themen mit einer Klappe können morgen auf der Mainzer Minipressenmesse
geschlagen werden. Dort habe ich zum ersten Mal einen Stand, lege Bücher
meines Verlags aus - und natürlich
das Pixel-Ich zum Hineinschnuppern für Leute, die die Katze nicht
im Sack kaufen wollen. Es ist die Messe der Kleinverlage und der künstlerischen
Bücher. Ich erinnere mich an Bücher aus handgeschöpftem
Papier, handgebunden usw. Liebevoll gemacht. So liebevoll, wie wir in die
Tasten hauen und Bücher per Computer herstellen. Es wird diesmal bestimmt
eine interessante Begegnung aus alt und neu. Es gibt noch andere Verlage,
die mit BOD-Büchern vertreten sein werden.
Weltraum, TV und Sehnsüchtevon Regina Berlinghof @ 01:04 Ich habe mich gerade für einen Weltraumflug zur ISS angemeldet. Jörg Grabosch von Brainpool: Wir sponsorn über eine Fernsehshow einen Flug zur ISS. Sieben Leute kommen ins Auswahlverfahren. Also mailte ich: Betreff:
Auf dem Weg zur ISS
Hallo,
Mit
freundlichen Gruessen,
Tel/Fax:
06195 / 900010
mail@regina-berlinghof.de
Weltraumsehnsucht,
grenzenlos?von Irene @ 19:06
In
Kasachstan fällt nach Raketenstarts gelber, giftiger Regen vom Himmel,
der die Menschen krank macht. Die Menschen sammeln unvollständig abgebrannte
Raketenteile zum Heizen ihrer bescheidenen Häuser, unwissend, wie
schädlich das für ihre Gesundheit ist.
Wer
ins Welltall fliegt, erschrickt, wie dünn die Atmosphäre ist,
hat ein Astronaut gesagt. Wie zerbrechlich das Leben. Doch dann ist es
bereits zu spät – man ist schon unterwegs und hat der Atmosphäre
beim Raketenstart einen weiteren, ganz unnötigen Treibstoffschock
zugefügt.
Ich
bleibe am liebsten auf der Erde, ich möchte nicht aus ihrem zarten
Schutzmantel austreten, und glauben, ich könnte ohne ihn. Ein NASA-Poster
genügt.
Als
Geographin habe ich den Erd-Überblick im Kopf gespeichert, die Entstehung
der Gesteine und die Entwicklung des pflanzlichen Lebens inclusive. Da
kann ich in Gedanken in die Zeit zurückfliegen, als Oberbayern vom
Molassemeer bedeckt war, das den Verwitterungsschutt der aufsteigenden
Alpen aufnahm oder als die Gletscher der Würmeiszeit das Ammerseebecken
ausschürften, bis sie abschmolzen.
Das
Leben wird es vielleicht nicht mehr lange geben, weil unsere Sehnsüchte
nach Raum, Weite und Ferne zu groß geworden sind. Zu groß und
zu fordernd für diese kleine Erde.
Kommentar:
Meine Vernunft sagt mir, dass es sicherer und umweltbewusster
ist, auf der guten alten Erde zu bleiben. Meine Sehnsuechte sprechen eine
andere Sprache und kommen
Am: 5/08/01
Saturday,
May 05, 2001
Weltraum,
Millionen und Neidgefühle von Regina
Berlinghof @ 14:52
Ich
habe kein Millioneneinkommen, aber bislang konnte ich ohne große
Neidgefühle auf Millionäre und ihre Milliönchen leben. Ich
habe zwar ab und an Lotto gespielt und hätte es ganz praktisch gefunden,
von den Zinsen eines Millionenvermögens zu leben und in Ruhe schreiben
bzw. noch ein paar Ideen mit dem Geld umsetzen zu können.
Monday,
April 23, 2001
Das
Geheimnis von Shakespeares Identität - im Tagebau wird es gelüftet!
von Regina Berlinghof @
17:44
Heute
ist der Tag des Buches - gelegt auf den Todestag von Shakespeare und Cervantes.
Passend zu diesem Anlaß fiel mir in diesen schönen Apriltagen
wieder der alte Streit der englischen Philologen zum Thema der wahren Identität
Shakespeares ein: Ist Shakespeare wirklich nur der Schauspieler, aus einer
einfachen Familie stammend, oder in Wahrheit der 17. Earl of Oxford, Edward
de Vere, dessen Stand es ihm verbot, sich unter die Bühnendramatiker
zu begeben und sich zum Dichtertum zu bekennnen?
Heute
nacht kam mir die Lösung! Weder ein unbedeutender Schauspieler noch
ein geheimnisvoller Earl verstecken sich hinter diesem Namen. Sondern eine
FRAU! Woher denn die Zartheit der Empfindung in Julias Sprache, wenn nicht
aus dem Herzen eines liebenden Mädchens? Wer kennt besser das weibliche
Ausgeliefertsein an Vater, Bruder und den Geliebten im Schicksal Ophelias
als eine Frau? Und waren nicht immer die Frauen die Giftmischerinnen und
die kaltblütigen Anstifterinnen wie Lady Macbeth, jedoch geplagt von
Skrupeln im Angesicht der Tat?. Warum die Hosenrollen in Shakespeares Stücken?
Rosalind (Wie es euch gefällt), Viola (Was ihr wollt), die "Männlichkeit"
bzw. Selbständigkeit der widerspenstigen Katharina und der "Männerfeindin"
Beatrice? Versteckt sich dahinter nicht ein weibliches Schicksal, das nicht
als Autor und Dramatiker in die Öffentlichkeit treten durfte? (Damals
waren nur Männer für die Schauspielerei zugelassen. Eine Frau
als Autorin hätte den reinsten Skandal provoziert. Noch dazu wenn
sie - ähnlich wie der vermutete Earl of Oxford - aus hochgestellten
Kreisen gekommen wäre.
Frauen,
ich sage es Euch: hinter William Shakespeare versteckt sich eine willensstarke
Frau, die ihre Stücke nicht unter ihrem eigenen Namen veröffentlichen
konnte!
Wednesday,
April 18, 2001
Morde
in Europa und anderswo von Regina
Berlinghof @ 22:56
Gestern
begann in Belgien der Prozeß gegen ruandische Staatsbürger wegen
Völkermords an den Tutsies. Nach belgischen Recht können Mord,
Folter und andere Schwerverbrechen gegen die Menschlichkeit in Belgien
geahndet werden, egal auf welchem Staatsgebiet der Erde sie stattgefunden
haben.
Im
Untersuchungsgefängnis derselben Stadt, desselben Landes sitzt Dutroux,
der vier Mädchen aufs grausamste umgebracht haben soll. Wann beginnt
nun dieser Prozeß? Oder ist die Eröffnung des Verfahrens auch
"untersagt"? Wann werde diese Morde aufgeklärt? Und wer sind die Hintermänner,
die Dutroux immer noch schützen können?
Monday,
April 16, 2001
Verräter
und Heuchler - die westdeutsche Medienzensur von Regina
Berlinghof @ 13:40
Ist es nicht
so? wenn Bücher verboten werden, gibt es einen Aufschrei aller aufgeklärten
Kulturgeister.
Nun gibt es
aber zwei Bücher,die der Schweigezensur der Medien selbst verfallen
sind: eines gibt es im deutschen Sprachraum gar nicht, weil sich kein Verlag
findet, um es zu veröffentlichen (mit der Ausnahme des meinen. Die
eMails an den amerikanischen Verlag brachte keine Antwort. Vermutlich nehmen
New Yorker
Es handelt
sich um
2. Hubertus
Knabes neues Buch: Der diskrete Charme der DDR. Stasi und Westmedien.
Der Theater-
und Filmregisseur Kazan, prägte Hollywood mit seinen sozialkritischen
Filmen: u.a. "Die Faust
Mehr bei:
http://www.kirjasto.sci.fi/kazan.htm,
Kazan,
früheres Mitglied der kommunistischen Partei, sagte in den Anfangsjahren
des Kalten Krieges
Während
Kazan
offen seine Aussagen machte und mit den Anfeindungen sein Leben lang lebte,
kommt der Spitzeldienst westdeutscher Zuträger an die Stasi erst langsam
ans Tageslicht.
1999 erschien
das Buch des Wissenschaftlers und Gauckmitarbeiters Hubertus Knabe:
"Die unterwanderte Republik - Stasi im Westen." Über die Spitzel und
Verräter im Medienbereich sollte das neue Buch informieren. Es gab
Klagen Betroffener - bislang konnte das Buch nicht erscheinen und nicht
vorgestellt werden!
Mehr zu
Knabe im Interview: http://195.170.124.152/archiv/2000/09/24/ak-po-de-15064.html
Die abgesagte
Lesung in Leipzig:
Das große
Schweigen allerorten:
Die einseitige
Heuchelei der linken Revolutionäre, der ich schon 1968ff. aufs übelste
begegnet bin, feiert weiter fröhliche Urständ!
Wednesday,
March 28, 2001
500
Tage, 442 Worte, Satiren und Satirikervon Regina
Berlinghof @ 23:55
500
Tage schreiben im Tagebau - das fügt sich gut zu einem Bericht von
einem Schreibseminar, das vor zwei Wochen in Langen stattfand:
Liebe
TAZ, liebe Titanic,
bitte
zahlt Euren "Satirikern" ab sofort bessere Honorare, damit sie sich nicht
als Satire-Dozenten in trivialen Kleinstädten verdingen und ein ganzes
langes Wochenende bei unfähigen Schreiberlingen ausharren müssen.
Was tut Ihr Euren freischaffenden und engagierten Satirikern an? Ein ausgelaugter,
kommunikationsunwilliger und sichtlich angeödeter Jürgen Roth
traf kürzlich am späten Freitag Nachmittag in Langen zum Seminar
"Satire, Glosse, Sprachwitz" ein. Die Mißfreude über die vorgelegten
Texte stand ihm im Gesicht. Tat nun der unerschrockene Satiriker, der kein
Blatt vor den Mund nimmt und selbst einer BILD-Kampagne standhielt, den
Mund auf und sagte: "Leute, was ihr da geschrieben habt, ist Scheiße
hoch Lichtgeschwindigkeit. Ich habe keine Lust, mich mit Ignoranten wie
euch abzugeben. Bei euch bringen es Hopfen und Malz nicht einmal zum Dünnbier."
Nein, dieser arme gebeutelte Schreiber der besten Satireblätter Deutschlands
mußte bei den unbedarften Schreibeseln ausharren. Und weshalb? Weil
er auf den Batzen des Volkshochschulhonorars nicht verzichten konnte! Schnöder
Mammon zwang ihn in die Knie, versiegelte ihm den Mund, verschlug ihm das
Wort, untergrub seine freie Meinung. Der große Mut zum offenen Wort,
den er so gerne vor sich hertutet, erstarb in einem Furz von Mütchen,
das er Tage später in seiner taz-Glosse (Die Wahrheit, 22.3.01) abließ.
Ebenso witzlos, bißlos, freudlos.wie diese Glosse war das Schulbeispiel
aus seiner eigenen Schreibe (Das öde Stuttgart), das vielleicht BILDleser
erbosen, aber eine angehende Satirikerin ob seiner billigen Häme nur
verwundern mag. Der angeödeter Junggreis, der sich gerade noch für
Schmäh à la "der steindumme Böll" begeistern konnte, verbreitete
eine derart bleierne Wolke des Unmuts und der Langeweile, daß die
löhnende Teilnehmerin am Samstag Abend nicht länger ausharrte,
sondern zu Hause lieber zwei Videos der Originalsketche der Monty Pythons
in den Kasten schob. Liebe Redakteure und Zeitungsinhaber, löhnt Eure
Satiriker ordentlich - und gebt ihnen die Monty Python Videos, schenkt
ihnen die Originaltexte oder wenigstens die deutschen Übersetzungen,
damit sie den deutschen Untertanen- und Springerstiefelgeist vergessen,
der nach oben und zum Gelde hin sich duckt, aber nach unten furzt und spuckt.
Tussi
Sargnagel alias Regina Berlinghof, die erst gestern nach der Rückkehr
von der Leipziger Buchmesse von Jürgen Roths Artikel erfuhr.
Tuesday,
March 27, 2001
Rückblick
auf die Leipziger Buchmessevon Regina
Berlinghof @ 22:42
Zwei
Tage nach Ende der Leipziger Messe ein kleines Fazit: es war anstrengend,
vor allem Anfahrt und Rückkehr bei Schneetreiben und strömendem
Regen. Aber die Tage auf der Messe, die Begegnungen, die Gespräche
mit FreundInnen und Besuchern, eigene Lesungen und die der anderen, haben
allen Stress wettgemacht. Der Stand des YinYang Media Verlages, den ich
mit dem rubino-verlag teilte, lag an einer offenen Insel mit Ruhebänken
für die Besucher. Ein schönes Rund. Nur war unsere Minikoje (die
kleinste, die man buchen konnte: 4-5 qm) etwas ungünstig nach innen
geschnitten. Die eine Seitenwand konnte man im Vorübergehen überhaupt
nicht einsehen. Dafür stellt Leipzig viele Stell- und Werbeflächen
für Lesungen und sonstige Ankündigungen zur Verfügung -
ganz anders als in Frankfurt, wo schon die Hallenaufsicht einschreitet,
wenn ein man ein Plakat außerhalb der eigenen Koje aufhängt.
Meine
erste Lesung der "Kundry" aus "Wüste, Liebe und Computer" gleich am
ersten Messetag 12.00 Uhr mittags war nur schwach besucht. Später
kamen Interessierte an den Stand, fragten nach der angekündigten Lesung
- da war sie schon gelaufen. Abends im schönen barocken Gohliser Schlößchen.
wo die Lyriklesungen stattfanden, kamen sehr viel mehr Besucher zur Hafislesung.
Und als Uta Franck und Peter Beuchelt am Samstag im Erzählerforum
drei Märchen aus dem "Prinzen im Schaffell" erzählten, blieben
selbst die Kleinsten gebannt sitzen, obwohl die Märchen eher für
Kinder ab acht oder neun geeignet sind.
Leider
erst am Freitag trafen die Pixelbücher und -karten von Sabrina und
Enno ein. So konnte ich nur für die beiden letzten Messetage die zusätzlichen
Exemplare und Karten zu meinem Tagebau-Band auslegen und das PIXELICH Tagebuch
in dichter Reihe und damit Aufmerksamkeit erhöhend präsentieren.
Die Karten wurden gerne gegriffen, in den Büchern wurde geblättert,
nur die Kaufbereitschaft ließ zu wünschen übrig. Mal sehn,
wie die Mainzer auf der Minipressenmesse im Mai und die Frankfurter auf
der Buchmesse im Herbst das Pixelbuch annehmen.
Sehr
bewegend war die Lesung der Schriftstellerin Ines Geipel, die ihr neuestes
Buch, ganz fern der Literatur, vorstellte: "Verlorene Spiele" - eine Recherche
über die gedopten Sportlerinnen der Ex-DDR. Sie selbst gehörte
zu den Opfern, war Nebenklägerin im Prozeß gegen den Cheftrainer
und den Ministerialverantwortlichen letztes Jahr in Berlin. Deren Verteidiger:
ein früherer hauptamtlicher Stasifunktionär, der die Aussagen
der Zeuginnen herunterspielte und lächerlich zu machen versuchte.
Ines Geipel: nach dem Prozeß wurden fast alle der 22 Nebenklägerinnen
krank - einige mußten ins Krankenhaus. Die Angeklagten erhielten
Bewährungsstrafen, legten selbst dann noch Revision ein. Die Opfer
wurden wieder zu Opfern. Es erinnert gespenstisch an die Prozesse gegen
die Naziverbrecher. Deren Nazianwälte attackierten in ähnlich
aggressiver, ja menschenverachtender Weise die KZ-Opfer, die wieder zu
Opfern wurden.
Monday,
March 19, 2001
Ich
bin stolz auf meinen Gartenteich von Regina
Berlinghof @ 20:58
Ich
bin stolz auf meinen Gartenteich. Ich habe ihn selbst gezimmert. Als das
Ikea-Planschbecken, mein erster Gartenteich, undicht wurde, griff ich notgedrungen
zu Hammer und Schlagbohrer. Es gab bei Ikea keinen hölzernen Sandkasten
mit Planschbeckeneinlage mehr. Einen richtigen Teich konnte ich nicht anlegen.
Mein "Garten" ist nichts als die Dachterrasse auf den Hofgaragen. Zwar
ganz schön groß, aber kein richtiger Garten. (Burkhard, ich
beneide Dich!). Also hab ich mir das Holzgerüst gezimmert und gestrichen
und mit Folie bespannt. Dann das Wasser eingelassen, die Tauchpumpe eingesetzt
- und alles funktionierte. Gott, war ich stolz! - Und weshalb? Weil ich
etwas machte, für das ich nicht sonderlich begabt bin.
Monday,
March 19, 2001
Das
Opfer - 11 (Schluß) von Regina
Berlinghof @ 20:15
Nachts
lag Anja neben Daniels Bett, hörte sein erbärmliches Weinen und
teilte sein Grauen vor den hellen großen Gestalten. Sie war inzwischen
erschreckend abgemagert. Ihre Augen lagen in dunklen Höhlen und brannten
stechend aus dem Dunkel. Sie war noch nicht einmal dreißig - aber
in ihr Gesicht waren tiefe Furchen gezogen. Ihre Haut war schlaff und trocken
geworden wie die einer Fünfzigjährigen. Sie hatte wieder angefangen
zu rauchen. Und während sie noch zitternd die brennende Zigarette
ausdrückte, langte sie schon wieder nach der Schachtel, um sich die
nächste anzustecken.
Eines
Morgens sah sie in den Spiegel und sah das Wrack, das sie geworden war.
Und das Schlimmste war, daß sie wußte, daß Daniel sie
nicht mehr erkennen würde, wenn er je zurückkam. Sie hatte nicht
geglaubt, daß es noch eine Steigerung der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit
geben könnte. Aber als sie sich jetzt sah - fremd für sich und
fremd für ihr Kind, ihr öffentliches Auftreten ein sinnloses
Treten auf den Gashebel, weil niemand einen Gang einlegte und sein Verhalten
einkuppelte, ihre Verzweiflung nichts als Futter für die sensationsgierige
Öffentlichkeit, da starb der Motor in ihr. Ihre Gefühle lösten
sich auf in einem grauen Nichts. Es gab nichts mehr zu ertragen und nichts
mehr zu tun. Was sollte sie noch - sie konnte doch nichts bewirken. Eine
große Gleichgültigkeit breitete sich aus. Zählte überhaupt
noch etwas? Sie dachte an Daniel - selbst ihr Sohn, ihre tiefste Liebe,
war fern gerückt - nicht mehr fühlbar, nicht mehr greifbar. Sie
erschrak vor dieser Liebelosigkeit als hätte sie etwas getötet.
Aber je länger sie zuschaute, um so mehr erstarb in ihr. Ihr Verstand
sagte ihr, daß sie dieses Sterben nicht zulassen dürfe. Aber
das Leben schien ihr unwirklicher zu sein als der Tod. Sollte sie doch
sterben. Wie ein dünnes Echo klang Daniels Weinen durch die dicke
Schicht der Gleichgültigkeit. Nur noch ein letztes Wehren, nicht einmal
mehr Aufbäumen.
"Hört
ihr mich," wisperte sie. "Bitte gebt ihn frei. Nehmt mich dafür. Er
kann doch nichts dafür. Ich bin schuld. Ich habe es geschehen lassen.
Ich habe zugesehen, ohne wissen, ohne sehen zu wollen. Aber das Kind ist
unschuldig! Nehmt mich an seiner Stelle! - Bitte nehmt mich! An mir ist
sowieso nichts mehr gelegen! Warum vergreift ihr euch an einem unschuldigen
Kind! Nehmt mich - ich weiß wenigstens, warum es mir geschieht!"
Ihre Kräfte verließen sie. Sie sank auf den Boden.
Daniels
Weinen verfolgte sie selbst in den Abgrund. "Bitte," flüsterte sie,
"laßt ihn und nehmt doch mich! Alles ertrage ich, nur nicht sein
Weinen!" Das Weinen wurde lauter und durchdringender. Es füllte das
Dunkel, in das sie gefallen war. "So helft ihm doch, laßt ihn in
Ruhe!" "Mama," schrie Daniels Stimme, "Mama!" Er war so nahe. Sie streckte
suchend die Arme nach ihm aus. "Daniel, wo bist du?" "Mama, Mama," er weinte,
wie er sonst zuhause geweint hatte, wenn er sich verlassen fühlte.
Ihre Augen öffneten sich. Ihr Blick fiel auf Daniel, der sich an die
Stäbe seines Bettchens klammerte und kläglich nach ihr rief.
Noch
betäubt, schwach, ungläubig richtete sie sich auf. Ja, es war
Daniel, der in seinem Bettchen weinte. Begreifen und Aufspringen war eines.
Sie war an seinem Bett, nahm ihn auf und drückte ihn an sich. Während
sich noch in sein Weinen ihre Tränen der Erleichterung und tiefer
Dankbarkeit mischten, hörte sie das Telefon klingeln. Sie drückte
Daniel fester an sich. Das Telefon gab nicht auf. Daniel fing wieder heftiger
an zu weinen. Schließlich raffte sie sich auf und ging mit Daniel
im Arm zu der unerbittlichen, fühllosen Klingelmaschine.
"Frau
Siebert?" hörte sie Rosemarie Wahlbrechts atemlose Stimme.
"Ja?"
"Es
- es ist etwas Schreckliches passiert. Ihr Mann... ihr Mann ist plötzlich
verschwunden."
Einen
Augenblick stand für Anja die Zeit still. Dann atmete sie langsam
und tief aus. "So? Und?"
"Verstehen
Sie mich denn nicht? Er ist einfach verschwunden! Wie in Luft aufgelöst!"
"Ich
verstehe sehr gut! Wie ist es denn passiert?"
"Wir
hatten eine Besprechung in seinem Zimmer - und plötzlich war er nicht
mehr da! Es ist uns allen völlig unerklärlich!"
Anja
gab Daniel einen Kuß. Dann sagte sie: "Frau Wahlbrecht, sie sollten
besser Oberkommissar Reuter von der Polizei verständigen. Er wird
sich um den Fall kümmern."
Sie
legte auf. Ein feines Lächeln, das erste seit Daniels Entführung,
umspielte ihren Mund.
Sunday,
March 18, 2001
Das
Opfer 10 von Regina Berlinghof
@ 10:11
"Leider
ja. Es ist uns ein Rätsel, wie das Kind verschwunden ist. Nach unseren
Erkenntnissen, muß der Täter über einen Hausschlüssel
verfügt haben. Aber auch diese Spur führt nicht weiter."
Siebert
bedankte sich. Von der Polizei war keine Hilfe zu erwarten. Er wußte
nicht, wie er Anja zur Vernunft bringen konnte. Er mußte abwarten
und auf die Wirkung der Zeit vertrauen.
Anja
hatte kein Abendessen vorbereitet. Er schnitt sich ein paar Brote und bediente
sich aus dem Kühlschrank. Am nächsten Morgen mußte er sich
selbst den Kaffee kochen. Anja war nicht aufgestanden, um ihm das Frühstück
zu bereiten. Als er am Abend nach Hause kam, hatte Anja die Bücher
wieder auf seinem Schreibtisch aufgetürmt. Sie selbst ließ sich
nicht blicken und hatte wieder kein Essen vorbereitet. Für Siebert
wurden die Abende und Morgen zuhause unerträglich. Seine Frau ging
ihm aus dem Weg. Er mußte sich seine Mahlzeiten selbst zubereiten.
Jedesmal fand er die Bücher auf seinem Schreibtisch, jedesmal räumte
er sie fort. Er gewöhnte sich an, abends noch länger im Labor
zu bleiben und in Restaurants zu essen. Immer wieder kehrte er doch zurück
in der Hoffnung, daß Daniel gefunden und seine Frau endlich zur Vernunft
gekommen sei.
Dann
kam der Eklat. Anja war zum Tierschutzbund gegangen und hatte dort ihre
Geschichte erzählt. Man hatte ihr ungläubig zugehört - und
hielt ihre Geschichte für ebenso unwahrscheinlich und absurd wie ihr
Mann. Und während Anja noch erzählte, sah sie sich mit den Augen
der Tierschützer - eine hysterische Frau, die sich in ihrer Verzweiflung
an jeden Strohhalm klammerte. In ihren Augen ging es ihr nicht um den Tierschutz,
sondern nur um die Rettung ihres Sohnes. Trotzdem konnte sie es nicht fassen.
Sie wollten ihre Hilfe nicht. Denn war es nicht eine Hilfe für die
Tierschützer, wenn die Frau des bekanntesten und angesehensten Kämpfers
für die Tierversuche sich auf einmal auf ihre Seite stellte? Nein,
auch sie glaubten ihren Träumen nicht. Sie hatten Angst, sich mit
einer Phantastin einzulassen. Mit dem Übernatürlichen, Übersinnlichen
wollten sie nichts zu tun haben. Sie hatten Angst, sich mit ihr lächerlich
zu machen und der Sache mehr zu schaden als zu nutzen.
Anja
gab so schnell nicht auf. Wenn die Tierschützer nicht auf sie hören
wollten, dann würde die Presse ein offenes Ohr für sie haben.
Zu ihrem Erstaunen reagierte die örtliche Zeitung ähnlich vorsichtig
abweisend wie die Tierschützer. Erst die Boulevardpresse nahm sich
ihrer Geschichte freudig an. Es gab dicke Schlagzeilen auf der ersten Seite.
"Gibt es höhere Intelligenzen?" "Haben Besucher von anderem Stern
Daniel entführt?" "Sind die Fremden Anwälte der Tiere?" "Ein
Menschenkind als Versuchskaninchen bei Außerirdischen". Die Wellen
schlugen hoch. Die privaten Fernsehsender und schließlich auch die
öffentlich-rechtlichen Programme kamen nicht mehr umhin, sich des
Themas anzunehmen. Die Talk-Shows rissen sich um Anja. Und Anja trat auf
und sprach. Man hätte am liebsten sie und ihren Mann in einem gegenseitigen
Show-down zusammen auf den Bildschirm gebracht. Aber Jürgen Siebert
verweigerte wenig überraschend alle Interviews und jede Beteiligung
am Medienbetrieb.
"Wenn
du glaubst, daß du mich klein kriegst, indem du mich und meine Arbeit
durch den Dreck ziehst, dann irrst du dich!" hatte er nur einmal zwischen
seinen Zähnen ausgespuckt, als Anja von einer Talkshow nach Hause
kam. Ansonsten herrschte Schweigen zwischen ihnen, wenn sie sich überhaupt
noch sahen. Sie mieden sich einander - mieden die Begegnungen in Bad und
Küche. Jürgen Siebert herrschte über Wohn- und Schlafzimmer.
Anja Siebert hatte sich in Daniels Zimmer und im Gästezimmer verbarrikadiert.
Keiner zog aus dem Haus, obwohl die Gegenwart des anderen unerträglich
geworden war. Es war die aberwitzige Hoffnung auf Daniels Rückkehr,
die sie an das Haus geschmiedet hielt.
Anjas
Geschichte entfachte einen öffentlichen Sturm, der sich gegen die
Tierversuche, die KZ-Bedingungen der Massentierhaltung und die Grausamkeiten
der Tiertransporte richtete. In der Praxis änderte sich nichts. Tagtäglich
verließ Jürgen Siebert das Haus, um in seinem Labor die Versuche
fortzusetzen. Billiges Fleisch war weiterhin gefragt - und der Absatz von
Medikamenten und Kosmetika zeigte eher eine steigende Tendenz.
Nachts
lag Anja neben Daniels Bett, hörte sein erbärmliches Weinen und
teilte sein Grauen vor den hellen großen Gestalten. Sie war inzwischen
erschreckend abgemagert. Ihre Augen lagen in dunklen Höhlen und brannten
stechend aus dem Dunkel. Sie war noch nicht einmal dreißig - aber
in ihr Gesicht waren tiefe Furchen gezogen. Ihre Haut war schlaff und trocken
geworden wie die einer Fünfzigjährigen. Sie hatte wieder angefangen
zu rauchen. Und während sie noch zitternd die brennende Zigarette
ausdrückte, langte sie schon wieder nach der Schachtel, um sich die
nächste anzustecken.
Saturday,
March 17, 2001
Das
Opfer - 09 von Regina Berlinghof
@ 22:20
In
der Nacht kehrte der alte furchtbare Traum wieder. Die helle, graueneinflößende
Gestalt näherte sich ihr - und diesmal hielt sie stand. Dann begann
die Gestalt plötzlich mit hoher dünner Stimme zu sprechen. "Endlich
hast du begriffen - wenn auch noch nicht ganz. Daniel wird nicht das einzige
Opfer bleiben. Wir holen uns solange Eure Kinder, bis ihr verstanden habt.
Sag es ihnen!"
Anja
wachte zitternd auf. Am Morgen erzählte sie Jürgen von dem Traum
und seiner Botschaft. Ihr Mann seufzte und notierte sich innerlich, einen
Psychiater zu konsultieren.
"Du
hältst mich für verrückt, nicht wahr?" Sie stand zitternd
und mit verzerrter Miene vor ihm. "Aber woher willst du das so genau wissen!
Kannst du beweisen, daß es keine anderen Intelligenzen in diesem
Kosmos gibt? Kannst du beweisen, daß ich unrecht habe?"
Er
schüttelte den Kopf. "Aber es ist doch völlig unwahrscheinlich!
Dann hätten wir sie doch längst bemerken oder irgendwie wahrnehmen
müssen!"
"Vielleicht
sind sie für uns unsichtbar. Vielleicht sind sie um uns, ohne daß
wir etwas von ihnen merken - außer einem Kältestrom? Ich sage
dir, sie haben Daniel genommen!"
"Du
hast zuviel Science-Fiction gelesen. Und du hast Angst um Daniel. Du darfst
beides nicht vermengen!"
"So
- darf ich nicht?" Wie ein wildes Tier hätte Anja sich am liebsten
auf ihn gestürzt und ihn zerrissen. Haß, Schmerz und Verzweiflung
brodelten kochend durcheinander. "Aber ich weiß, daß es wahr
ist! Sie halten Daniel in einem Käfig wie du deine Tiere! Und er hat
Angst und leidet! Jede Nacht höre ich ihn schreien, während du
stumpf und schnarchend neben mir liegst und keinen Gedanken an ihn verschwendest!"
Jürgen
Siebert stand so heftig auf, daß der Stuhl umfiel. Keiner der beiden
hob ihn auf. Er knallte die Tür hinter sich zu, als er zum Labor aufbrach.
Anja
fuhr in die große Buchhandlung in der Innenstadt und holte sich alle
vorrätigen Bücher über die Wahrscheinlichkeit von außerirdischen
Intelligenzen. Außerdem besorgte sie sich alle Materialien über
Tierschutz und Tierversuche, derer sie habhaft werden konnte. Als sie sie
zuhause durchgelesen und durchstudiert hatte, bestellte sie weitere Bücher,
die sie in den Buchverzeichnissen gefunden hatte. Sie ging in die Bücherei
und holte sich dort, was sie noch nicht kannte. Sie stapelte die Bücher
auf Jürgens Schreibtisch auf und legte einen Zettel darauf: "Lies!"
Als
Jürgen Siebert abends den Bücherstapel vorfand, räumte er
ihn seufzend zur Seite. Was sollte er diese Bücher lesen! Er wußte
genau, was darin stand. Er rief Oberkommissar Reuter an und fragte nach
dem neuesten Stand der Ermittlungen.
"Leider
kann ich Ihnen nichts Neues sagen. Alle Spuren, soweit überhaupt vorhanden,
verlaufen im Sande."
"Und
wie es es mit Spuren an unserem Haus? Meine Frau hat sich unglücklicherweise
in die Idee verrannt, daß höhere Intelligenzen Daniel geraubt
haben, um an ihm Versuche durchzuführen. Sie glaubt, daß wir
ihn nur zurückbekommen, wenn wir Menschen alle Tierversuche einstellen."
"Sie
meinen nach dem Motto "Was du nicht willst, daß man dir tu...?"
"Man
könnte es so nennen." Professor Siebert fühlte sich auf einmal
sehr unwohl in seiner Haut. "Natürlich ist diese Idee absurd. Aber
meine Frau klammert sich gewaltsam daran, weil am Haus keine Spuren gefunden
wurden. Stimmt das tatsächlich noch?"
"Leider
ja. Es ist uns ein Rätsel, wie das Kind verschwunden ist. Nach unseren
Erkenntnissen, muß der Täter über einen Hausschlüssel
verfügt haben. Aber auch diese Spur führt nicht weiter."
Wednesday,
March 14, 2001
Das
Opfer - 08 von Regina Berlinghof
@ 22:02
Sie
sprang aus dem Bett. Ihr Mann saß in seinem Arbeitszimmer vor dem
Computer und arbeitete. "Du mußt diese Tierversuche einstellen, sofort,"
sagte sie. "Alle Tierversuche müssen eingestellt werden. Dafür
müssen wir sorgen. Es ist unsere einzige Chance, Daniel wieder zurückzubekommen."
"Was
haben meine Versuche mit Daniel zu tun?" Jürgen Siebert sicherte seine
Datei und stand auf. Offensichtlich war Anja nicht mehr Herrin ihrer selbst.
Es war alles zuviel für ihre Nerven.
"Ich
glaube, ich weiß jetzt, was meine Träume bedeuten," sagte Anja
und unterdrückte den wieder aufsteigenden Haß. Nur ein Augenlid
flatterte auf und nieder. Sie holte tief Luft. "Hast du je an die Möglichkeit
gedacht, daß wir nicht die einzigen Lebewesen im Kosmos sind? Ich
meine, daß sich nicht nur auf der Erde Lebewesen entwickelt haben?
Hast du je daran gedacht, daß es irgendwo Lebewesen geben könnte,
die sehr viel intelligenter sind als wir Menschen und denen wir so primitiv
und dumm vorkommen wie uns die Tiere? Was ist, wenn eine solch überlegene
außerirdische Intelligenz uns auf der Erde gefunden hat, und was,
wenn sie für sich die gleichen Rechte herausnehmen, wie wir gegenüber
den Tieren? Was ist, wenn sie Versuche an Menschen unternehmen, die ihrem
Fortschritt und ihrer Wissenschaft dienen?" Sie wartete auf seine Reaktion
- auf sein Verstehen.
Jürgen
Siebert hatte den absurden Mutmaßungen seiner Frau zugehört,
ohne einen Muskel zu verziehen. Verrückte und Schlafwandler soll man
nicht plötzlich aus ihren Wahnvorstellungen reißen. Sehr vorsichtig
sagte er: "Und du glaubst, daß eine solch überlegene intelligente
Rasse unseren Daniel entführt hat? Um Versuche an ihm durchzuführen?"
"Meine
Träume sagen es mir! Ich sehe und höre ihn doch!" Sie beschrieb
ihm ihren letzten Traum - die helle, lachende und grauenerregende Gestalt,
Daniels schmerzhaftes, verängstigtes Weinen, den Stich, den sie brennend
gespürt hatte. Die Erinnerung war so furchtbar, daß sie in Weinen
ausbrach. "Man hat ihn als menschliches Versuchstier entführt. Sie
tun ihm weh, und er hat Angst!"
"Laß
uns später darüber sprechen Anja, wenn du ruhiger bist. Du bist
völlig erschöpft - du mußt dich ausruhen."
Anja
spürte verzweifelt ihre Hilflosigkeit. Sie konnte Jürgen nicht
erreichen - ihre Worte prallten von ihm ab wie Wassertropfen von einem
imprägnierten Regenmantel. Sie mußte ruhig werden, sich beherrschen,
logisch argumentieren. Sie mußte sein Spiel spielen. Nur damit konnte
sie eine Bresche in seine Festung schlagen.
Anjas
Augen brachen sich an dem klinischen Blick ihres Mannes.
"Es
ist spät. Ich bin sehr müde. Wir können morgen weiter darüber
sprechen. Du kannst deine Hypothese ja auch mit Oberkommissar Reuter besprechen.
Aber jetzt laß uns schlafen gehen!"
"Nein
- jetzt müssen wir miteinander reden. Es geht um Daniel! Und wenn
ich nur eins zu hundert recht hätte - und wenn wir so Daniel retten
könnten - wäre das nicht allein ausschlaggebend?"
"Und
was ist mit den Menschen, deren Leben wir durch diese Versuche retten können?
Die mußt du auch in die Waagschale werfen!"
"Und
ich werfe das Leiden all der Tiere in die Waagschale Daniels! So viele
Tiere, damit ein Mensch ein bißchen länger leben kann!"
"Diese
Diskussion führt zu nichts. Sie entbehrt jeder Grundlage und Wahrscheinlichkeit.
Es hat doch keinen Sinn! Auf diese Weise bekommen wir Daniel nie zurück."
Anja
sah ihren Mann lange an. Dann ging sie in Daniels Zimmer und richtete sich
dort mit Matratzen eine Schlafstatt ein.
In
der Nacht kehrte der alte furchtbare Traum wieder. Die helle, graueneinflößende
Gestalt näherte sich ihr - und diesmal hielt sie stand. Dann begann
die Gestalt plötzlich mit hoher dünner Stimme zu sprechen. "Endlich
hast du begriffen - wenn auch noch nicht ganz. Daniel wird nicht das einzige
Opfer bleiben. Wir holen uns solange Eure Kinder, bis ihr verstanden habt.
Sag es ihnen!"
Saturday,
March 10, 2001
Das
Opfer - 07 von Regina Berlinghof
@ 17:56
Schneller
als er reagieren konnte, war sie aufgesprungen und durch die Seitentür
ins Labor geschlüpft.
Rosemarie
Wahlbrecht, die engste Mitarbeiterin Professor Sieberts und gut befreundet
mit Anja, stand an dem großen Tisch in der Mitte des Raumes, dessen
Seitenwände mit Drahtkäfigen tapeziert war. Vor ihr, in ein Metallgestell
eingezwängt, so daß selbst der Kopf festsaß, hockte eine
grauweiße Katze. Aus ihrer Schädeldecke ragten Drähte,
die an ein Gerät angeschlossen waren. Eine Maschine flößte
ihr in kurzen Abständen mit einer Art Einwegkanüle eine Flüssigkeit
ein. Jedesmal schlugen dann auf dem Bildschirm des Meßgerätes
einige flache Linien in heftige Wellengebirge aus. Die Katze, die der Kanüle
nicht ausweichen konnte, mußte schlucken und schlucken. Bei jedem
Schluck flackerte der Bildschirm in wilden Wellenlinien. Rosemarie kam
auf Anja zu und streckte ihr die Hand entgegen. Anja schien es, als käme
eine Greifzange auf sie zu, an deren Enden Kanüle hingen. Sie zitterte,
es wurde ihr übel, dann wurde es um sie schwarz.
Sie
wachte zuhause in ihrem Bett wieder auf. Als sie ihren Mann neben sich
am Bett sitzen sah, stöhnte sie auf und wandte sie ab.
"Anja,
laß mich erklären..."
"Laß
mich in Ruhe - und rühr mich nicht an. Ich will schlafen."
Sie
hörte, wie ihr Mann aufstand und das Schlafzimmer verließ. Sie
war so müde, ihr Körper völlig zerschlagen. Als sie die
Augen schloß, kamen die Bilder zurück. Nein, es war nur ein
Bild - das der schluckenden, drahtimplantierten Katze. Tränen fingen
an, über ihr Gesicht zu laufen. "Sie hat nicht einmal schreien können
- nur schlucken, schlucken..." Sie sah sich selbst mit der Zwangsgabel
im Genick. Ihr Mund war aufgesperrt - und eine riesige Kanüle fuhr
hinein und entlud ihren Inhalt. Und sie mußte schlucken, schlucken,
nur schlucken. Dann sah sie sich, wie sie früher elegant gekleidet,
voll Stolz durch ihr Haus gegangen war und die Gäste empfangen hatte.
Jürgen war stolz auf sie, weil sie so schön und strahlend war.
Ihre Freundlichkeit und ihr Charme hatten alle bezaubert. Und im Hintergrund
gab es da eine Katze, die schlucken mußte. Tiere, denen Drähte
in den Kopf gepflanzt waren. Tiere, denen brennende, ätzende Tinkturen
eingeflößt, in die Augen geträufelt oder auf die Haut aufgetragen
wurden. Da war ihr erfolgreicher, gutaussehender Mann, der Mann, der sie
liebte - der Mann, dessen Erfolg und Überlegenheit auf dem Elend der
Tiere begründet war. Sie alle hatten von dem Elend gelebt und profitiert.
Auch sie selbst. Sie hatte es gebilligt, daß ihr Mann mit Tierversuchen
arbeitete. Aber hatte sie wirklich gewußt, was er da tat? Hatte sie
es denn wirklich wissen wollen? Sie hatte sich mit Worten und Erklärungen
zufrieden gegeben. Es geschah ja nicht, um die armen Geschöpfe zu
quälen. Es diente dem Leben und der Gesundheit der Menschen. Damit
schien alles gerechtfertigt zu sein. Oder wollte sie vielleicht ohne ein
rettendes Medikament sterben - nur weil man es nicht erproben durfte? "Aber
um welchen Preis - um welchen Preis," stöhnte sie auf. Hatte sie sich
je gefragt, ob der Mensch so rücksichtslos sein eigenes Wohlergehen
über alles stellen durfte? "Woher haben wir das Recht? Woher nehmen
wir es uns?"
Und
dann tauchte das Bild auf, vor dem sie sich so fürchtete. Das Bild,
vor dem sie immer aufgewacht war. Aber jetzt konnte sie nicht aufwachen.
Sie war ja wach, so wach, daß sie nicht mehr ausweichen konnte. Sie
sah wieder die Katze in der Gabel - und ihre Gestalt veränderte sich,
verwandelte sich - und sie sah Daniel eingezwängt in die Halterung
- und er mußte schlucken, schlucken. Und hinter ihm stand eine helle,
weißgekleidete Gestalt und sah zu - neugierig, interessiert, ohne
eine Gefühlsregung. Sie sah nicht auf den schluckenden Daniel - sondern
nur auf den Bildschirm mit den Meßanzeigen. Das war es, was die helle
Gestalt faszinierte. Alles übrige war ihr gleichgültig - jedenfalls
solange alles funktionierte. Solange Daniel schluckte, war sie zufrieden.
Alles andere interessierte sie an Daniel nicht. Anja wollte schreien, aber
sie hatte keine Kraft. Und wer wäre auch zu Hilfe gekommen?
Und
dann, als wäre auf einmal ein Fenster aufgegangen und das Licht hereingeströmt,
sah sie, woher die Hilfe kommen mußte und kam! Sie selbst war es,
die helfen mußte! Sie war gefordert. Merkwürdig - immer hatte
sie geglaubt, daß Hilfe von außen und von anderen kommen mußte.
Sie selbst hatte sich nie für verantwortlich - und auch nie für
fähig gehalten, etwas tun zu können. Aber an ihr lag es. Sie
selbst mußte es tun.
Sie
sprang aus dem Bett. Ihr Mann saß in seinem Arbeitszimmer vor dem
Computer und arbeitete. "Du mußt diese Tierversuche einstellen, sofort,"
sagte sie. "Alle Tierversuche müssen eingestellt werden. Dafür
müssen wir sorgen. Es ist unsere einzige Chance, Daniel wieder zurückzubekommen."
"Was
haben meine Versuche mit Daniel zu tun?" Jürgen Siebert sicherte seine
Datei und stand auf. Offensichtlich war Anja nicht mehr Herrin ihrer selbst.
Es war alles zuviel für ihre Nerven.
Tuesday,
March 06, 2001
Kommunalwahlkampf
in Hessen oder Alibi ick hör dir trapsen
Die
Wahlplakate Kelkheim:
Das
Opfer - 06 von Regina Berlinghof
@ 22:25
Es
war der Tag gewesen, an dem sie mit Daniel Jürgen im Labor besucht
hatte. Die Mitarbeiter ihres Mannes hatten sich um sie und Daniel geschart
und den Sohn des Chefs willkommen geheißen. Da sie den Fotoapparat
fast immer bei sich hatte, hatte sie ihn herausgezogen und um ein Gruppenbild
gebeten. Jürgen hatte Daniel auf seinen Arm genommen und hielt ihn
lachend hoch. Ebenso lachend umringten ihn seine Mitarbeiter in ihren weißen
Laborkitteln. Aber Jürgen, ebenfalls in seinem weißen Mantel,
überragte und überstrahlte sie alle - eine lichte Gestalt, die
alles um ihn und neben ihm verblassen ließ.
Das
Foto entglitt ihrer Hand. Anja verharrte gelähmt in dem Sessel, die
Augen weit geöffnet und blind geworden. Sie war in eine bleierne Stille
eingetaucht. Das Grauen der Nacht hatte sie eingeholt und hielt sie in
der Wirklichkeit des wachen Tages gefangen. Als sie sich endlich aus der
Starre lösen konnte, war es dunkel geworden. Sie saß allein
in dem dunklen Haus. Ihr Mann war noch nicht vom Labor zurückgekehrt.
Als
er endlich eintraf, hatte er schon gegessen. Er stellte den Fernseher an,
um die Nachrichten zu hören. Er schaute auf die bunten Bilder aus
dem schwarzen Kasten, und Anja wußte, daß er nicht zuhörte.
Irgendwie war sie sogar erleichtert. In seiner Gegenwart fühlte sie
sich auf einmal beengt und schuldbewußt. Sie hatte das Gefühl,
als müßte sie ihm eine Frage stellen. Aber sie brachte es nicht
fertig. Nach den Nachrichten schauten sie eine alberne Komödie. Sie
sahen sie stumm und ohne zu lachen. In dieser Nacht träumte Anja wieder
von dem klagend weinenden Daniel und von der schrecklichen, hellen Gestalt.
Die lachte und beugte sich zu Daniel. Daniel heulte schrill weinend auf.
Anja spürte einen schmerzhaft bohrenden Stich im Arm. Wie hell brennendes
Feuer fraß der Schmerz durch ihr Fleisch. Aber schlimmer noch als
dieser Schmerz war Daniels gequältes Schreien und Weinen. Anja gefror
das Blut. Sie war wach geworden. Aber der brennende Schmerz im Arm und
Daniels Weinen war noch so wirklich und so schrecklich wie in dem Traum.
Endlich konnte sie die Hand ausstreckten und das Licht anzünden. Jürgen
lag neben ihr, der Mund halb offen. Beim Ausatmen rasselte er dumpf. Dann
schien sich der Atem zu verlieren, um in einem plötzlichen aufbegehrenden
und stotterndem Schnauben wieder die Luft einzuholen. Anja betrachtete
ihren schlafenden Mann nicht zum ersten Mal. Ein weiches Lächeln lösten
sonst diese Schnarchtöne aus. Dieses sanfte Schnarchen war die geheime
Schwäche dieses herrlichen Mannes, seine Achillesferse, sein Lindenblatt,
die winzige Schramme auf der glänzenden Rüstung des Helden. Und
nur sie, Anja, wußte um diese lächerliche Schwäche. Sie
liebte ihn darum um so mehr. So war es gewesen. Aber als er jetzt wieder
zitternd und schnaubend den Atem in sich einzwang, fragte sie sich auf
einmal, was sie daran so betörend und liebenswert gefunden hatte.
Jürgen lag neben ihr, nichts ahnend von ihrem Schrecken und Daniels
Weinen - und schnarchte. Angewidert wandte sie sich ab. Sie stand auf,
nahm ihr Bettzeug und zog damit ins Wohnzimmer auf die große Couch.
Als
Jürgen Siebert am Morgen feststellte, daß seine Frau aus dem
Schlafzimmer ausgezogen war, zog er nur kurz die Lippen hoch. Er aß
sein Frühstück wie gewohnt und stellte seiner Frau keine Frage.
Er war froh, als er ins Labor entweichen konnte.
Anja
wanderte durch das Haus. Eine innere Unruhe trieb sie an, etwas zu tun.
Sie mied den Tisch mit den Fotos. Sonst gab es keine Arbeit. Wie ein Tiger
hinter Gitterstäben strich sie durch die Räume. Als sie wieder
einmal an der verschlossenen Tür des Arbeitszimmers ihres Mannes vorbeikam,
blieb sie wie angewurzelt stehen. Dann öffnete sie die Tür und
ging zum Schreibtisch. Sie ließ den Computer in Ruhe, weil sie nicht
wußte, wie man ihn bediente. Sie öffnete die Schubladen und
hastete mit zitternden Fingern durch die Mappen und Ordner. Erst nach einer
Weile ließ sie sich auf den Schreibtischstuhl fallen. Sie fühlte
sich so erschöpft wie in einem fiebrigen Schwächeanfall.
Wie
harmlos Worte und Bilder sein können, wie nüchtern und solide
wissenschaftliche Berichte: Worte geformt zu einfachen, klaren Sätzen,
bestehend aus Subjekt, Prädikat und Objekt. Und diese Sätze wiederum
logisch fein säuberlich aufeinander geschichtet - Bausteine der wissenschaftlichen
Erkenntnis, des Fortschritts und der Zivilisation. Und aus jedem dieser
harmlosen Worte, aus jedem dieser kristallklaren Sätze sprang sie
das nächtliche Grauen an, das hämisch-gellende Lachen der hellen
Lichtgestalt und das gequälte, wimmernde Weinen Daniels. "Verstehst
du jetzt, was geschieht?" flüsterte eine Stimme in ihrem Innern. "Oder
willst du die Wahrheit immer noch nicht erkennen?" Anja sprang auf. Sie
konnte diesen Raum, dieses Haus nicht länger ertragen.
Jürgen
Siebert war nicht sehr erbaut, als seine Frau plötzlich im Büro
auftauchte. Er bot ihr höflich einen Platz an. Als er noch nach den
rechten Worten für eine einleitende Frage suchte, sagte Anja "Laß
mich deine Experimente sehen. Ich will deine Tiere sehen und sehen, was
du mit ihnen machst!"
Anja
starrte ihn mit bösen und zu Schlitzen verengten Augen an, als wäre
er ein Fremder - und ein Gegner.
"Sicher
- aber es würde mich interessieren, warum du ausgerechnet jetzt -
ohne jede Vorankündigung - meine Arbeiten sehen willst." Er versuchte,
Zeit zu gewinnen.
Anja
konnte seinen Anblick kaum ertragen. Wie herrscherlich er dasaß!
Wie kühl und souverän er seine Autorität behauptete. Wie
sie ihn einst dafür geliebt und bewundert hatte! Aber das war in jener
Zeit, die jetzt ferner war als die eigene Kindheit.
"Wie
gut du taktieren kannst," sagte sie bitter. "Wenn ich daran denke, wie
stolz ich war, als du sie im Fernsehen in Grund und Boden geredet hast!
- Aber es geschieht mir ja recht. Ich war dumm und blind - und wollte dumm
und blind bleiben. Es war ja so viel bequemer und angenehmer!" Sie schluckte.
"Ich habe deine Arbeiten gelesen."
"Ich
verstehe." Er nickte - mehr zu sich selbst als zu ihr.
Anja
staunte über den Haß, der wie ätzende Salzsäure in
ihr brannte. Sie kämpfte um ihre Beherrschung. "Ob du verstehst oder
nicht, ist mir egal. Ich will nur deine Experimente sehen! Ich will sie
selbst sehen!"
Er
hatte jenen selbstsicheren, beruhigend sachlich kühlen Ton in der
Stimme, mit dem er aufmüpfige Studenten oder aufgeregte Gegner zur
Strecke brachte. Anja registrierte den unterschwelligen Bändigungsversuch
mit höhnischem Lachen. Die hypnotische Stimme hatte auf sie ihre Wirkung
verloren.
"Halte
mich nicht hin - ich kenne deine Tricks! Mich kannst du mit deiner Jovialität
und Überheblichkeit nicht mehr beeindrucken!"
Schneller
als er reagieren konnte, war sie aufgesprungen und durch die Seitentür
ins Labor geschlüpft.
(Fortsetzung
folgt. Die bisherigen Folgen stehen auch auf meiner Homepage: www.regina-berlinghof.de
Das
Opfer - 05 von Regina Berlinghof
@ 19:17
Wann
die Träume begonnen hatten, konnte Anja im Nachhinein nicht mehr festmachen.
Es war ja auch kein Wunder, daß sie in dieser Situation unter Schlafstörungen
litt und von Alpträumen heimgesucht wurde. Die ersten Nächte
hatte sie ein Schlafmittel genommen. Aber morgens wachte sie zerschlagen
auf und war müder, als sie zu Bett gegangen war. Sie setzte die Tabletten
ab und stellte sich der Schlaflosigkeit und den Träumen. Zuerst hörte
sie nur Daniels Weinen. Ein Weinen, das in ängstliches Wimmern überging.
Sie schreckte hoch. Ihr Herz schlug bis in den Hals. Erst als sie sich
beruhigend einredete, daß sie nicht in Wirklichkeit Daniels Stimme
gehört, sondern daß ihre Angst diesen Alptraum produziert hatte,
konnte sie wieder einschlafen. Ein paar Tage später träumte sie,
daß Daniel weinend nach ihr rief. Er schien große Angst zu
haben. Irgendwie hatte sie den Eindruck, daß er in einem kleinen
dunklen Raum eingesperrt war - ein Raum, der mehr einer Kiste glich. Als
sie ihrem Mann davon erzählte, zuckte er die Achseln und redete von
typischen Angstträumen. Anja bestand darauf, den Traum der Polizei
zu melden.
Oberkommissar
Reuter hörte sich ihren Traum geduldig an. "Zu neunundneunzig Prozent
ist es ein Traum, der nichts zu bedeuten hat," sagte er. "Zu einem Prozent
besteht vielleicht die Wahrscheinlichkeit, daß es ein Wahrtraum ist.
Es hat Fälle gegeben, wo mediale Menschen uns weiterhelfen konnten.
Wir hängen das nicht an die große Glocke. Wir kämen vor
lauter hilfswütigen Scharlatanen nicht mehr zu unserer eigentlichen
Arbeit. - Nur," schränkte er sofort ein, als er Anjas Augen in neuer
Hoffnung aufglänzen sah, "nur ist Ihr Traum, selbst wenn er "hellsichtig"
wäre, zu vage und gibt zu wenige äußere Anhaltspunkte,
daß wir damit etwas anfangen können."
Der
Hoffnungsschimmer in Anjas Augen erlosch. Kommissar Reuter wußte
nicht, ob er jetzt etwas Falsches und gegen alle Polizeiregeln Widriges
sagte, aber er wollte der Frau helfen und Mut zusprechen: "Achten Sie weiter
auf Ihre Träume - vielleicht werden sie ja konkreter. Wenn Sie ein
Bild von der äußeren Umgebung bekommen, können wir Ihnen
vielleicht weiterhelfen."
In
der folgenden Nacht hörte sie wieder das unerträgliche Weinen
ihres Kindes. Wieder war es mit dem Eindruck der Dunkelheit, des Eingesperrtseins
und Verlassenseins verbunden. Als Anja aus dem Schrecken erwachte, konnte
sie sich an kein genaueres Bild einer Umgebung erinnern. Sie meinte aber,
einmal eine helle große Gestalt gesehen zu haben, die um ihren Jungen
strich. In der übernächsten Nacht wiederholte sich der Traum
- nur daß auf einmal die helle Gestalt auf sie zukam. Das Aussehen
dieser Gestalt war unklar, ihre Konturen verschwommen. Nur als sie näherkam,
verströmte sie eine solch furchtbare Kälte und ein namenloses
Grauen, daß Anja in kalten Schweiß gebadet aufwachte. Der Traum
hielt sie den ganzen Tag gefangen. Sie fürchtete sich vor der kommenden
Nacht. Aber sie war fest entschlossen, dieser Gestalt standzuhalten und
herauszufinden, was sie von ihr - und von Daniel wollte. Doch als sich
die Gestalt wieder näherte, und panische Angstwellen Anja zu überfluten
drohten, wachte sie mit einem Schrei auf. Ihr Schrei hatte sogar ihren
Mann geweckt, der einen gesunden Schlafmittelschlaf neben ihr schlief.
Er nahm sie geduldig in die Arme. Aber Anja war es unmöglich, ihm
von dem Traum und von dem entsetzlichen Grauen, das die Gestalt verbreitete,
zu erzählen. Fast noch mehr fürchtete sie die üblichen Trostworte,
die er ihr geben würde, bei denen sie sich wieder wie ein weinendes
Kleinkind vorkam, das von den Eltern wegen einer Nichtigkeit getröstet
werden mußte.
Erst
in der vierten Nacht brachte sie es fertig, die Terrorgestalt zitternd
zu fragen: "Was willst du?" Aber noch bevor die Gestalt antworten konnte,
war sie wieder in panischer Angst aufgewacht. Anja Siebert wußte
nicht mehr, wie sie die Tage verbringen sollte. Das bißchen Haushalt
war zu schnell gemacht. Zum Lesen konnte sie sich nicht mehr konzentrieren.
Selbst die Ablenkung durch den Fernseher half nicht mehr. Ihre Schwester,
die sie anfangs täglich besucht hatte, war in ihren Alltag zurückgekehrt.
Sie telefonierten häufig. Anjas Freundinnen riefen nicht mehr ganz
so oft an. Sie hatten Scheu, das Thema anzusprechen, an das sie doch immerfort
denken mußten. Sie versuchten, Anja zu zerstreuen. Anja hatte sich
das anfangs gerne gefallen lassen. Aber seit den Träumen wollte sie
sich nicht mehr ablenken lassen. Warum sollte sie sich von dem Wichtigsten,
das sie und ihr verschwundenes Kind betraf, ablenken lassen? Nach dem Gespräch
mit Oberkommissar Reuter sprach sie auch nicht mehr mit ihm über die
Träume. Eine unerklärliche Angst hatte sie befallen, die Träume
könnten sich auflösen, zerfließen, wenn sie über sie
redete. Diese Träume wollten nicht, daß sie über sie sprach.
Erst mußte sie sie verstehen.
In
der aufgeräumten und sorgfältig gereinigten Wohnung ging Anja
daran, die Bücher in den Regalen zu durchzusortieren. Dann ordnete
sie die Schallplattensammlung neu. Schließlich wandte sie sich den
Fotoalben zu und klebte die restlichen losen Bilder nach. Es waren meist
Bilder von Daniel. Die Babybilder waren schon in einem vollen Album untergebracht.
Die letzten zwei Filme, die noch nicht eingeklebt waren, zeigten das Vorstadium
des Krabbelalters und Daniels erste Krabbelversuche. Anja saß vor
den Bildern. Es waren Bilder wie von einem anderen Stern. Sie erinnerte
sich noch genau an die Situationen, in denen sie aufgenommen worden waren.
Sie sah sie klar und deutlich vor sich - doch wie durch eine Glaswand.
Sie starrte in Daniels Gesicht, das lächelte oder zu einer Grimasse
verzogen war. Ewigkeiten saß sie so und starrte. Es dauerte stundenlange
Minuten, bis sie ein Bild in das Album geklebt hatte und sich dem nächsten
zuwenden konnte. Es war vielleicht das zwanzigste Bild, bei dem ihr der
Atem stockte. Das Bild verschwamm vor ihren Augen, ihr ganzer Körper
begann zu zittern und zu frieren. Sie konnte nichts mehr erkennen - aber
sie brauchte auch das Bild nicht zu sehen. In ihrem Innern sah sie, was
auf dem Bild abgebildet war. Es war der Tag gewesen, an dem sie mit Daniel
Jürgen im Labor besucht hatte. Die Mitarbeiter ihres Mannes hatten
sich um sie und Daniel geschart und den Sohn des Chefs willkommen geheißen.
Da sie den Fotoapparat fast immer bei sich hatte, hatte sie ihn herausgezogen
und um ein Gruppenbild gebeten. Jürgen hatte Daniel auf seinen Arm
genommen und hielt ihn lachend hoch. Ebenso lachend umringten ihn seine
Mitarbeiter in ihren weißen Laborkitteln. Aber Jürgen, ebenfalls
in seinem weißen Mantel, überragte und überstrahlte sie
alle - eine lichte Gestalt, die alles um ihn und neben ihm verblassen ließ.
Taliban,
Kultur und Glauben von Regina
Berlinghof @ 19:11
Ich
sehe gerade die ZDF-Nachrichten. Bericht über die Zerstörung
der Buddha-Statuen in Afghanistan durch die Taliban.
Thursday,
March 01, 2001
Schreiben,
Kultur und der ganz normale Bücherwahnsinn
Ich habe einen Weg gefunden, wie
man leichter schreiben kann: wir brauchen nicht länger Steine zu behauen.
Wo kommen wir denn hin, wenn jeder Bauer sich ein Buch
Gibt es nicht schon genug Schundliteratur in der Welt? Sunday,
February 25, 2001
Das
Opfer - 04 von Regina Berlinghof
@ 20:03
Das
Gespräch zwischen den beiden Eheleuten war fast verstummt, seitdem
Daniel verschwunden war. Es beschränkte sich auf die kleinen alltäglichen
Notwendigkeiten. Über das, worüber ihre Gedanken ständig
und zwanghaft kreisten, sprachen sie kaum, und wenn, dann nur in Andeutungen
und beschönigenden Umschreibungen. Wie auf ein Signal schreckten sie
beide davor zurück, ihre Angst, ihre Verzweiflung in Worte zu fassen.
Als würde nur ein Wort den Damm zum Überlaufen und vielleicht
zum Einsturz bringen, versuchten sie, sich durch das Schweigen aufrecht
zu halten, die Fassung zu wahren und die Hoffnung nicht zu verlieren.
"Beten!"
stieß Professor Siebert bitter aus. "Wenn die Polizei nicht weiter
weiß, rät sie zum Beten! Ich gehe ins Labor. Die Arbeit ist
jedenfalls nicht davongelaufen."
Er
ging, wie er jeden Tag gegangen war. Der Weg ins Labor, das Labor selbst,
war sein Halt. Die Arbeit hielt die die quälenden Gedanken fern und
gab ihm das Gefühl, etwas tun zu können. Denn wenn er nichts
tat, nicht handelte - dann blieb ihm nur übrig, in das schwarze Loch
hilfloser Ohnmacht zu blicken. Und zu der Ohnmacht, für seinen Sohn
nichts tun zu können, gesellte sich nun auch noch die Hilflosigkeit
der Polizei, die die bisher nur persönliche Ohnmacht in absolute Machtlosigkeit
verwandelte. Siebert schauderte unwillkürlich vor diesem Abgrund zurück.
Er arbeitete noch mehr als früher. Hier konnte er wenigstens etwas
Sinnvolles tun.
Anja
Siebert hörte die Tür zuschlagen. Dann war sie mit ihren Gedanken
allein. Sie dachte darüber nach, ob sie beten sollte. Sie war nicht
religiös. Während des Studiums war sie aus der Kirche ausgetreten.
Gott, Kirche, Gebet - das waren Worte, die nichts in ihr auslösten.
Sie konnte sich Gott nicht als den rauschebärtigen Alten der Kinderzeit
vorstellen - und zu einem Kantschen Ding an sich kann man nicht beten.
Es war ihr überhaupt unvorstellbar, daß eine Art Person die
Welt geschaffen haben sollte - denn Gott mußte doch eine Art Person
sein, wenn man ihn (oder sie?) mit "Du" anreden konnte. Sprechen, bitten
- das tat man nur zu einem anderen, einem Gegenüber. Aber dieses Gegenüber,
das Gott sein sollte, hatte in ihrem Leben keine Rolle gespielt - und es
hatte sich auch nicht ausgewirkt. Warum sollte sie Gott bitten, daß
er ihr Daniel zurückgebe? Wenn Gott so allmächtig und allgütig
war, wie es immer hieß, dann hätte er ihn erst gar nicht verschwinden
lassen dürfen! Nein, zu einem solchen Gott konnte und wollte sie nicht
beten.
Aber
ein anderes Wort Kommissar Reuters war ihr nachgehallt: unversehens. Ja,
Daniel war unversehens verschwunden - so unversehens, als sei er wirklich
unsichtbar geworden und aus der Wohnung geschwebt. Anja schauderte - und
dachte wieder an den kalten Luftzug. Das ließ sie sich nicht ausreden
- daß dieser kalte Luftzug mit der Entführung zusammenhing.
Aber wie und warum, das sah und verstand sie nicht.
Wann
die Träume begonnen hatten, konnte Anja im Nachhinein nicht mehr festmachen.
Es war ja auch kein Wunder, daß sie in dieser Situation unter Schlafstörungen
litt und von Alpträumen heimgesucht wurde. Die ersten Nächte
hatte sie ein Schlafmittel genommen. Aber morgens wachte sie zerschlagen
auf und war müder, als sie zu Bett gegangen war. Sie setzte die Tabletten
ab und stellte sich der Schlaflosigkeit und den Träumen. Zuerst hörte
sie nur Daniels Weinen. Ein Weinen, das in ängstliches Wimmern überging.
Fortsetzung
folgt
Wednesday,
21, 2001
Das
Opfer - 03 von Regina Berlinghof@
17:20
Irgendwo
mußte ein Fenster offenstehen oder war von selbst aufgegangen. Sie
eilte in Daniels Zimmer. Daniel war gegen Zug noch sehr empfindlich. Sie
war erleichtert, als sie das Fenster in seinem Zimmer geschlossen fand.
Sie beugte sich über sein Bettchen und erstarrte. Er war nicht mehr
da. Nein, das konnte nicht sein, sie hatte sich getäuscht! Sie langte
in das Bett und griff ins Leere. Dann stürzte sie zum Lichtschalter
- das Licht bestätigte ihr nur, was sie nicht wahrhaben, nicht hatte
glauben wollen. Sie schrie nach Daniel - und wußte nur zu gut, daß
er noch zu klein war, um das Bett selbständig verlassen zu können.
Sie rannte durch das ganze Haus - von Daniel keine Spur. Auch sonst war
kein Fenster geöffnet, die Tür war noch verriegelt.
Die
schreckliche Wahrheit durchtränkte allmählich ihr Bewußtsein,
bis sie schließlich sehen und fassen konnte, daß sie nicht
halluzinierte und nicht unter Sinnestrübungen litt. Als ihr nichts
als die Erkenntnis übrig blieb, daß ihr Kind wirklich und tatsächlich
verschwunden war, blendete eine überklare und energiegeladene Wachheit
in ihr auf und schob die zitternde Angst in einen dunklen, nicht mehr wahrnehmenbaren
Winkel. Es war wie an einem eisig-sonnigen schneebedeckten Wintertag bei
Ostwetterlage: der Wind hatte Wolken, Staub und Smog davongeweht. Auf freiem
Land ging die Sicht kilometerweit. Boden, Himmel leuchteten so intensiv
in der frostigen Luft als seien sie von einer südlichen Sonne beschienen.
Aber die Farben waren trügerisch, denn draußen schnitt die Kälte
scharf ins Gesicht, und der Tod lauerte auf Menschenfleisch, wenn man die
bloße Haut nicht schützte und wärmte. In dieser frostig
klaren, luziden Wachheit rief sie bei dem Fernsehsender an und verlangte
ihren Mann. Sie waren schon in ein Weinlokal abgezogen. Aber jemand im
Studio konnte ihr noch den Tip geben, wohin sie gegangen waren. Sie erreichte
ihn dort. "Daniel ist fort - ich rufe jetzt die Polizei an. Komm nach Hause!"
Sie sprach so klar und bestimmt, daß Jürgen nicht nachfragte
oder nähere Erklärungen wünschte. Unter einem Vorwand verabschiedete
er sich von den Fernsehleuten und fuhr nach Hause. Als er ankam, war die
Polizei schon eingetroffen.
Die
Fakten waren bestürzend. Der knapp einjährige Daniel war aus
der Wohnung verschwunden, ohne daß es sichtbare Anzeichen für
ein gewaltsames Eindringen von außen gab. Frau Siebert hatte das
Kind zuletzt ruhig schlafend in seinem Bettchen gesehen, bevor sie sich
zum Fernsehen gesetzt hatte. Die ganze Zeit über hatte sie sich im
Raum neben dem Kinderzimmer befunden und nichts Auffallendes oder Besorgniserregendes
gehört. Alle Fenster und Türen des Siebertschen Hauses waren
verschlossen. Es war unmöglich, daß der kleine Daniel selbst
sein vergittertes Kinderbett verlassen, zur Haustür gekrochen - und
dann von selbst - welch absurde Vorstellung! - sich zur Verriegelung aufgerichtet
oder emporgezogen hatte, um sie aufzudrehen, dann die Klinke nach unten
zu drücken und schließlich nach draußen zu entwischen.
Trotzdem begann eine Suchmannschaft sofort, die nähere Umgebung nach
dem Kind abzusuchen. Spezialisten der Spurensicherung wurden umgehend beim
Bundeskriminalamt angefordert. Die exponierte Stellung Professor Sieberts
und sein Eintreten für Tierversuche ließ an die Tat eines rachsüchtigten
Tierschützers denken. Natürlich wurde auch das persönliche
Umfeld der Eheleute Siebert durchleuchtet. Es gab vier Schlüsselbunde
für das Siebertsche Haus. Je einen hatten die Eheleute, einen hatte
man der Schwester von Frau Siebert zur Aufbewahrung gegeben, und einer
hing als Reserve im Schlüsselkasten. Die Nachforschungen bei der Schwester
oder bei Nachbarn ergaben keinerlei Verdachtsmomente. Der Reserveschlüssel
hing da, wo er immer hing. Keiner der Schlüssel wies Anzeichen dafür
auf, daß er zum Anfertigen von Nachschlüsseln behandelt worden
war. Frau Siebert hatte im Verlauf der Fernsehsendung zweieinhalb Glas
Rotwein getrunken, die aber keine nachteiligen Auswirkungen zeigten. Auf
die Polizeibeamten machte Frau Siebert den Eindruck einer innerlich zitternden
und nervösen, insgesamt aber doch gefaßten Frau, die ihre Nerven
beieinander halten konnte.
Die
nächtlichen Ermittlungen erbrachten keinerlei Hinweise für den
Verbleib des kleinen Daniel. Die Polizei wartete auf den Anruf der Entführer.
Aber kein Anruf kam. Die Auswertungen der Spurensicherung bestätigten
den äußerlichen Eindruck: es gab keine Spuren eines gewaltsamen
Eindringens. Nicht durch die Tür und nicht durch die Fenster.
"Und
was war mit dem kalten Luftzug?" fragte Frau Siebert verzweifelt immer
wieder. Aber niemand konnte, niemand wollte ihr eine Antwort darauf geben.
Fotos von dem kleinen Daniel gingen in den folgenden Tagen durch die Presse
und wurden in den Fernsehnachrichten gezeigt.
"Ich
verstehe das nicht," sagte Polizeioberkommissar Reuter zu seinem Vorgesetzten.
"Normalerweise gehen in einem solchen Fall haufenweise Hinweise aus der
Bevölkerung ein. Aber in meinem ganzen Berufsleben habe ich noch keine
solche Funkstille erlebt." Es gab niemanden, der bei einem Bekannten oder
bei Freunden ein Kind gesehen hatte, das es vorher bei ihnen nicht gab.
Keiner der Nachbarn hatte etwas Verdächtiges um das Siebertsche Haus
an dem Abend des Verschwindens bemerkt. Es gab auch keine offenen oder
anonymen Anzeigen, die das friedlich-harmonische Eheleben der Sieberts
in Zweifel zogen. Die beiden waren sich anscheinend sogar treu. Die Polizei
suchte und spürte nach allen Richtungen, aber von nirgendwoher kam
ein Echo, das anzeigte, daß sie fündig geworden waren. Wie im
Nebel endeten die Spuren immer da, von wo sie ausgegangen waren. Keine
führte weiter.
Oberkommissar
Reuter mußte den verzweifelten Eltern die Erfolglosigkeit der Ermittlungen
eingestehen. Es gab nichts, womit er sie trösten, womit er ihnen Hoffnung
geben konnte. "Wir können nur abwarten und hoffen und beten, daß
der Kleine wohlauf ist und sich so unversehens sich wieder bei Ihnen einfindet,
wie er verschwunden ist. Wir werden weiter jede neue Spur, jeden neuen
Hinweis aufgreifen und überprüfen. Aber vorläufig sind wir
an einem toten Punkt angelangt."
Er
ging und ließ die Eltern in ihrem Schweigen zurück.
Fortsetzung
folgt
Sunday,
February 18, 2001
Das
Opfer - 02
Anja
fand Muße, sich mit seinen Gegnern zu beschäftigen. Es waren
zwei - ein Mann von den Tierschützern, und eine Frau als Vertreterin
der Kirche, in diesem Fall für die ethischen Fragen zuständig.
Es waren zwei kümmerliche, armselige Gestalten, die gegen ihren Jürgen
keine Chance hatten. Der Tierschutzvertreter verhaspelte sich beim Sprechen,
er brachte die altbekannten Behauptungen von den Tieren als Mitgeschöpfen
und fühlenden und leidenden Wesen vor. Statt sie zu begründen,
wiederholte er seine Schlagworte nur wieder und wieder und wußte
Jürgens Einwänden nichts als unsachliche und wütende Einwürfe
entgegenzubrüllen. Seine Unbeherrschtheit verstörte das Publikum,
das anfangs ganz auf seiner Seite gewesen war. Der Beifall, der bei seiner
Begrüßung aufgebrandet war, verlief sich, bis er schließlich
ins Nichtmehrvorhandene versandete. Als er Jürgen schließlich
noch persönlich angriff und ihm überhebliche Arroganz und Fühllosigkeit
vorwarf, hatte er seine Sympathien ganz verscherzt.
Fortsetzung
folgt
Friday,
February 16, 2001
Ein
Klumpen Fleisch - kaum besser als ein Tier ...' Ab wann war der Mensch
denn Mensch?
Eine
(fiktive) Diskussion vor 2004 Jahren und heute...
Als
wir einmal nachts beieinanderlagen und wegen der Hitze nicht einschlafen
konnten, tanzte das kleine Lebewesen in mir auf und ab. Ich griff schnell
nach Jehudas Hand.
(aus
Mirjam.
Maria Magdalena und Jesus. Roman - 9. Kapitel: Die Entfremdung)
Thursday,
February 15, 2001
Das
Opfer - 01von Regina Berlinghof
@ 00:32
Anja
Siebert hatte es sich vor dem Fernseher bequem gemacht. Sie hatte sich
ein Glas Bordeaux eingeschenkt und zur Feier des Tages eine Schachtel mit
den hausgefertigten Pralinées einer Nobelconfiserie aus der Innenstadt
geöffnet. Der kleine Daniel schlief schon fest im Zimmer nebenan.
Alles war bereit für die große Stunde, in der sie Jürgen
in einer Talkshow erleben durfte. Professor Dr. Jürgen Siebert war
als vehementer und beredter Verfechter für wissenschaftliche Tierversuche
zu der Runde eingeladen worden. Im Kreuzfeuer geharnischter, öffentlicher
Kritik war er einer der wenigen, die die Fahne für Wissenschaft und
Forschung hochhielten und die Fortsetzung der Tierversuche für unabdingbar
erklärten. Anja Siebert bewunderte ihren Mann, der so aufrichtig und
aufopfernd für seine Sache eintrat. Schließlich geschah es ausschließlich
zur Rettung von Menschenleben.
Fortsetzung
folgt
Diese
und alle weiteren Folgen dieser Geschichte, die ich im Tagebau veröffentlicht
habe, finden sich auf meiner Homepage
Die 68er Diskussion von Regina Berlinghof @ 22:38
Ich lese mit Verwunderung, daß die Tageszeitungen
und Journale voll sind mit kritischen Artikeln über die 68er Jahre.
Wieso ausgerechnet jetzt? 1998, zum dreißigsten Geburtstag, gab es
gerührte Heldenerinnerungen und sonst nichts.
Damals veröffentlichte ich auf meiner Homepage meine
Erinnerungen an diese Zeit. Titel: "Total out. Erinnerungen
einer reaktionären 68erin".
Noch weniger galten Tatsachenberichte wie Wolfgang Leonhardts
"Die Revolution entläßt ihre Kinder" oder die Autobiographie
seiner Mutter: "Gestohlenes Leben". Ein Buch ähnlich erschreckend
wie die Berichte aus den NaziKZ's. Susanne Leonhardt hatte Jahre im Gulag
verbracht. Sie setzte sich nicht nur kritisch mit Stalin, sondern auch
mit Lenin auseinander. Aber davon wollten die Freiheitsbeweger und Aufklärer
nichts wissen. Auch nicht, als Solschenizyn über die Gulags schrieb.
Das waren alles Schreiberlinge im Dienste des Klassenfeindes. Als die Sowjets
in Afghanistan einmarschierten, waren das natürlich Befreier von einem
reaktionären System.
Menschenrechte oder Quod
licet Jovi non licet bovi - Nachtrag-
Regina
Berlinghof @ 18:58
Menschenrechte oder Quod
licet Jovi non licet bovi-Regina
Berlinghof @ 00:29
Gutes
Fleisch auf den Tisch (3) - oder Neues aus Absurdistan-
Regina
Berlinghof @ 23:42
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